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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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für einem Mord reden Sie denn?«
    »Ich hab gesagt, vielleicht geht es um Mord. Ich rede von einer jungen Frau, die jemand mit schlechtem Rauschgift oder zu viel Rauschgift voll gepumpt hat. Anschließend hat man sie sich selbst zum Sterben überlassen.«
    »Haben Sie die Polizei benachrichtigt?«
    »Ich bin mit ihr wie der Teufel in die Notaufnahme vom Östra gefahren. Reicht das nicht?«
    »Wann war das?«
    »Gestern am frühen Morgen, sehr früh. Dann bin ich direkt hierher gefahren und habe damit angefangen.«
    Er zeigte auf eine große Leinwand, die auf einer kleinen Staffelei stand. Babington sah eine dünne rote Schicht über weißem Grund und ein kräftigeres Rot über der dünnen Schicht. An den Rändern eine blaue Kontur. Er sah einige kleine Figuren in der Bildmitte, aber er konnte nicht recht erkennen, was sie taten oder darstellten. Vielleicht sollte er das selbst entscheiden, er hatte mal gehört, dass wirkliche Kunst genauso sehr im Kopf des Betrachters geschaffen wurde.
    »Gut.«
    War es ihm gelungen, dass es so klang, als käme es von Herzen?
    »Sie gucken auf das falsche Ding. Das da benutze ich, um meine Pinsel abzuwischen.«
    »Ach .«
    »Nein, ich hab bloß Spaß gemacht. Könnten Sie mir bei einer Sache behilflich sein?«
    Die Initiative. Babington hatte die Initiative verloren. Ihm lag nicht daran, sie sich zurückzuholen, er wollte weg hier. Er bekam Kopfschmerzen vom Verdünnungsmittel oder was der Kerl benutzte. Sollten Künstler nicht lieber Schutzmasken tragen?
    »Ihnen helfen?«
    In diesem Zimmer genügt es, wenn wir einen Satz nur einmal sagen. Er musste etwas dagegen unternehmen.
    »Dieses Mädchen, das ich aufgelesen habe. Die sagen mir nichts im Krankenhaus. Könnten Sie - als Polizist nicht vielleicht dort anrufen und fragen, wie es ihr geht? Würden Sie das tun?«
    Ard kam aus dem Amtsgericht in der alten Nordstan. Haftprüfungstermine waren Spiele vor leeren Bänken. Besonders wenn danach der Kerl wieder frei herumlief. Schon heute Abend würde der Bursche wieder unterwegs sein, in einer Schlange von Taxis, die schwarzfuhren, auf der Chalmersgatan oder in der Stadt, laut und lebensgefährlich.
    Die Sonne knallte Sten Ard auf die Glatze, dann tauchte er in die Schatten. Er musste sich vielleicht ein Taschentuch mit vier Knoten an den Ecken auf den Schädel legen, wie Bobby Charlton 1970 in Mexiko, bei dem Schicksalsspiel gegen die BRD. Charlton musste vom Spielfeld, als die Sonnenstrahlen ihm das Gehirn versengten, und das war der Anfang vom Ende für England.
    Wenn die Hitze noch eine Weile anhielt, dann war es am besten, alles niederzulegen und hitzefrei zu machen.
    Die Wärme veränderte einen. Den Kollegen bei der Schutzpolizei ging es schlechter denn je. Gewaltausbrüche in Familien, Schreie, die spätabends wie zerzauste Adler zwischen den Häusern hin und her flogen, wenn die Hitze in enge Wohnungen kroch. Die Hitze mischte sich mit Alkohol, Einsamkeit, Angst und gipfelte nicht selten in brutalen Übergriffen und in einem Hass, der sich gegen die Nächsten und Liebsten kehrte, gegen jeden, der gerade greifbar war.
    Sten Ard bog in die Stille der Korsgatan ein und ging im kühlen Schatten zur Markthalle. Schafskäse, der griechische, von Trakien!, schwarze Oliven, gefüllte Weinblätter, Pistazien. Maja brauchte nichts mehr aufzuschreiben, er traf Alexandros jetzt öfter als sie. Schließlich hatte sie ihm sagen müssen, entweder er kaufte noch hundert Gramm Oliven extra oder er musste damit aufhören, sie während der Mittagspause auf dem Weg von der Markthalle zum Polizeipräsidium aufzuessen. Anfangs konnte er nicht kochen, aber er stand gern lange in der Küche und sah zu, wie Maja kleine Kunstwerke aus den ausgebreiteten Zutaten schaffte. Irgendwann hatte er selbst damit angefangen, kleine Happen mit unterschiedlichen Sachen zu belegen. Es hatte ihm Spaß gemacht.
    Knoblaucholiven waren spät in sein Leben gekommen, vermutlich war das eine Frage der Reife, eines entwickelten Geschmacks. Wie Sardellen oder Austern vielleicht. Die getrocknete sizilianische Wurst. Ziegenkäse, abgelagert, ein wahrhaft reifer Duft. Einmal hatte er ein halbes Kilo in einem Schrankfach auf der Stena-Fähre eingeschlossen, und eine ältere Frau, die das Fach neben seinem hatte, war in Ohnmacht gefallen, als die Fähre das Amerikahaus passierte und die Leute anfingen, ihre Sachen aus den Fächern zu nehmen.
    Er betrat die Markthalle von der Södra Larmgatan. Hier waren die Gerüche am

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