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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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anständige Pension. Des Geldes wegen hätte er nicht Taxi fahren müssen. Aber er mußte ab und zu einfach raus aus der Bude, weg von meiner Mutter und meiner Großmutter.
    Die Treppenstufen knarrten, und einen Augenblick später erschien Sally an der Tür zur Küche. Das Haar stand ihm in wüsten Zotteln vom Kopf ab, seine Augen waren halb geschlossen, er war barfuß und stand mit hängenden Schultern da, eingezwängt in einen alten rosa Bademantel von mir, aus dessen zu kurzen Ärmeln seine dichtbehaarten Arme baumelten.
    »Mann«, sagte er, »hier geht’s ja zu wie in einem Irrenhaus. Ich mein, wie spät ist es denn eigentlich?«
    »Donnerwetter«, sagte mein Vater mit brummigem Gesicht, »er hat schon wieder Frauenkleider an.«
    »Das Ding hat im Schrank gehangen«, erklärte Sally. »Wahrscheinlich hat’s die Kleiderfee mir dagelassen.«
    Mein Vater machte den Mund auf, um etwas zu entgegnen, aber meine Mutter warf ihm einen scharfen Blick zu, und er klappte gehorsam den Mund zu.
    »Was essen Sie denn da?« erkundigte sich Sally.
    »Cornflakes.«
    »Stark!«
    »Möchten Sie auch welche?«
    Er schlürfte zur Kaffeemaschine. »Nur Kaffee.«
    Großmama Mazur fegte geschäftig herein. »Was ist los? Ich hab doch nichts verpaßt?«
    Ich saß am Tisch und konnte ihren Atem an meinem Hinterkopf fühlen. »Stimmt was nicht?«
    »Ich schau mir nur grade deine neue Frisur an. So was hab ich noch nie gesehen, überall hinten diese Riesenlöcher.«
    Ich schloß die Augen. Das Ei. »Wie schlimm ist es?« fragte ich meine Mutter.
    »Wenn du mal eine Stunde Zeit hast, solltest du vielleicht zum Friseur gehen.«
    »Ach, und ich hab gedacht, das wär so ne Punkfrisur«, sagte Sally. »In Lila säh es bestimmt irre aus. Vielleicht noch ’n bißchen Gel rein, damit’s besser absteht.«
    Nach dem Frühstück machten Sally und ich wieder einen Spaziergang rüber zu Morelli. Im Hof hinter dem Haus machten wir halt, und ich rief Morelli auf meinem Handy an.
    »Ich bin im Hof«, sagte ich. »Ich wollte nicht durch deine Hintertür marschieren und womöglich weggepustet werden.«
    »Kein Problem.«
    Morelli stand in der Küche am Spülbecken und wusch seine Kaffeetasse aus. »Ich wollte gerade los«, bemerkte er. »Sie haben Kuntz’ Wagen gefunden. Auf dem Parkplatz vorm Wochenmarkt am Bahngleis.«
    »Und?«
    »Das ist alles.«
    »Blut? Einschußlöcher?«
    »Nichts dergleichen«, antwortete Morelli. »Der Wagen ist in erstklassigem Zustand. Auf den ersten Blick sieht’s aus, als wär nichts gestohlen worden. Kein Vandalismus. Keinerlei Spuren eines Kampfs.«
    »War er abgeschlossen?« »Ja. Ich vermute, er wurde irgendwann heut in den frühen Morgenstunden dort abgestellt. Wenn er länger dort gestanden hätte, sähe er jetzt nicht mehr so gut aus.«
    »Ist hier gestern nacht noch irgendwas passiert?«
    »Nein. Alles war ruhig. Was hast du heute vor?«
    Ich zupfte an meinem Haar. »Ich geh zum Friseur.«
    Morelli lachte. »Du willst meine erstklassige Arbeit zunichte machen?«
    »Du hast doch nicht mehr aus meinem Haar rausgeschnitten, als absolut notwendig war?«
    »Nein«, antwortete Morelli, immer noch lachend.
    Im allgemeinen lasse ich mein Haar bei Mr. Alexander im Einkaufszentrum machen. Aber leider hatte Mr. Alexander an diesem Tag keinen Termin frei und konnte mich nicht einschieben, ich beschloß daher, zu Großmamas Friseur zu gehen, dem ›Kurz und Schnittig‹ in der Hamilton Street. Mein Termin war um halb zehn. Aber eigentlich war das unwichtig. Ich besaß inzwischen einen so hohen Unterhaltungswert, daß ich zu jeder Tages- oder Nachtzeit ins ›Kurz und Schnittig‹ hätte kommen können, ohne warten zu müssen.
    Wir verließen das Haus durch die vordere Tür, und ich bemerkte den Lieferwagen, der auf der anderen Straßenseite stand.
    »Grossman«, sagte Morelli.
    »Hat er eine Ducati in dem Wagen?«
    »Nein. Er hat eine Funkanlage und ein Rätselheft.«
    Ich liebäugelte mit dem Porsche mit den butterweichen Ledersitzen. Ich wußte, ich würde sehr cool darin aussehen.
    »Vergiß es«, sagte Morelli. »Nimm den Buick. Der ist wie ein Panzer, falls du in Schwierigkeiten geraten solltest.«
    »Mensch, ich will zum Friseur«, entgegnete ich. »Wie soll ich da in Schwierigkeiten geraten?«
    »Bei dir weiß man nie, mein Schatz.«
    Sally stand zwischen dem Porsche und dem Buick. »Also, welchen nehmen wir jetzt?« fragte er.
    »Den Porsche«, antwortete ich. »Ja, ganz entschieden den Porsche.«
    Sally schnallte

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