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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Güte eine anonyme junge Dame aus ihrer vornehmen Armut herausgepflückt und in Komfort und Eleganz gebettet hatte. Das Lächeln, das bei der Erinnerung an die tapfere alte Dame um ihre Lippen gespielt hatte, verschwand, während sie überlegte, wie viele andere junge Frauen es wohl in der Stadt geben mochte, die in einer feindlichen Welt ihren Weg machen mussten – die meisten von ihnen noch dazu ohne die Erziehung und die Bildung, die sie selbst erhalten hatte.
      Als die Kutsche bei Little Chelsea das Umland erreichte, formte sich eine Idee in ihrem Kopf, und als sie durch das Dorf Fulham fuhren, funkelten ihre Augen bereits vor Eifer. Ja! das ist es, was ich tun kann … Talitha kannte keine der fortgeschrittenen Bildungstheorien, die Zenobia so wichtig waren, doch sie wusste, welchen Start ins Leben eine verarmte junge Frau nötig hatte.
      Den zauberhaften Blick auf die Themse von der Brücke in Putney aus würdigte Talitha keines Blickes. Schließlich hielt der Kutscher vor dem hohen, zweiflügeligen Haus unmittelbar an der High Street an, Talitha hingegen war so in Gedanken versunken, dass der Stallbursche hüsteln musste, um ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass er bereits geraume Zeit wartete.
      „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Talitha, steckte ihren Block und die Stifte in die Tasche und sprang herab. „Ich hatte nur gerade eine Idee – Zenna! Hast du nach mir Ausschau gehalten? Entschuldige, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.“ Die Freundinnen umarmten sich, dann ließ Talitha sich ins Haus führen.
      „Was hältst du davon?“, fragte Zenobia besorgt. „Die Landluft ist so erfrischend, und es liegt nicht so weit außerhalb, daher dachte ich …“
      „Ist es groß genug?“, erkundigte sich Talitha und sah sich mit gerunzelter Stirn um.
      „Groß genug? Ich hatte Angst, du würdest es zu groß finden!“ Zenobia unterbrach sich. Erleichterung und Verwirrung zeichneten sich gleichzeitig auf ihrem Gesicht ab. „Im hinteren Teil sind zwei Flügel, die von der Straße her nicht einsehbar sind. Ich dachte an ein Dutzend jüngere und ein Dutzend ältere Mädchen. Dafür ist reichlich Platz, außerdem für Klassenzimmer, Zimmer für das Lehrpersonal, einen Speisesaal, eine Wohnung für mich und Zimmer für die Bediensteten. Die Küche ist ein wenig antiquiert, aber mit einem neuen Herd und etwas Arbeit wird sie durchaus annehmbar sein.“
      „Das reicht nicht, wir benötigen mehr Platz.“ Talitha nahm ihre Freundin am Arm und ging mit ihr auf die Treppe zu. „Würden wir es schaffen, etwa ein Dutzend Mädchen zusätzlich unterzubringen? Keine zahlenden Schülerinnen, sondern arme Mädchen, denen mit guter Ausbildung viel geholfen wäre? Und wäre auch Platz für eine Wohnung für mich?“
      „Na ja, Raum ist genug, wir müssten dann nur mehr Arbeit in den linken Flügel stecken, schätze ich.“ Plötzlich blieb Zenobia abrupt stehen, und sie hielten vor der Treppe an. „Wer soll denn für diese Mädchen bezahlen? Und warum brauchst du eine Wohnung? Du wirst doch bestimmt Lord Arndale heiraten, oder?“
      „Ich werde für sie bezahlen und nein, ich werde weder Nicholas noch jemand anderen heiraten. Ich bin ruiniert und werde mein Leben der Ausbildung und der Zukunft von Mädchen widmen, die es verdienen.“
 

21. KAPITEL
 
 
      R uiniert?“, quiekte Zenobia. „Wie? Von wem?“
      „Also wirklich, Zenna“, tadelte Talitha und fing an, die Treppe zu erklimmen. „Meintest du nicht eher ‚Durch wen‘?“
      „Du weißt ganz genau, was ich meine“, entgegnete Zenobia aufgebracht und lief ihr hinterher. „Ich vermute mal, es war Lord Arndale, und warum heiratest du ihn dann nicht? Du bist vielleicht … ich meine …“
      „Schwanger?“ Talitha blieb auf dem Absatz stehen und betrachtete die Türen, die von dort abgingen. „Hier muss einiges ausgebessert werden, habe ich Recht? Nein, da besteht absolut keine Gefahr. Es scheint, als könne man durchaus ruiniert werden, ohne das Vergnügen zu haben, das man normalerweise dabei erwarten darf.“
      „Talitha Grey!“ Zenobia blieb unmittelbar vor ihr stehen und drohte ihr mit dem Finger. „Lass dieses frivole Gehabe und erzähl mir nicht, dass dir das alles egal ist. Ich kenne dich doch! Warum heiratest du Lord Arndale nicht, um Himmels willen? Du liebst den Mann schließlich!“
      „Aber er liebt mich nicht“, erwiderte Talitha stur. „Ich habe nicht die Absicht, mich mit einem Mann

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