Allem, was gestorben war
Öl gebacken worden und fände jetzt nur mühselig den Weg durch die Adern zum Herzen, das unregelmäßig unter der Motorhaube klopfte.
Ard fuhr am Schlosswald, der großen Lunge der Stadt, vorbei, die jetzt offen und grün in der gläsernen Luft lag. Er konnte weit entfernt Kinder sehen, die unter Duschen standen. Einige Frauen waren bis zu den Waden im Wasser in den Teich gestiegen. So würden sie stundenlang stehen können.
Er fuhr durch die stille Kungsladugärdsgatan weiter in Richtung Norden, die breite Allee, die die Antwort der westlichen Stadtteile auf die Avenyn war. Die schönen Holzhäuser auf Steinfundamenten säumten die Allee, sie waren das Besondere an diesem Stadtteil. Japanische und amerikanische Touristen fuhren langsam mit Bussen hindurch und schauten mit großen Augen. Manchmal erhob sich einer der Männer und salutierte mit der Flasche.
Sten Ard parkte unterhalb der Krawattenfabrik und ging den Hügel hinauf. Oben auf der Hügelkuppe war das Gras gelb und trocken. Zwischen den Schrebergartenlauben bot der Schatten Kühle und ein wenig Feuchtigkeit. Es wäre möglich, einen ganzen Sommer wie diesen hier zu verbringen, näher konnte man der Natur in der Stadt kaum kommen.
Adam Kieowsky arbeitete bei den Kaninchenställen. Er hatte sie ausgemistet, die Spreu erneuert und frisches Wasser hineingestellt. Um ihn herum lagen Kohlstrünke und das Grüne von Mohrrüben im Kreis. Kieowsky schaute auf, als der kräftige Mann im hellen Anzug durch die lose in den Angeln hängende Pforte trat. Wann würde sie herunterfallen? Er musste etwas dagegen unternehmen.
Da kam kein Fremder. Warum der Anzug?
»Herr Kieowsky ...«
»Guten Tag, Herr Kommissar.«
»Sie erkennen mich wieder?«
Adam Kieowsky streckte den Rücken und zog eine Schmerzgrimasse. Er stellte die Gießkanne auf einen dreibeinigen eisernen Tisch.
»Wo ist der andere?«
»Wo . anders.«
»Ich hab gedacht, Sie unterhalten sich immer nur zu zweit mit den Leuten. Der Böse und der Gute.«
»Nur im Film.«
»Ich seh mir selten Filme an.«
»Vielleicht auch in Büchern.«
»Ja.«
Ard trat ein paar Schritte näher und schaute in einen der Ställe. Ein großes schwarzes Kaninchen sah ihn vorwurfsvoll an und fraß dann weiter.
»Entschuldigen Sie bitte, Herr Kieowsky, dass ich hier einfach so hereinplatze. Aber ich wollte Sie noch etwas fragen nach unserem letzten Gespräch.«
»Ja ...?«
»Ich hoffe, es ist okay, wenn ich noch ein paar Fragen stelle.«
»Das ist schon in Ordnung.«
»Diese Frau, die Sie gesehen haben ... Sie meinten, sie sei etwas älter gewesen ... sind Sie da ganz sicher?«
»Wie ich schon sagte ... es schien eine reife Frau zu sein.«
»Warum glauben Sie das?«
»Eigentlich nur so ein Eindruck, eine Ahnung ... aber ich täusche mich selten. Sie trug einen Schal .«
Ard suchte wieder Augenkontakt mit dem Kaninchen, es gelang ihm aber nicht.
»Könnte die Person auch ein Mann gewesen sein .?«
»Man kann sich natürlich verkleiden. Aber aus welchem Grund so früh am Morgen?«
»Zeugen. Sie sind ja selber so ein Exemplar.«
»Nein. Ich glaube nicht, dass es ein Mann war. Aber ganz sicher kann ich natürlich nicht sein. Vielleicht war es der Gang .«
»Der Gang?«
»Hab ich das nicht schon erzählt? Wohl nicht.« »Was war mit dem Gang?«
»Sie ging ein wenig vornübergebeugt, das konnte ich gut erkennen, weil sie vor den anderen herging.«
»Beim letzten Mal waren Sie sich wegen der Größe nicht ganz sicher.«
»Das ist es doch, ich konnte es nicht sehen, weil sie leicht vornübergebeugt ging. Aber ich glaube, sie war recht groß.«
32
Adam Kieowsky ließ sich bei der Gegenüberstellung Zeit. Hinterher war er sich nicht sicher. Wie viele waren sofort sicher? Sten Ard erinnerte sich an die zunächst Unsicheren; wenn sie schließlich jemanden identifizierten, war es häufig die richtige, die schuldige Person gewesen.
Der Zeuge betrachtete die Frauen lange. »Kann man sie auch im Profil sehen?« »Gleich.«
Kieowsky bekam sie im Profil zu sehen. Die Polizistinnen hatten eine besondere Art, schuldig zu wirken. Kajsa Lagergren sah aus, als hätte sie mit Genuss die Katze ertränkt. Der Schorf in ihrem Gesicht gab ihr einen down-and-out-look, der den Polen nicht hereinlegen konnte, was der Veranstaltung aber etwas Kolorit gab.
»Die Frauen sind heutzutage groß.«
Das sagte der Zeuge mehr zu sich selber. Ard schaute auf den kleinen Mann hinunter: Jeans und rotweiß kariertes Hemd, derbe Schuhe, weiße
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