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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Strand
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ich mit den Gefangenen vorhatte, sollte es mir gelingen, sie zu befreien … aber darüber würde ich mir später den Kopf zerbrechen.
    Ich durchquerte das Foyer, lief einen kurzen Flur entlang … und hielt angesichts der Klänge von Musik inne. Countrymusik, die an sich passabel gewesen wäre, jedoch von der alles andere als melodischen Stimme Mortimers sabotiert wurde.
    Sie stammte aus dem Esszimmer.
    Wenngleich ich unmöglich sicher sein konnte, bildete ich mir aufgrund der Anordnung dieses Ortes ein, dass ich am Esszimmer vorbei musste, um zum anderen Gebäude zu gelangen. Und selbst wenn nicht, ich wurde allmählich nervös wegen der langen Zeit, die ich mich bereits aus meinem Zimmer entfernt hatte. Ich musste weiter.
    Äußerst langsam näherte ich mich auf Zehenspitzen dem Eingang zum Esszimmer. Mortimers Gesang wurde lauter und falscher.
    »
Oooh, warum hast du mich verlassen, wie soll ich das wissen, aber kommst du wieder, den Kopf wirst du vermissen …
«
    So vorsichtig wie menschenmöglich – für einen Loser wie mich – spähte ich ins Esszimmer. Mortimer saß mit dem Rücken zu mir am Tisch. In einer Hand hielt er eine riesige Putenkeule, in der anderen ein Eis am Stiel. Selbst von hinten war das kein schöner Anblick. Rasch huschte ich an der Tür vorbei und setzte den Weg fort.
    Ich folgte einigen weiteren gewundenen Gängen und war nicht völlig sicher, ob ich den richtigen Weg einschlug, fühlte mich aber zumindest nicht hoffnungslos verirrt. Dann erreichte ich die Tür, durch die man zum anderen Gebäude gelangte.
    Ich verspürte unglaubliche Erleichterung; zugleich steigerte sich meine Beklommenheit deutlich. Ich schwenkte die Schlüsselkarte, öffnete die Tür und trat hinaus.
    Draußen herrschte klirrende Kälte, und es schneite heftig. Obwohl der kurze Pfad zum anderen Gebäude erst unlängst freigeschaufelt worden war, musste ich mit einem Fuß meine Spuren hinter mir verwischen. Am Eingang zu dem Metallbau hielt ich zitternd die Karte vor das Lesegerät.
    Nichts geschah.
    Ich wiederholte den Versuch. Immer noch nichts.
    Wunderbar. Meine gesamte Expedition war Zeitverschwendung gewesen.
    Probeweise drückte ich den Türgriff, aber leider war niemand so hirnlos gewesen, nicht abzuschließen. Vermutlich wurden irgendwo Reserveschlüssel verwahrt, doch das Haus war zu groß, um danach zu suchen. Mir war speiübel, als ich umkehrte und zur anderen Tür zurückging.
    Auch an dieser funktionierte meine Schlüsselkarte nicht.
    Ich versuchte es erneut … mit demselben Ergebnis.
    Also,
das
war wirklich schlimm.
    Ich verschränkte die Arme und blies Atemwölkchen aus. Bei all dem Potenzial, drinnen zu sterben, würde es damit enden, dass ich hier draußen erfror. Vielleicht würde es mir gelingen, ein Fenster zu finden, das ich einschlagen konnte. Aber selbst wenn mich niemand dabei hörte, würde man die Spuren entdecken und wissen, dass etwas im Busch war.
    Meine beste Vorgehensweise schien darin zu bestehen, neben der Tür zu warten und jemandem aufzulauern, der herauskäme. Nur glaubte ich nicht, dass dies in den nächsten Stunden der Fall sein würde, und ich würde schon in wenigen Minuten meine Hände nicht mehr bewegen können. Das Beste, worauf ich hoffen konnte, war, umzukippen und denjenigen, der herauskam, mit meinem gefrorenen Körper zu erschlagen.
    Ich versuchte es noch einmal mit der Karte. Es half nichts.
    Am liebsten hätte ich mich einfach hingesetzt und geweint.

K APITEL D REIZEHN
    Einige Minuten stand ich da und bemitleidete mich. Roger und den anderen erging es zweifellos schlechter, aber nach allem, was ich durchgemacht hatte, verdiente ich etwas Selbstmitleid.
    Dann tauchte plötzlich ein Licht zu meiner Rechten auf. Ich wirbelte herum und erblickte es auf der gegenüberliegenden Seite beim Zaun. Die Gestalt befand sich zu weit entfernt, um sie zu erkennen, doch sie schwenkte beide Arme über dem Kopf.
    Wer um alles in der Welt …?
    Ich scheute mich immer noch davor, Fußabdrücke zu hinterlassen, gelangte jedoch zu dem Schluss, dass es sich an dieser Stelle nicht mehr lohnte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Also lief ich zu der Gestalt, so gut es mir durch einen halben Meter Schnee möglich war.
    Als ich mich näherte, stellte ich fest, dass es sich um Thomas handelte.
    Er trug einen Anorak und Ohrenschützer. Als ich den Zaun erreichte, sah ich, dass er eine mächtige Platzwunde über einem Auge hatte, und sein Gesicht schillerte knallrot. Er musste bereits eine

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