Allem, was gestorben war
konnte sich als einen Teil davon sehen. Die Blumenkinder in San Francisco 1967 hatten ihren Owsley gehabt, den verrückten Chemiker - wie viele hatten Owsley für ein Monster gehalten?
Er sah, wie sich die Dunkelheit verdichtete, flüsterte »Scheiße« und betonte dabei jede Silbe. Warum hatte dieser Idiot plötzlich versucht, auf eigene Rechnung zu arbeiten? Warum hatte er schließlich den Markt ganz verlassen?
Laurelius war immer eine doppelt aufgeblasene Null gewesen, aber er hatte die Kunst beherrscht, Leute zu düpieren, und deshalb konnte man ihn gut einsetzen. In seiner Rolle war er brauchbar gewesen, mit dem Geld im Hintergrund hatte das Unternehmen eine Fassade aufgebaut, und vor der Fassade hatte Laurelius gestanden. Der Kerl war aus eigener Kraft und Arbeit für einflussreich gehalten worden.
Das war ihm zu Kopf gestiegen. Freelance! Dafür hatte er jetzt Zeit genug. Eigentlich war er noch zu leicht davongekommen, es hatte vermutlich nicht einmal wehgetan. Aber er sah einen Sinn darin ... ihn an dieser Bank festzunageln. Es war ein kleiner Gruß an alle Glückssucher gewesen.
Er war gestört worden, das musste man eigentlich einkalkulieren. Aber er war so blöd gewesen zu glauben, dass Laurelius sich mit der Schauspielerrolle zufrieden geben würde.
Die Betäubung ließ langsam nach. Samstagmorgen und sie las langsam den Text auf dem Milchpaket, ohne etwas zu lesen, Worte, die sie im Augenblick nicht verstand. Warum war sie Polizistin geworden . war sie etwa für diesen Job geeignet?
Kajsa Lagergren hatte nicht viel gemeinsam mit den anderen Frauen bei der Polizei, auch unter Frauen gab es Masochismus .
Die Stimmung war häufig leicht mit Angst besetzt. Prestige bedeutete so viel. An manchen Tage sprudelte das Adrenalin nur so, wie in einem Umkleideraum vor einem Match.
Sie trank eine Tasse Tee mit Milch und Zucker, stellte die Tasse in die Spüle, ging ins Bad und betrachtete sich in dem Spiegel über der Toilette. Sie hatte vergessen, Putzmittel zu kaufen - das galt nicht nur für den Badezimmerspiegel, auch für ihr Gesicht. Bisher hatte es keinen aufwendigen Putz gebraucht, aber jetzt traten Linien hervor, morgens, bevor sich das Gesicht glättete. Waren ihre Nächte etwa interessanter als ihre Tage? In zwei Monaten wurde sie dreißig, und das markierte das erste Drittel. In diesem Alter begannen Frauen ihre Erstgeborenen mit zitternden Händen zum ersten Schultag zu bringen. Stimmte mit ihr irgendetwas nicht? Keine Kinder, kein Mann, die Liebe verging innerhalb von achtundvierzig Stunden und wurde nie durch Wärme und Geborgenheit ersetzt. Es wurde immer schwerer, sonntags mittags nach Hause nach Björkekärr zu fahren, aus jedem Sonntag war jeder zweite geworden. Und dann Verhinderungen, Überstunden.
»Musst du denn dauernd arbeiten, Kajsa?«
Frage und Vorwurf in einem, wie es immer bei ihrer Mutter gewesen war. Bei ihr zu Hause würde sie nie älter als elf sein.
»Es sind so viele Wochenenden geworden.«
»Dann komm doch an einem Wochentag raus. Ich bin hier Tag für Tag allein.«
»Du hast doch Papa.«
»Du weißt, dass ich ihn nicht häufig zu sehen kriege. Seit seiner Pensionierung hat er sich in Skatäs niedergelassen, er könnte sich wirklich ganz am Härlanda-See niederlassen.«
»Und Tina?«
»Sie kommt, sooft sie kann. Aber die Fahrt ist nicht leicht mit kleinen Kindern.«
Das Letzte wurde mit hochgezogenen Augenbrauen ausgesprochen, die milde Anklage in der Luft: Warum hast du keine Kinder wie deine Schwester?, was man gleichbedeutend mit Warum hab ich nicht mehr Enkel? auslegen konnte.
Kajsa trat immer einen Schritt zurück, wenn sie bei dem Thema ankamen, warum zum Teufel ließ man sie nicht mit ihrer Einsamkeit in Frieden - sie wollte sie nicht mit ihrer Mutter teilen. Gab es keine Frist, konnte sie nicht bis dreiunddreißig denken? Irgendwo würde es auch Platz für einen Mann geben, selbst später noch ... Sie war nicht bereit, eine Verzweiflungstat zu begehen, sie wollte warten, until the real thing comes along, hatte sie damals gedacht, und im selben Moment war ihr Vater hereingekommen und hatte sie leicht am Ohrläppchen gezogen.
Kajsa Lagergren ging ins Schlafzimmer, öffnete eine Schranktür und nahm eine leichte kurze Hose heraus, ein leichtes Shirt vom selben Material, ein Paar Socken mit verstärkten Fersen. Sie zog das Nachthemd aus und die Trainingskleidung an, ging in den Flur und nahm die Schuhe aus dem niedrigen Regal - kräftige Schuhe für den
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