Allem, was gestorben war
Orient Ausschau hielten.
»Ich bin unterwegs dorthin.«
Babington sah, wie Lagergren sich zweihundert Meter entfernt durch die Anglergruppe arbeitete. Die Kollegin war gestern nicht dabei gewesen und konnte unbefangen Fragen stellen.
»Ich bin tatsächlich dorthin unterwegs«, wiederholte er mit optimistischer Stimme, der Optimismus galt gleichermaßen sich selbst und Pettersson.
»Nehmen Sie sich vor den Künstlerinnen in Acht.«
»Was?«
»Einige von denen sind vermutlich nicht so nett und entgegenkommend wie ich. Ich stehe oft hier und habe viele kommen und gehen sehen. Das sind Mädchen, die können für sich selber sorgen.«
»Sie haben meine Karte, Pettersson.«
Babington machte auf dem Absatz kehrt und ging auf die alten Fassaden zu.
»Seien Sie vorsichtig!«, rief Pettersson ihm nach. »Einige dieser Frauen haben noch nicht gefrühstückt.«
Er hatte angerufen, aber sie wollten keine Auskunft geben. »Freund« oder »ein Freund der Familie« reichte nicht.
Warum machte er sich Sorgen um sie? Weil sie . hübsch war? Sie könnte hübsch sein . oder war die Zeit hinterm Steuer abgelaufen, schaffte er den Taxijob nicht mehr? Der würde mit der Zeit jeden mürbe machen.
Er hatte die Sonne gemalt, aber sie wollte nicht seine werden, er hatte Kaffee getrunken, er konnte nicht schlafen, konnte sich aber auch nicht auf die Arbeit konzentrieren. Er kriegte das Mädchen nicht aus dem Kopf.
Was hatte sie genommen?
Er hatte ein Geräusch von draußen gehört. Wer zum Teufel war das? Ließ man ihn nicht einmal hier in Ruhe? Der Bursche sah aus, als wäre er in den Büros unterhalb des Hügels zu Hause. Manchmal verirrten sie sich hierher.
Babington sah den Mann am Fenster und klopfte gegen die Scheibe. Der Mann öffnete mit einem flanellbekleideten Arm, der mit Farbspritzern bedeckt war. Sein Gesicht zeigte die Spuren durchwachter Nächte.
»Auf dieser Seite gibt es keine Tür. Wenn Sie hereinwollen, müssen Sie durchs Fenster steigen.«
Babington krümmte seinen schlaksigen Körper und sah sich in dem riesigen Raum um. Er war noch nie im Atelier eines Künstlers gewesen. Es roch stark nach Farbe und Chemikalien, große Leinwände lehnten an den drei Wänden des Raumes, Sägen, Bretter, Eisenrohre, Plastikeimer und zerschnittene Zeitungen, ein tragbares Stereogerät, das klassische Musik spielte, der Künstler selber, der ihn ansah und doch nicht ansah . als ob ihm sein plötzliches Auftauchen egal wäre.
Überall war Farbe. Rot, Blau, kräftiges Gelb. Babington erwartete nicht, dass er irgendetwas sehen würde, was er kennen oder verstehen würde .
»Ich hoffe, Sie kommen von einer Galerie.«
»Nein.«
»Suchen Sie Nina oder Beck? Ich kann Sie durch die Tür dort einlassen, ihre Ateliers sind auf der anderen Seite des Korridors.«
»Ich suche niemanden . Das da wird gut.«
Babington war etwas angespannt. Müsste man nicht etwas Kluges in Gegenwart von so vielen Gemälden sagen?
»Polizei.« Er hielt dem Mann seinen Ausweis hin, das musste reichen. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Die Polizei.« Der Künstler legte seinen Pinsel weg. »Sie kommen gerade recht. Vielleicht bin ich Zeuge eines Mordes geworden.«
9
Babington wollte seinen Notizblock aus der Innentasche ziehen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
»Einen Mord? Haben Sie etwas gesehen?«
»Ich hab das Resultat gesehen.«
»Sind Sie dort gewesen?«
»Im Auto. Und neben dem Auto.«
»Das Auto? Konnten Sie mit dem Auto ganz heranfahren?«
»Wohin? Sind die Straßen nicht für Autos da?«
Babington schloss die Augen. Wie absurd konnte ein Gespräch eigentlich sein? Er musste von vorn anfangen, alles musste so klar wie möglich werden.
»Wir fangen noch mal von vorn an. Sie haben hier draußen geparkt?«
Der Künstler sah den jungen Polizisten lange an. War das die neueste Verhörtechnik?
»Natürlich hab ich hier draußen geparkt. Aber wovon ich rede, das hat am Redbergsplatsen angefangen, ging weiter zu einer Haustür in Hjällbo und endete - wahrscheinlich für immer - im Östra-Krankenhaus.«
»Redber. Dann sprechen Sie gar nicht von dem Mord, der da draußen passiert ist?«
»Ist hier ein Mord passiert?«
Babington schloss wieder die Augen.
»Ich bin hier, um Fragen nach einem Mord zu stellen, der gestern am frühen Morgen auf dem Spazierweg nach Nya Varvet passiert ist, in unmittelbarer Nähe des Roten Steins. Wir fragen die Leute, ob sie etwas gesehen oder gehört haben.«
»Ich nicht.«
»Von was
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