Aller guten Dinge sind vier
Schwarz, mit dem Aufdruck ›Kopfgeldjäger‹ auf dem T-Shirt, stürmte mit gezogenen Pistolen ins Zimmer.
Sie war von drei Frauen begleitet, alle gekleidet wie sie, bis an die Zähne bewaffnet. »Keine Bewegung!« schrien sie im Chor und machten diese komischen Trippelschrittchen in Kauerstellung wie die Bullen im Kino.
Margies neue Lampe wurde umgerissen und fiel krachend zu Boden. Margie, Mrs. Nowicki und Maxine rannten rum wie aufgescheuchte Hühner und versuchten, ihr Eigentum zu schützen. »Nein! Nein!« schrien sie, und »Hilfe!« und »Nicht schießen!« Lula sprang hinter das Sofa und machte sich so klein, wie eine Zwei-Zentner-Frau sich überhaupt machen kann. Und ich brüllte die anderen an, sie sollten aufhören, so zu brüllen.
Es war ein Riesendurcheinander in diesem kleinen Zimmer voller Leute, und plötzlich fiel mir auf, daß Maxine nicht mehr da war. Ich hörte, wie draußen Kies an die Hauswand spritzte, und als ich zum Fenster lief, sah ich Maxine mit Vollgas aus der Einfahrt brausen und die Straße hinunter davonfahren.
Ich hatte keinen Wagen da, es wäre also sinnlos gewesen, rauszulaufen. Und ganz bestimmt würde ich Joyce nicht auch noch helfen, Maxine zu schnappen. Also sagte ich kein Wort. Ich setzte mich in einen wuchtigen Polstersessel und wartete darauf, daß die Situation sich beruhigen würde. Viel lieber wäre ich losgegangen wie eine Furie und hätte Joyce zu Brei geschlagen, aber ich wollte Lula kein schlechtes Beispiel geben.
Joyce hatte ihre Cousinen Karen Ruzinski und Marlene Cwik als Helferinnen rekrutiert. Die dritte Frau kannte ich nicht. Karen hatte zwei kleine Kinder und war vermutlich froh, mal aus dem Haus zu kommen und ein bißchen Abwechslung zu haben.
»Hey, Karen«, sagte ich, »wo sind die Kinder? In der Krippe?«
»Die sind bei meiner Mutter. Sie hat ein Schwimmbecken im Garten. Ein großes, mit einer schönen breiten Umrandung.« Karen legte ihre Kanone auf den Couchtisch und zog eine Geldbörse aus einer Tasche ihrer Hose. »Hier«, sagte sie. »Das ist Susan Elizabeth. Sie kommt dieses Jahr zur Schule.«
Mrs. Nowicki packte Karens Pistole und feuerte einmal. Ein Brocken Mörtel plumpste aus der Decke auf den Fernseher. Alle standen mit einem Schlag wie erstarrt und gafften Mrs. Nowicki an.
Die richtete die Waffe auf Joyce. »Die Party ist vorbei.«
»Sie werden Riesenschwierigkeiten kriegen«, sagte Joyce. »Sie decken eine flüchtige Verbrecherin.«
Ein grimmiges Lächeln erschien auf Mrs. Nowickis Gesicht. »Ich decke gar niemanden, Gnädigste. Schauen Sie sich doch um. Sehen Sie hier irgendwo eine flüchtige Verbrecherin?«
Joyce ging ein Licht auf. »Wo ist Maxine?«
Ich ließ mich von Mrs. Nowickis Lächeln anstecken. »Maxine ist eben gegangen«, sagte ich.
»Du hast sie absichtlich entkommen lassen!«
»Wie kommst du denn darauf?« fragte ich. »Nie im Leben würd ich so was tun. Lula, sag, würde ich so was tun?«
»Niemals!« versicherte Lula. »Du bist ein Profi. Ich muß allerdings sagen, daß dein T-Shirt lange nicht so cool ist wie das von denen.«
»Sie kann nicht weit gekommen sein«, sagte Joyce. »Los, alle raus zum Wagen.«
Mrs. Nowicki kramte in ihren Taschen, fand eine Zigarette und steckte sie sich zwischen die Lippen. »Maxine ist längst über alle Berge. Sie finden sie nie.«
»Nur mal interessehalber«, sagte ich. »Worum geht’s hier eigentlich?«
»Um Geld«, antwortete Mrs. Nowicki. Sie und Margie begannen zu lachen. Wie über einen guten Witz.
Morelli hing vor der Glotze, als ich zurückkam. Er schaute sich
Riskant!
an, und neben seinem Sessel standen drei leere Bierflaschen.
»Schlechter Tag?« fragte ich.
»Zuerst mal – das mit deiner Wohnung stimmt tatsächlich. Ich hab’s überprüft. Nichts als Ruß und Asche. Ebenso dein Auto. Und um das Maß vollzumachen, hat sich’s rumgesprochen, daß wir zusammenleben, und meine Mutter erwartet uns morgen um sechs zum Abendessen.«
»Nein!«
»Doch.«
»Sonst noch was?«
»Der Fall, an dem ich seit vier Monaten arbeite, ist in die Binsen gegangen.«
»Das tut mir leid.«
Morelli winkte verärgert ab. »So was kommt vor.«
»Hast du schon was gegessen?«
Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich von der Seite an. »Woran hast du gedacht?«
»An was zu essen.«
»Nein. Zu essen hab ich noch nichts gehabt.«
Ich ging in die Küche und begrüßte Rex, der auf einem kleinen Häufchen diverser Leckerbissen thronte, die Morelli ihm hatte zukommen
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