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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hin und her, einer schlug eine Zeitschrift auf und blätterte langsam. Leise Musik aus einem Lautsprecher an der Decke, Musik, die sie nicht kannte. Sie registrierte, dass keiner der Männer auch nur einmal den Blick hob. War es eine Schande, sich hier aufzuhalten?
    Als sie durch den Raum gingen, wurde eine der privaten Türen geöffnet und ein Mann kam heraus. Er stieß leicht mit ihr zusammen, murmelte ein »Entschuldigung« und verließ rasch den Club »Crazy«. Sie konnte einen Blick in ein kleines Zimmer mit einem Videobildschirm werfen, auf dem sich nackte Haut bewegte, unterdrücktes und lautes Stöhnen, oh, oh, oh, oh, oh, einen Münzautomaten und eine Rolle Toilettenpapier an einem Stahldraht an der Wand. Ein Papierkorb unter der Rolle.
    Ihr wurde plötzlich intensiv schlecht, wie nach einer schnellen, durchrüttelnden Autofahrt, wenn man das Gesicht über Berichte beugte, die man lesen musste.
    »Die Wichsbox ist populärer denn je«, sagte Janne Lord. Seine Stimme klang immer noch ganz normal. Für ihn sind das ja Geschäfte, Wörter oder Taten bedeuten nichts.
    Er führte sie in einen kleinen, fensterlosen Raum mit einem kleinen Tisch und einer Sofagruppe aus Leder. Die Wände waren nackt. An der Seite des einen Sessels stand eine Stehlampe, die einen kräftigen, kreisförmigen Lichtschein verbreitete. Auf dem Tisch lag ein Stapel pornographischer Zeitschriften, eine davon aufgeschlagen.
    Janne Lord sprach lange und nur Gutes von Georg Laurelius, wusste jedoch nichts von seinen »Abenteuern« der letzten Zeit.
    »Wir haben dieses Restaurant ein halbes Jahr lang zusammen betrieben, aber dann sind wir getrennte Wege gegangen.«
    »Es muss doch unter seinen alten Geschäftspartnern einiges darüber geredet worden sein, was ihm passiert ist.«
    »Nicht viel. Wenn ich ehrlich sein soll, dann glaub ich nicht, dass jemand um ihn trauert.«
    »Das sind harte Worte.«
    »Wir leben in einer harten Welt. Und Laurelius wollte ein harter Mann sein.«
    »Wollte es sein ...«
    »Manchmal wurde er nicht ganz ernst genommen, und das hat er gemerkt. Dann hat er versucht, noch härter zu sein.«
    »Wie äußerte sich das?« »No comments.«
    »Diskutieren wir hier ernste Angelegenheiten?«
    »Sie wissen natürlich, dass ich einige Personen kenne, die ihrerseits andere kennen, die wiederum jemanden kennen, der sich vielleicht in einem schwachen Moment eine Stecknadel von einem Freund leiht und dann für einige Tage vergisst, die Nadel zurückzugeben. Solche Personen. Wenn ich Ihnen erzählen würde, dass Georg solche Personen kannte, fragen Sie vielleicht, warum ich Ihnen das erzählt habe.«
    Sie warf einen hastigen Blick auf das Bild der aufgeschlagenen Zeitschrift. Warum sah sie so atemlos aus?
    »Er kannte also Leute, die nachlässig mit Stecknadeln umgingen?«
    »Solche Leute kennen wir doch alle.«
    »Hat er auf dem Gebiet Geschäfte gemacht?«
    »Lassen Sie uns sagen, dass er immer taffer sein wollte. Das ist nicht gut. Es ist auch nicht gut, wenn in dem kleinen, friedlichen Göteborg Leute ermordet werden. Das führt dazu, dass die Polizei hierher und zu anderen Orten kommt und Fragen stellt.«
    »Darum wollen Sie jetzt helfen.«
    »Deswegen will ich meine Ruhe haben. Ich weiß nichts, aber ich kann sagen, was ich glaube. Ich glaube nicht, dass einer von Georgs . äh . Geschäftsfreunden so blöd war, ihn umzubringen. Wer hat etwas davon?«
    Als sie sich erhob, hielt er lächelnd drei Zeitschriften hoch.
    »Nehmen Sie ein paar mit. On the house.« Sie sah auf den Mann und seine schönen weißen Zähne hinunter.
    »Nein, danke. Wenn ich Interesse daran hätte, in die Harnwege anderer Leuten zu starren, wäre ich Gynäkologin geworden.«
    Das braune Kuvert stand, gestützt von einer Sandale, hochkant. Er bückte sich und hob es auf, trug es in die Küche und legte es auf den Tisch. Dann gab er Kaffeepulver und Milch in eine Tasse und goss nach einer Weile heißes Wasser darüber. Er hatte den Umschlag geöffnet, die zwei Seiten gelesen und stieß einen Pfiff aus. Während er den Kaffee in kleinen Schlucken trank, dachte er eine Weile nach. Dann stand er auf, ging ins Schlafzimmer und nahm das Telefon.
    »Polizeipräsidium, guten Abend.«
    »Ich möchte gern Polizeidirektor Sven Holte sprechen.«
    »Wen darf ich melden?«
    »Wide, Jonathan Wide.«
    Es war dreißig Sekunden still.
    »Bei Polizeidirektor Holte meldet sich niemand.«
    »Danke.«
    Wide ging zum Nachttisch, behalt du ihn, ich kauf mir sowieso ein neues Bett,

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