Aller guten Dinge sind vier
Tochter, die Autos in die Luft jagt. Wie konnte das passieren? Von
meiner
Seite der Familie hast du das nicht.«
Wir saßen beim Abendessen. Mein Vater hielt den Kopf tief über seinen Teller gesenkt, und seine Schultern zuckten.
»Was hast du?« fragte meine Mutter ihn.
»Ich weiß auch nicht. Ich muß einfach lachen. Da gibt’s Männer, denen passiert’s ihr Leben lang nicht, daß irgendeines ihrer Kinder ein Auto in die Luft sprengt, aber meine Tochter läßt gleich drei Autos hochgehen und fackelt dazu noch ein ganzes Bestattungsunternehmen ab. Vielleicht ist das auch eine Art Rekord.«
Wir waren alle sprachlos, das war die längste Rede, die mein Vater in den letzten fünfzehn Jahren gehalten hatte.
»Dein Onkel Lou hat früher auch Autos in die Luft gejagt«, sagte mein Vater zu mir. »Du weißt das nicht, aber es ist wahr. Als junger Kerl hat Louie für Joey den Polypen gearbeitet. Joey hat damals mit Gebrauchtwagen gehandelt und lag im Streit mit den Brüdern Grinaldi, die ebenfalls mit Gebrauchtwagen gehandelt haben. Louie mußte für ihn immer die alten Kisten von den Grinaldis in die Luft sprengen. Er bekam fünfzig Dollar pro Wagen. Das war damals eine Menge Geld.«
»Du warst in der Kneipe und hast getrunken«, sagte meine Mutter zu meinem Vater. »Ich dachte, du wolltest Taxi fahren?«
Mein Vater schob sich eine Ladung Kartoffeln in den Mund. »War nichts los. Niemand hat ein Taxi gebraucht.«
»Und ist Onkel Lou je geschnappt worden?«
»Nein. Lou war clever. Die Brüder Grinaldi haben Lou nie in Verdacht gehabt. Sie glaubten, Joey ließe die Arbeit von Willy Fuchs erledigen. Eines Tages haben sie ihn umgelegt, und von da an hat Lou die Finger von ihren Autos gelassen.«
»Du meine Güte!«
»Ach, es ist alles ganz gut gelaufen«, sagte mein Vater. »Lou ist danach in den Obstgroßhandel eingestiegen und hat was draus gemacht.«
»Ein ausgefallenes Armband hast du um«, bemerkte Großmama. »Ist es neu?«
»Es ist eine Handschelle. Ich hab mir das Ding aus Jux umgelegt und konnte dann den Schlüssel nicht mehr finden. Da mußte ich die eine Hälfte absägen. Ich muß zu einem Schlosser, um mir diese aufmachen zu lassen, aber bis jetzt hatte ich noch nicht die Zeit.«
»Muriel Slickowskys Sohn ist Schlosser«, bemerkte meine Mutter. »Ich könnte Muriel anrufen.«
»Morgen vielleicht. Heute abend muß ich noch nach Atlantic City. Ich habe einen Tip bekommen, den ich überprüfen muß.«
»Da komm ich mit.« Großmama sprang von ihrem Stuhl auf und marschierte zur Treppe. »Ich kann euch helfen. Ich paß da gut rein. In Atlantic City wimmelt’s von alten Scharteken wie mir. Ich zieh mich nur schnell um. Bin sofort fertig.«
»Warte! Ich glaube nicht –«
»Heut abend ist sowieso nichts im Fernsehen«, rief Großmama aus dem ersten Stock. »Und mach dir keine Sorgen, ich rüste mich schon richtig aus.«
Ich sprang auf. »Keine Waffen! Sie hat doch nicht etwa immer noch diese Fünfundvierziger?«
»Ich hab überall in ihrem Zimmer danach gesucht und hab sie nirgends gesehen.«
»Hey, ohne Leibesvisitation kommt sie nicht in meinen Wagen.«
»Dann zieh ich lieber Leine«, sagte mein Vater. »Nicht mal unter Todesandrohung würde ich mir diese Frau nackt anschauen.«
Lula, Großmama Mazur und ich standen im Hausflur und warteten darauf, daß Sally uns aufmachen würde. Ich trug einen kurzen Jeansrock, ein weißes T-Shirt und Sandalen. Großmama hatte ein rot-weiß gemustertes Kleid an und dazu weiße Turnschuhe; Lula einen tiefausgeschnittenen roten Stretchfummel, der gerade mal sechs Zentimeter unter ihren Hintern reichte, rote Nylons und hochhackige rote Satinpumps mit Knöchelriemen.
Sally öffnete uns in voller Pracht. Schwarze Schneewittchenperücke, hautenges silbernes Paillettenkleid, das ungefähr sechs Zentimeter unter
seinem
Hintern endete, und hochhackige silberne Plateauschuhe, mit denen er, ohne die schwarze Mähne zu rechnen, gigantische zwei Meter Größe erreichte.
Er musterte mich einmal kurz von oben bis unten. »Ich dachte, wir wollten uns verkleiden.«
»Ich bin als Füchsin verkleidet«, sagte Lula.
»Ja, und ich als alte Frau«, erklärte Großmama.
»Meine Mutter hätte mich nicht fahren lassen, wenn ich mich verkleidet hätte«, sagte ich.
Sally zupfte an seinem Kleid. »Ich bin als Königin von Saba verkleidet.«
»Mädchen«, sagte Lula zu ihm, »du bist eine Wucht.«
»Sally ist Transvestit«, erklärte ich Großmama.
»Ach was«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher