Aller guten Dinge sind vier
ich bleib vorn auf der Veranda, während du die Schachtel aufmachst. Ich will da lieber nicht dabeisein.«
Ich ging um das Haus herum nach hinten, und da stand die Schachtel, mitten auf der Stufe vor der Hintertür. Sie war quadratisch, ungefähr dreißig Zentimeter mal dreißig Zentimeter, aus dickem Pappkarton, mit Klebeband verschlossen, oben drauf ein rotes X.
Kuntz stand an der Fliegengittertür. »Das hat aber lang gedauert.«
»Sie können von Glück reden, daß wir überhaupt gekommen sind«, versetzte Lula. »Und wenn Sie sich nicht anders benehmen, hauen wir gleich wieder ab. Also, überlegen Sie sich’s.«
Ich ging in die Hocke und untersuchte die Schachtel. Kein Ticken. Kein Geruch nach Hundescheiße. Keine Etiketten, die vor gefährlichen Sprengstoffen warnten. Kurz, diese Schachtel konnte praktisch alles enthalten. Oder nichts.
»Scheint mir in Ordnung zu sein«, sagte ich zu Kuntz. »Machen Sie sie auf.«
»Sind Sie sicher, daß das nicht gefährlich ist?«
»Hey!« sagte Lula. »Wir sind ausgebildete Profis. Wir kennen uns mit so was aus. Stimmt’s, Stephanie?«
»Stimmt.«
Kuntz starrte die Schachtel an. Er kniff die Lippen zusammen. »Diese verdammte Maxine.« Er zog ein Schweizer Armeemesser aus seiner Tasche und beugte sich zu der Schachtel hinunter.
Lula und ich entfernten uns diskret.
»Sie sind ganz sicher?« fragte er wieder, das Messer schon gezückt.
»Klar.« Noch ein Schritt zurück.
Kuntz schlitzte das Klebeband auf, zog die Klappen hoch und schaute vorsichtig in die Schachtel hinein. Nichts explodierte, Lula und ich hielten trotzdem weiter Abstand.
»Was zum Teufel?« sagte Kuntz und beugte den Kopf tiefer. »Was ist denn das? Schaut aus wie ein Plastikbeutel, der mit Schokopudding gefüllt ist und oben mit so einem Drahtring zugezwirbelt.«
Lula und ich tauschten einen Blick.
»Der nächste Hinweis steckt wohl in dem Beutel«, meinte Kuntz. Er stupste den Beutel mit einem Finger, sein Gesicht verzerrte sich, und er stieß einen Laut aus, der wie »Äh« klang.
»Stimmt was nicht?« fragte Lula.
»Das ist kein Pudding.«
»Na, sehen Sie’s doch positiv«, versetzte Lula. »Wenigstens ist es nicht explodiert.«
»Mensch, schon so spät«, rief ich, auf meine Uhr tippend. »Ich muß los.«
»Ja, ich auch«, sagte Lula. »Ich hab ne Menge zu tun.«
Alle Farbe war aus Kuntz’ Gesicht gewichen. »Und was ist mit dem Hinweis?«
»Sie können mich später anrufen oder den Text auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Lesen Sie mir einfach die einzelnen Buchstaben vor.«
»Aber –«
Lula und ich waren schon weg. Am Haus vorbei, durch den Vorgarten, rein in den Firebird und ab. »Und jetzt?« fragte Lula. »Aufregender kann’s ja kaum werden. Kommt nicht alle Tage vor, daß ich eine Schachtel voll Hundekacke zu sehen kriege.«
»Ich muß Maxine suchen. Ich bin inzwischen nicht mehr die einzige, die weiß, daß sie in Point Pleasant ist. Unglücklicherweise steht mein Wagen betriebsunfähig auf dem Parkplatz, und das muß ich erst mal in Ordnung bringen.«
Noch einmal versuchte ich über Handy, Morelli zu erreichen, und erwischte ihn in seinem Auto.
»Deine Freundin hat mich besucht«, sagte ich.
»Ich hab keine Freundin.«
»Lüg doch nicht.«
Ich las ihm den Brief vor und erzählte von meiner Wohnungstür und meinem Auto.
»Wieso glaubst du, daß das meine Freundin war?« wollte Morelli wissen.
»Mir fällt sonst keiner ein, der eine Frau so weit in den Wahnsinn treiben würde.«
»Danke für das Kompliment«, sagte Morelli. »Aber ich bin mit niemandem zusammen. Seit einer Ewigkeit nicht.«
»Und was ist mit Terry Gilman?«
»Terry Gilman würde niemals Benzin über dein Auto schütten. Terry Gilman würde höflich bei dir klopfen und dir die Augen auskratzen, wenn du aufmachst.«
»Wann hast du Terry das letztemal gesehen?«
»Ungefähr vor einer Woche. Ich hab sie zufällig in Fiorellos Deli getroffen. Sie hatte ein kurzes Röckchen an und sah gut aus, aber im Augenblick ist sie nicht die Frau meines Lebens.«
»Ach, und wer ist die Frau deines Lebens?«
»Du.«
»Oh! Wer steckt dann hinter diesen Drohungen?«
»Vielleicht Maxine. Du hast gesagt, es ist passiert, nachdem sie dich an den Kühlschrank gefesselt hatte.«
»Und du meinst, der Freund, den ich in Ruhe lassen soll, ist Kuntz? Ich weiß nicht recht. Kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor.«
Lula hielt neben dem CRX, und wir stiegen aus, um den Schaden zu begutachten.
»Ich hab keine
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