Aller guten Dinge sind vier
lassen: eine Weinbeere, ein Minimarshmallow, einen Crouton und eine Nuß. Ich nahm das Marshmallow raus und aß es selbst, um nicht zu riskieren, daß Rex Karies bekam.
»Also, was willst du haben?« fragte ich Morelli.
»Steak, Kartoffelpüree und grüne Bohnen.«
»Wie wär’s mit Erdnußbutterbrot?«
»Das wäre meine zweite Wahl.«
Ich machte zwei Erdnußbutterbrote und trug sie ins Wohnzimmer.
Morelli betrachtete sein Brot. »Was sind das für Beulen?«
»Oliven.«
Er klappte das Brot auf und schaute rein. »Wo ist die Marmelade?«
»Nichts Marmelade.«
»Ich glaub, ich brauch noch ein Bier.«
»Mensch, iß es doch einfach!« schrie ich ihn an. »Seh ich vielleicht aus wie eine Köchin vom Ritz? Ich hab auch nicht gerade einen tollen Tag hinter mir, falls es dich interessieren sollte. Aber mich fragt ja keiner.«
Morelli lachte. »Wie war dein Tag?«
Ich ließ mich auf die Couch fallen. »Maxine gefunden und wieder verloren.«
»Nur nicht aufgeben«, meinte Morelli. »Du wirst sie schon wiederfinden. Als Kopfgeldjägerin bist du doch unschlagbar.«
»Ich hab das Gefühl, sie ist kurz davor, endgültig zu verschwinden.«
»Ich kann sie verstehen. Hier in der Gegend treiben sich ein paar gefährliche Typen rum.«
»Ich hab ihre Mutter gefragt, worum es eigentlich geht, und sie hat gesagt, es ginge um Geld. Und dann hat sie gelacht.«
»Du hast ihre Mutter gesprochen?«
Ich brachte Morelli auf den neuesten Stand, und er sah nicht besonders glücklich aus, als ich fertig war.
»Mit dieser Barnhardt muß was geschehen«, sagte er.
»Und? Hast du irgendwelche Ideen?«
»Nur solche, die mich meinen Job kosten würden.«
Ein kleines Schweigen trat zwischen uns ein.
»Wie gut kennst du Joyce eigentlich?« fragte ich.
Er lachte wieder. »Wie meinst du das?«
»Du weißt genau, wie ich das meine.«
»Verlangst du einen umfassenden Rechenschaftsbericht über mein Liebesleben?«
»Dafür würdest du wahrscheinlich Tage brauchen.«
Morelli lümmelte sich noch ein bißchen tiefer in seinen Sessel und streckte seine langen Beine aus. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, und seine Augen waren dunkel und sinnend. »Ich kenn Joyce nicht so gut, wie ich dich kenne.«
Das Telefon läutete. Wir fuhren beide zusammen. Morelli hatte den Apparat neben sich auf dem Tisch. Er meldete sich und sagt dann fast lautlos: »Deine Mutter.«
Ich gestikulierte, nein, nein, aber Morelli lächelte nur und drückte mir den Hörer in die Hand.
»Ich hab heute nachmittag Ed Crandle getroffen«, sagte meine Mutter. »Er sagt, du sollst dir keine Sorgen machen, er wird alles regeln. Er bringt die Formulare hier vorbei.«
Ed Crandle wohnte meinen Eltern gegenüber und war Versicherungsvertreter. Vermutlich bedeuteten seine Worte, daß ich abgesichert war. Normalerweise hätte ich nur in meinem Schreibtisch nachzusehen brauchen. Aber das war nun, da mein Schreibtisch samt allem Inventar in Flammen aufgegangen war, nicht mehr möglich.
»Und dein netter Hausmeister, Dillon Ruddick, hat angerufen, um dir zu sagen, daß deine Wohnung jetzt amtlich versiegelt ist. Du kannst also vorläufig nicht rein. Aber er hat versprochen, gleich in der nächsten Woche mit den Reparaturen anzufangen. Dann hat noch eine Frau namens Sally angerufen. Du sollst sie zurückrufen.«
Ich dankte meiner Mutter, lehnte eine neuerliche Einladung zum Abendessen ab und legte auf, um Sally anzurufen.
»Scheiße«, sagte Sally. »Ich hab eben gehört, was mit Ihrer Wohnung passiert ist. Hey, das tut mir echt leid. Kann ich irgendwas tun? Brauchen Sie ein Bett?«
Ich sagte ihm, ich sei bei Morelli untergekommen. »Den hätt ich beim Armdrücken leicht niedergerungen, wenn ich nicht diese scheißhohen Absätze angehabt hätte.«
Als ich das Gespräch beendete, hatte Morelli
Riskant!
abgemurkst und zog sich ein Baseballspiel rein. Ich fühlte mich dreckig und verschwitzt, mein Nacken brannte von zuviel Sonne, und ich sah förmlich, wie meine Nase glühte. Ich hätte eben ein Sonnenschutzmittel nehmen sollen.
»Ich geh duschen«, sagte ich zu Morelli. »Es war ein langer Tag.«
»Wird das eine Dusche mit Erotikprogramm?«
»Nein, das wird eine Dusche mit gründlichem Waschprogramm.«
»Ich wollt’s nur wissen«, sagte Morelli.
Das Badezimmer war, wie der Rest des Hauses, verblichen, aber sauber. Es war kleiner als das Bad in meiner Wohnung, und die Armaturen waren altmodischer. Aber es hatte eine gewisse antiquierte Grazie. Die Handtücher waren auf
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