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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Haare und ein scharfer Blick. Dreiundsechzig Jahre alt, sein Leben in zwei Teile geteilt: vor und nach den zehn Jahren. Er ging mit vorsichtigen Schritten, als ob im Untergeschoss immer noch Gefahr lauerte, Stiefel, die heraufkommen könnten, nachdem die Schritte da unten wie durch einen Schaltknopf am Radio abgestellt worden waren. Ein ganzes Leben danach zu leben. Hätte er das ausgehalten?
    »Nein, es geht nicht.«
    »Sie haben Zeit.«
    »Ich werde mir trotzdem nicht sicher sein.«
    »Sie haben sie ja vornübergebeugt gehen sehen.«
    »Das hat nichts geholfen. Stellen Sie sich vor, ich identifiziere eine Unschuldige.«
    »Das macht nichts. Wer unschuldig ist, ist unschuldig.«
    »Das hat nicht immer geholfen.«
    Adam Kieowsky drehte sich zu Ard um.
    »Eine ist da . aber es ist was mit der Haltung . das Haar vielleicht, das nicht stimmt. Trotzdem.«
    »Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Sollen wir die Frauen bitten, noch eine Runde zu gehen?«
    »Nein, das genügt. Könnte ich etwas zu trinken haben?«
    Auf dem Tisch vor ihnen stand ein Tablett mit Mineralwasser. Ard goss ein Glas ein und reichte es dem Mann.
    »Diese Frau kommt mir bekannt vor . Nummer vier. Aber ich könnte sie ja auch oben in der Kolonie oder sonst wo gesehen haben. Ich kann unmöglich sagen, dass sie es war.«
    Lea Laurelius sah auf, als ob sie durch den Spiegel schauen könnte. Als ob sie gehört hätte, was der Mann gesagt hatte.
    Die Andra Länggatan ist die Straße der Sünde in Göteborg. Fünf Pornoclubs, Antiquitätenläden, libanesische, chinesische, indische und thailändische Restaurants, eine Kneipe mit Gerichten aus dem früheren Jugoslawien, spezialisierte Buch- und Schallplattenläden, Behandlungsräume für Rauschgiftsüchtige, Cafes für alternative Jugendliche. Ein Hotel, das viele hat kommen und gehen sehen.
    Kajsa Lagergren wartete vor dem Club »Crazy« mit einem Duft nach Koriander in der Nase, sie stand direkt unter dem offenen Küchenfenster von »Mogul« und sah eine junge Inderin aus dem »Red Fort Takeaway« gegenüber kommen und die Straße überqueren. Sie stellte sich neben Kajsa unter das Fenster. Ein Mann mit Kochmütze reichte eine breite, längliche Schüssel herunter, die mit Folie zugedeckt war. An einer Ecke hatte sich die Folie gelöst, und Kajsa Lagergren roch das süßliche, starke Aroma der rot glänzenden Hühnchenteile, die unter der Folie zu sehen waren. Dem Tandoorihühnchen folgte eine Schüssel mit warmem Brot, don'tforget the nan, sie sah die Frau mit der Hühnchenschüssel auf dem Kopf und dem Brot unterm Arm zu dem Laden zurückgehen. So sollte man Gegenstände tragen.
    Ein kräftiger Mann in einer braunen Khakihose und weißem Baumwollhemd kam aus dem Club »Crazy«, streckte seine Hand vor und sagte: »Janne Lord.« Er hatte einen Bürstenschnitt, die Augen waren hellblau mit markanten Augenbrauen darüber, die Haut gespannt und gerunzelt wie die eines Kettenrauchers. Er trug eine Kette um den Hals, Kajsa Lagergren ging davon aus, dass sie aus Gold war.
    »Von der Polizei?«
    Er lächelte, und sie nahm einen schwachen Alkoholgeruch im Atem des Mannes wahr. Es konnte auch ein Glas leichtes Bier gewesen sein, das er eine Minute, bevor er in den Schatten der Straße trat, getrunken hatte. Seine Frage hatte er in absolut normalem Tonfall gestellt, so als wäre sie ein Postbote.
    Dies war ein Mann, der sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ. Nicht von Polizisten, nicht von Politikern oder von Feministinnen, die sich regelmäßig auf der Andra Länggatan zu Protestaktionen versammelten.
    Kajsa Lagergren hatte sich nie daran beteiligt, aber sie verachtete die Tätigkeit des Mannes, und sie fühlte sich gekränkt: Teilweise war es auch ihr Körper, der wie ein Stück Fleisch auf Bildern und in den Filmen ausgebreitet wurde.
    »Kajsa Lagergren, Kriminalassistentin.« »Assistentin? Wessen?«
    Der Mann zeigte eine Reihe schöner weißer und teurer Zähne, sorgfältig montierte Kronen.
    »Ich möchte nur ein paar Fragen stellen. Haben Sie ein Büro?«
    »Nicht nur eins, sondern zwei.«
    Er hielt ihr die Tür auf und sie betraten einen großen, offenen Raum mit einem Kassentresen rechter Hand. Sie sah lange Reihen von Zeitungsständern, Zeitschriften und Videokassetten entlang der Wände, im hinteren Teil des Raumes eine Tür mit der Aufschrift KINO, links mehr Türen, einige mit der Aufschrift PRIVAT. Die Beleuchtung war schwach. Einige Männer spazierten schweigend zwischen den Regalen

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