Allem, was gestorben war
geworden gegen die Sicheren.
»Es ist ein sehr verdächtiges Verhalten, sich auf diese Weise zu entziehen.«
»Jetzt bin ich ja da.«
»Sind Sie sich bewusst, dass wir unser Gespräch in einer anderen Umgebung fortführen müssen?«
»Woanders erzähle ich auch nichts anderes.«
Jedenfalls sagte sie jetzt nichts anderes als das, was sie Wide vorher erzählt hatte. Wide hörte aufmerksam zu, hörte jedoch keine entscheidenden Veränderungen in ihrem Bericht. Ganz kurz dachte er an Essen. Dann hörte er den Namen der Tochter.
»Wir müssen uns jetzt umeinander kümmern.«
Der entschlossene Ausdruck in ihrem Gesicht. Leas Haare waren wie eine Kaskade nach vorn gefallen und ließen ihr Gesicht runder wirken. Wide fand, sie sah jünger aus, weicher. Das konnte auch von der schlechten Beleuchtung herrühren.
»Kannte Jeanette die Geschäfte Ihres Mannes?«
»Was meinen Sie?«
»Ich spreche von den Gesprächen über Rauschgift, von denen Sie gerade berichtet haben.«
»Ich weiß es wirklich nicht. Wir haben nie darüber gesprochen ... vielleicht hätten wir es getan, wenn ich früher davon erfahren hätte.«
Sie strich sich die Haare aus der Stirn und steckte es wieder hinter die Ohren.
»Aber Jeanette ist kein kleines Kind mehr«, fuhr sie fort und warf Wide einen kurzen Blick zu. »Jugendliche kriegen oft mehr mit, als wir denken. Ich glaube, dass es nur schwer möglich ist, derartige Geschäfte in einer Familie gänzlich geheim zu halten.«
»Wo ist sie jetzt?«
Ard erhob sich und die harten Linien in seinem Gesicht verschwanden. Wide sah die dunklen Flecken auf seinem kahlen Kopf. Der Mann musste in einem Sommer wie diesem vorsichtig sein.
»Jeanette ist bei einer Freundin. Aber sie möchte gern wieder nach Hause kommen. Das geht doch?«
»Niemand wird sie daran hindern.«
»Das Haus ist also nicht mehr versiegelt?«
»Die Untersuchungen sind abgeschlossen. Sie können ruhig dorthin fahren. Aber morgen müssen Sie im Polizeipräsidium erscheinen. Passt Ihnen zehn Uhr?«
Es war ein Befehl, aber er wollte ihn so weich wie möglich ausdrücken.
»Ja«, sagte sie leise - und dann, an Wide gewandt: »Darf ich mal telefonieren?«
Sie rief ihre Tochter an, Wide rief ein Taxi, nachdem sie das Angebot, etwas zu essen, abgelehnt hatte. Bevor sie ins Treppenhaus und die Treppen hinunterging, drückte sie kurz seinen Oberarm. Jetzt nahm er den Schatten einer Bewegung wahr, während er mit Ard am Fenster stand und Lea ins Taxi steigen sah. Es verschwand die Säggatan hinunter. Der Himmel war intensiv blau, indigo, das Wort gefiel ihm.
»Sie könnte es getan haben.«
Ard blieb stehen, den Blick auf das Blau des Himmels gerichtet.
»Sie könnte ihren Mann umgebracht haben. Es schält sich mehr und mehr heraus, dass sie allen Grund hatte.«
Wide betrachtete die Konturen der Häuser auf der anderen Seite. So hatte er noch nie dagestanden, nicht so lange.
»Das kann nicht dein Ernst sein.«
Ard drehte sich zu ihm um, die Augen vierzig Zentimeter von ihm entfernt und zehn Zentimeter über ihm.
»Warum nicht?«
»Ich war dort.«
»Dort? Am Tatort?«
»Du bist müde, Sten. Du weißt doch, dass ich bei ihr war, weil Laurelius verschwunden war. Sie kann es nicht getan haben.«
»Vielleicht denkst du jetzt mit einem anderen Teil deines Kopfes, Jonathan.«
»So ist es nicht.«
»Du bist gerade verlassen worden und .« »So ist es nicht, hab ich gesagt.«
Sie wandten sich gleichzeitig vom Fenster ab und kehrten ins Zimmer zurück.
»Wir setzen uns in die Küche. Ich fühl mich im Augenblick nicht wohl in diesem Zimmer.«
Wide ging voran und nahm eine Flasche aus dem Kühlschrank. Er musterte das Etikett und drehte sich zu Ard um.
»Möchtest du einen Kurzen haben? Ich hab dänisches Bier und dänische Pastete, dänisches Roggenbrot und dänischen Bacon. Es ist ja Freitag.«
»Was für ein Aufwand für einen Schnaps«, sagte Ard.
»Ich hab einen Ausflug nach Fredrikshavn gemacht. Darüber müssen wir reden.«
Wide legte den Aquavit ins Tiefkühlfach und holte Pastete, Butter und Bacon aus dem Kühlschrank. Er schnitt den geräucherten Speck in Scheiben und briet sie in ihrem eigenen Fett knusprig. Während er das Fett auf doppeltem Haushaltspapier abtropfen ließ, bestrich er dünne Scheiben Roggenbrot mit reichlich Butter, legte ein Salatblatt und kräftige Scheiben Leberpastete darauf. Er streute die Speckstückchen darüber und öffnete zwei Flaschen Bier. Die Aquavitflasche dampfte, als er sie aus dem
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