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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Asphalt der Großstadt. Für dieses Nike-Modell wog sie ein paar Kilo zu wenig, aber sie hatte die ersten Wochen mit Schmerzen in der Knochenhaut überlebt und lief jetzt mit den richtig federnden Schritten.
    Es war noch keine acht, als sie aus der Haustür trat. Eine Katze sah sie mit scharfem Blick an und lief dann auf den Innenhof. Sie lehnte sich gegen die Wand und presste den Körper nach hinten und nach unten, die Waden und Fersensehnen spannten sich und sie zählte bis zehn. Sie hockte sich hin und streckte erst das rechte Bein, dann das linke. Sie spürte es in den Leisten wie ein fest angezogenes Band, ein Zeichen, dass sie diese Übungen vor dem Laufen machen musste. Jetzt war es nicht mehr möglich, einfach ohne Stretching loszulaufen, sie hatte es gemacht, aber einen Preis dafür bezahlt. Ein Körper, der auf dem Weg ins mittlere Alter war, brauchte einen weichen Start.
    Sie schwitzte bereits. Das Thermometer hatte siebenundzwanzig Grad gezeigt, sie war spät dran. Heden lag verlassen da, die Fußballplätze und Tore lagen still im morgendlichen Sonnenlicht. Vor ein paar Tagen hatten abends zwei Mannschaften auf dem A-Platz gespielt, sie hatte die Rufe gehört und den Staub vor ihrem Fenster gesehen. Es muss fast unmöglich gewesen sein, sich auf dem Platz zu orientieren. Sand und Staub hatten die ganze Nacht gebraucht, um sich wieder zu legen.
    Jetzt lief sie leicht und mit ausholenden Schritten quer über Heden zum Södra Vagen, bog nach links ab und lief weiter zum Korsvägen. In Höhe vom Mölndalsvägen würde sie ihren Rhythmus gefunden haben, Gedanken, Herz und Beine im Einklang: Früher ist sie mit Musik in den Ohren gelaufen, besonders Strecken über zehn Kilometer - das ging leichter. Mit Tom Petry konnte man gut laufen, Meilencamp, Springsteen, Fogerty. Dem weißen Authentizitätsrock.
    Bei ihren ersten Schritten versuchte sie die Gedanken abzuschalten, aber es gelang ihr nicht. Kerstin Johansson war fast totgeschlagen worden. Kajsa Lagergren fühlte sich schuldig, sie war daran beteiligt gewesen. Sie hatte die Frau aufgesucht und vielleicht . vielleicht war das der Grund. Hatte die Fahndung eigentlich die ausgezogenen Mieter überprüft?
    Sie lief bei Rot über die Straße, bemerkte das Auto zu spät, das aus einer Toreinfahrt schoss, plötzlich nach links schwenkte und nach einer Vollbremsung auf blanken Reifen auf sie zugerutscht kam. Sie warf sich gleichzeitig zur Seite und nach vorn, hörte das grässliche Zischen ganz nah und einen schwachen Stoß an der rechten Ferse. Das war alles, sie verlor das Gleichgewicht und fiel, die Knie schrammten über den Asphalt. Eine Tür wurde geöffnet, schnelle Schritte, dann eine Stimme, voller Panik:
    »Ist Ihnen etwas passiert?«
    »Ich glaub nicht.«
    Sie schaute immer noch auf den Asphalt hinunter. Die Stimme klang jetzt nicht mehr ganz so erschrocken.
    »Sie sind bei Rot über die Straße gelaufen.«
    »Ich hab's nicht gesehen, war in Gedanken ...«
    Jetzt gab es eine Spur von Aggressivität in der Stimme, sie konnte es hören.
    »Sie können doch nicht einfach auf die Straße laufen. Ohne zu schauen. Das ist lebensgefährlich. Eigentlich müsste ich die Polizei rufen.«
    Das Problem war die letzte Sendung. Der Mann drehte sich vom Fenster weg, ging fünf Schritte ins Zimmer und sah die Person an, die in dem Ledersessel vorm Schreibtisch saß.
    »Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was mit meiner Ware los ist.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Also .?«
    »Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich hab's gehört, aber ich möchte eine Erklärung.« »Erklärung für was?«
    »Die Erklärung, warum die Waren an einem anderen Ort sind als an dem üblichen.«
    Er strich sich über den Fleck an der Schläfe.
    »Ja, es gibt einen Grund .«
    »Genau diesen Grund möchte ich auf der Stelle wissen.«
    »Wenn es so weit ist, erfährst du ihn.«
    »Ich hab das Gefühl, dass wir nicht weiterkommen in diesem Gespräch.«
    »Was hast du denn erwartet?«
    »Wie kann ich dich dazu ermuntern, etwas kooperativer zu sein? Gibt es Sachen, die ich dir sagen muss?« »Soll das eine Drohung sein?« »Eher eine Erinnerung.«
    »Ich will dir einen Grund nennen. Es gibt Leckstellen in der Organisation, es können deine Helfer sein oder ein Kunde, der zu viel weiß.«
    »Willst du behaupten, dass .«
    »Ich behaupte, dass es sich nicht so entwickelt hat, wie wir es erwartet haben. Xerxes sieht auf dem Papier gut aus, aber die Mitarbeiter halten nicht das Maß,

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