Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
der Hintertür. Ich hatte eigentlich nur die Möglichkeit, wie der Teufel um das Haus rum zu laufen oder über den Grasstreifen zum Altenheim. Er schien mir sportlicher als ich, aber er hatte ein enges Kleid und hohe Absätze an, ich hingegen Shorts und Turnschuhe.
    »Ich geb nicht auf!« rief er. »Ich bring Sie mit bloßen Händen um, wenn’s sein muß. Ich reiß Ihnen das Herz raus.«
    Die Vorstellung gefiel mir gar nicht. Ich schoß ab wie eine Rakete, quer über den Grasstreifen, und rannte volle Pulle auf das Altenheim zu. Ich war schon mal in dem Gebäude gewesen. Um diese Nachtzeit stand immer ein Wächter an der Tür. Vorn war das Haus gut erleuchtet. Erst kam eine Glastür, dann der Wächter. Hinter dem Wächter war ein Foyer, in dem die alten Leute rumzusitzen pflegten.
    Ich konnte Sugar hinter mir hören. Er keuchte und schnaubte und brüllte immer wieder, ich solle stehenbleiben, damit er mich abstechen könne.
    Ich donnerte durch die Tür und schrie nach dem Wächter, aber es kam kein Wächter. Ich schaute über die Schulter zurück und sah das Messer blitzend auf mich niedersausen. Ich wirbelte zur Seite, und die Messerklinge schlitzte den Ärmel meines Rangers-Trikots.
    Auf den Sofas im Foyer saßen überall Senioren.
    »Hilfe!« schrie ich. »Rufen Sie die Polizei! Holen Sie den Wächter.«
    »Gibt keinen Wächter mehr«, erklärte eine Frau. »Budgetkürzungen.«
    Sugar nahm einen neuen Anlauf.
    Ich sprang zurück, packte den Stock irgendeines alten Knackers und begann damit auf Sugar einzuschlagen.
    Ich gehöre zu den Leuten, die sich einbilden, im Katastrophenfall würden sie über sich selbst hinauswachsen – Kinder aus einem Bus retten, der halsbrecherisch über ein Brückengeländer hing; bei Autounfällen erste Hilfe leisten; Menschen aus brennenden Häusern befreien. In Wirklichkeit verliere ich in einem Notfall völlig den Kopf, und wenn dann trotzdem alles ein gutes Ende nimmt, hat das mit meinem heroischen Verhalten nichts zu tun.
    Ich hieb blindlings auf Sugar ein. Mir lief die Nase, und ich brüllte und fauchte wie ein Tier. Es war reiner Zufall, daß ich mit einem meiner Stockschläge das Messer erwischte. In hohem Bogen flog es durch die Luft.
    »Du Miststück!« kreischte Sugar. »Ich hasse dich! Ich hasse dich!« Er stürzte sich auf mich, und wir gingen beide zu Boden.
    »Also, zu meiner Zeit hätten sich zwei Frauen niemals so geprügelt«, verkündete eine Alte. »Das kommt nur von der ganzen Gewalt, die sie im Fernsehen zeigen.«
    Ich wälzte mich mit Sugar auf dem Boden und schrie unaufhörlich: »Rufen Sie die Polizei! Rufen Sie die Polizei!« Sugar packte mich bei den Haaren und riß, und als ich nach rückwärts fiel, erwischte ich ihn mit meinem Knie zwischen den Beinen und stieß ihm seine Eier bestimmt gute zehn Zentimeter in den Körper. Er fiel von mir ab, krümmte sich zusammen und übergab sich.
    Ich wälzte mich auf den Rücken und sah Ranger in die Augen, der über mir stand.
    Er lächelte wieder mal sein unwiderstehliches Lächeln. »Brauchst du Hilfe?«
    »Hab ich mir in die Hose gepinkelt?«
    »Sehen tut man nichts.«
    »Gott sei Dank.«
    Ranger, Sally und ich standen auf dem Bürgersteig vor dem Altenheim und schauten zu, wie die Polizei mit Sugar davonfuhr. Ich hatte so gut wie aufgehört zu zittern, und meine aufgeschrammten Knie hatten aufgehört zu bluten.
    »Jetzt steh ich sauber da«, bemerkte Sally. »Nie im Leben komm ich allein in das Scheißkorsett rein. Und wie ich mich schminken soll, weiß ich auch nicht.«
    »Tja, das Leben eines Transvestiten ist schwer«, sagte ich zu Ranger.
    »Du sagst es«, antwortete Ranger.
    Wir gingen rüber auf den Parkplatz, wo unsere Autos standen. Der Abend war feucht, kein Stern am Himmel. Vom Dach des Gebäudes hörte man die Klimaanlage dröhnen, und durch die offene Tür drangen Musik und Stimmengewirr auf den Parkplatz raus.
    Sally schwenkte unwillkürlich seinen Kopf im Takt zur Musik. Ich bugsierte ihn in den Porsche und bedankte mich bei Ranger.
    »Ist mir immer ein Vergnügen, dich in Aktion zu sehen«, sagte Ranger.
    Ich fuhr los in Richtung Hamilton Street. Mir fiel auf, daß die Knöchel meiner Hände am Lenkrad weiß waren, und ich versuchte ganz bewußt, mich zu entspannen.
    »Mann, jetzt bin ich so richtig aufgeheizt«, sagte Sally. »Machen wir doch noch ’n paar Kneipen. Ich kenn da einen Riesenladen in Princeton.«
    Ich war soeben mit knapper Not dem Tod entronnen. Meine Unternehmungslust hielt sich

Weitere Kostenlose Bücher