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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Tiefkühlfach nahm, dick und sämig floss der Schnaps in die Gläser. Er wollte nur einen einzigen trinken und den Rest bis Weihnachten aufheben. Schweigend aßen sie einen ersten Happen und nippten am Schnaps. Ard goss mehr Bier ein und erzählte von Adam Kieowsky.
    »Es ist wahrlich nicht das erste Mal, dass Frauen dabei sind, wenn ein Mord begangen wird«, sagte Wide. Klang das, als würde er in die Verteidigung gehen?
    »Ich finde, das ist mehr als ein Zufall.«
    »Seid ihr die Verbrecherkartei durchgegangen?«
    »Wir haben es von allen Seiten überprüft«, sagte Ard müde, »und wir haben an jede Tür in der Stadt geklopft, die in Frage kommt. Es gibt hier einige Frauen, die an so was beteiligt sein könnten, aber die, die wir kennen, haben an dem Morgen etwas anderes gemacht.«
    »Das einzige Alibi, das sie haben, kann ja wohl nur ein Torweg oder der Asphalt da draußen sein, oder? Oder der Wind?«
    »Ich muss mich weiter mit Frau Laurelius beschäftigen. Sie ist im Augenblick unsere heißeste Spur.«
    Sie leerten die Gläser bis zum Grund, und Wide hielt die Flasche zwei Zentimeter über den Tisch und sah Ard fragend an. Der Kommissar schüttelte den Kopf.
    »Freitag hin oder her, morgen ist ein Arbeitstag.«
    Wide stellte die Flasche ab und pickte ein letztes Stückchen Speck vom Teller.
    »Willst du nicht noch ein Glas trinken?«, fragte Ard mit einer Andeutung von Verwunderung in der Stimme.
    »Nein, der Rest ist für Weihnachten.« Wide pflückte zwei Brotkrumen von der Tischdecke.
    »Ich setz auch auf den morgigen Tag. Ich werd mir ein Fahrrad kaufen.«

27
    Sten Ard blieb noch ein Weilchen, in dem guten Sessel, wegen der Musik: Violettas Lied in Addio, del passato bei sogni ridenti, fast vier Minuten, die das ärmliche Zimmer in etwas anderes und Größeres verwandelten.
    »Das lern ich nie, Jonathan. Welcher Akt ist das?« »Ein Stück aus dem dritten.« »Es ist schön.«
    »Schön? Mehr fällt dir nicht zu Traviata ein?«
    »Tja, das schafft einen besonderen Kontrast zur Umgebung, wenn man so sagen kann.«
    »Ich weiß, dass ich ein Ersatzheim habe. Die Musik.«
    »Denk doch bei Gelegenheit über beides nach.«
    Wide schloss die Augen und lauschte. Wie konnte jemand so wie Joan Sutherland singen? War das angeboren, wie viel war knochenharte Arbeit, wie viel war Routine? Es dauerte lange, ehe man die Einfachheit erreichte .
    »Ist das angeboren, was meinst du, so ein Talent?«
    »Ganz allgemein? Oder das Singen im Besonderen?«
    »Du weißt, was ich meine, Sten.«
    »Ich glaube, man kriegt von Anfang an eine gute Dosis mit. Aber genau weiß man das nicht. Man muss es richtig nutzen. Den meisten misslingt das.«
    Sten Ard sah auf die Uhr.
    »Hast du noch ein Bier?«
    Wide ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und rief ins Zimmer:
    »Wird man ein glücklicherer Mensch, wenn es einem gelingt?«
    Er hörte Ard etwas murmeln, aber die Worte schafften es nicht bis in die Küche, sie blieben an der Schwelle hängen. Wide kehrte ins Wohnzimmer zurück, diesmal mit einer Flasche Tuborg. Zwei Gläser.
    »Was hast du gesagt?«
    »Na ja, es ist sicher eine Form des Glücks, wenn man seinen Sinn und sein Ziel gefunden hat . jedenfalls müsste es irgendwie zufrieden stellend sein. Aber die Tatsache, ob man ein glücklicher Mensch ist oder nicht, hat wohl nichts damit zu tun. Das ist eher von Anfang an da, glaube ich, Teile des Glücks, Geborgenheit, und vieles kann im ersten Jahr zum Teufel gehen. Dann verbringst du den Rest deines Lebens auf der Suche nach dieser Geborgenheit.«
    »Auch als irgendein Weltberühmter?«
    »Ja, du kannst auch ein weltberühmter Massenmörder sein.«
    »Oder Opernsänger.«
    Ard zeigte auf den CD-Player.
    »Hör mal hin, da hörst du viel Schmerz.«
    »Deswegen hab ich die Musik doch. Nach der Scheidung ... seitdem hör ich häufig Opern. Der Schmerz tut gut.«
    »Das tut er. In der Schummerstunde hol ich Overton Vertis Wright vor und leide zusammen mit ihm.«
    Wide lächelte und streckte sich nach dem Glas. Ein Teil von Ard war für immer in einer Zeit, als die Zukunft noch unkompliziert und hell war.
    »Wright? Dieser Souljunge, den du als Einziger auf der ganzen Welt kennst?«
    Draußen ertönte die Sirene eines Krankenwagens, der mit großer Geschwindigkeit fuhr, es klang wie ein Hilferuf in der Nacht. Wide konnte das Auto vor sich sehen, wie es durch den nächtlichen Verkehr kreuzte, den Tod im Schlepptau.
    »So ist es. Wright hat so ein Leben geführt, seine ganze

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