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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Wide, im Widerstand. Clive Robotham wurde im Keller des Hauses von Familie Wide im Enghavevej mitten in der Stadt versteckt. Ole Wide, Jonathans Vater, war damals siebzehn Jahre alt.
    In der Nacht zu Silvester 1942 ist irgendetwas furchtbar schief gegangen. Als Robotham und drei andere britische Flieger zum Hafen und weiter nach England und Brighton gebracht werden sollten, wartete am Andelskai eine deutsche Patrouille. Clive Robotham wurde erschossen, als er versuchte, zurück in die Stadt zu laufen. Ein Engländer wurde getötet, air gunner R. H. Dyson. Ein dänischer Widerständler wurde getötet. Die beiden anderen Engländer wurden festgenommen und verschwanden.
    Großvater Johannes überlebte es. Es war ein Wunder. Eigentlich war es ein doppeltes Wunder. Eine ähnliche Tragödie hatte sich bereits zwei Monate zuvor ereignet. Die Deutschen hatten gewartet. Johannes Wide hatte überlebt.
    Sein Enkel berührte jetzt den anspruchslosen Grabstein. Wie heiß er war! Kam manchmal jemand von England herüber und berührte Clives Grabstein? Er war einundzwanzig Jahre alt and a long way from home ... Wide sah die Bilder in seinem Kopf, das Kriegsende und die winkenden Menschen, als die Schiffe vom europäischen Festland kamen. Was hatte Familie Robotham getan in jenen Tagen, als es zu spät war für we'll meet again . .. ? Das war ein Lied gewesen, an dem sich viele während der schrecklichen Jahre festgehalten hatten. Vielleicht hielten sich Mama und Papa Robotham die Jahre danach noch fester daran.
    Die Wahrheit kam bei Kriegsende ans Licht. Der Widerständler, der kräftige Hafenarbeiter, Sozialist und Gewerkschaftler, war in deutschem Dienst gewesen, ein Verräter. Er hatte sein Maul nicht halten können, sein Bruder war getötet worden, während er im Verhör saß. Es war eine Hinrichtung gewesen, das machten ihm die Deutschen deutlich klar, und der nächste Name auf der Liste war der seines Sohnes.
    Johannes Wide hatte Pech mit seinem Nachruf gehabt. Der Verwaltungsangestellte Ernst Stehle hatte es nicht geschafft, das Dokument zu verbrennen, das Johannes Wides Dienste für die Deutschen nachwies, als die Tür zum deutschen Hauptquartier aufgerissen wurde und alles zu spät war.
    Johannes Wide war zu dem Zeitpunkt schon tot, an einem frühen Frühlingstag 1943 im Hafen ertrunken. Es war Selbstmord gewesen. Alle hatten es für ein Unglück gehalten, bis das Dokument unter eine helle Schreibtischlampe gehalten wurde.
    Mathilde, Jonathans Großmutter, schwor, dass sie nichts vom Doppelspiel ihres Mannes gewusst hatte.
    Im Herbst 1945 hatte Ole Wide jeden Tag Prügel bekommen in verschiedenen Stadtteilen, und wenn er zurückschlug, wurde er noch mehr verprügelt. Als er etwas älter wurde, war er nicht mehr verprügelt worden, aber er war einsam. Er war ganz erstaunt, als er schließlich ein Mädchen traf, das ihn mochte. Sie stammte aus Alborg.
    Die Gedankenkette seines Sohnes wurde vom Geschrei einer Elster unterbrochen. Wide schaute von Robothams Grabstein auf und wandte sich dann langsam nach Süden. Er ging über den größeren deutschen Kriegsfriedhof, Hunderte von jungen Männern, die nie weiter als bis südlich von Töndern gekommen waren. Vielleicht hätte er eine Art Groll empfinden können, aber er spürte nur Trauer und Ohnmacht, als er an den kleinen grauen Kreuzen vorbeiging: Karl Rettenbacher 3.4.20-18.12.42, Anton Sistermann 15.8.21-16.3.42, Hans-Günther Demski 22.7.23-24.12.41. Heiligabend. Achtzehn Jahre alt.
    Er setzte sich eine Weile vor die leere Bühne, als ob er darauf wartete, dass jemand die Treppe heraufkam, vortrat, das Mikrofon einschaltete und ihm erklärte, warum zum Teufel er eigentlich in die Stadt gekommen war.
    Eine Weile später fuhr er drei Runden in dem Karussell, und als er zum dritten Mal Nörregade zwischen den Bäumen sah, wusste er, was er tun würde.

22
    War er ein Mörder? Warum war er von dem kleinen dunklen Mann in dem dunklen Zimmer vor gar nicht so langer Zeit »the killer« genannt worden? Björcke dachte manchmal daran, wie an ein Stückchen konkrete Moral. Es tat ihm gut. Er könnte wieder eine lange Reise unternehmen, den Vorrat von Moral auffüllen und sich gleichzeitig den Quellen nähern.
    »Das Einfache macht es aus.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts. Ich hab bloß grad an was gedacht.«
    »Denken Sie lieber an dies hier.«
    Björcke sah den kräftigen Mann auf der anderen Seite des Tisches an.
    »Hören Sie zu, wir hätten nie . hm . Kontakt zu Ihnen

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