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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ging an ihm vorbei zu dem Motorrad, das auf der schmalen Auffahrt stand. »Ist das eine Ducati?«
    »Ja. Ich komm leider nicht oft dazu, sie zu fahren.«
    Ich trat näher ran. Es war die 916er Supermaschine. Rot. Das Motorrad meiner Träume. Nicht dumm, eine Verfolgungsjagd auf so einer Maschine. Schneller und manövrierfähiger als ein Auto. Jetzt, da ich wußte, daß er eine Ducati besaß, war mir Morelli noch sympathischer.
    »Bist du allein hier draußen?« fragte ich.
    »Im Moment ja. Um zwei kommt Roice.«
    »Sie haben Sugar wohl noch nicht geschnappt?«
    »Wir suchen das Auto, aber bis jetzt ohne Erfolg.«
    Scheinwerfer leuchteten am Ende der Straße auf, und wir drängten uns alle in den Schatten des Hauses. Der Wagen rollte an uns vorbei und bog zwei Straßen weiter unten ab. Wir lösten uns wieder aus der Dunkelheit.
    »Hat Sugar außerhalb der Band Freunde?« fragte Morelli Sally.
    »Er hat massenhaft Bekannte. Aber nicht viele enge Freunde. Als ich damals zur Band kam, hatte Sugar einen Liebhaber.«
    »Und was meinen Sie, würde er zu ihm gehen, wenn er Hilfe braucht?«
    »Glaub ich nicht. Das war keine freundschaftliche Trennung.«
    »Wie sieht das Programm der Band aus? Haben Sie demnächst einen Auftritt?«
    »Wir haben am Freitag eine Probe, und am Samstag spielen wir im Club.«
    Das schien eine Ewigkeit entfernt. Und Sugar hätte schon sehr dumm sein müssen, um sich da zu zeigen. Aber es war ja auch dumm von ihm gewesen, Morelli zu attackieren. Bullen reagieren empfindlich, wenn jemand einen Kollegen anpinkelt.
    »Setzen Sie sich mit den anderen Mitgliedern der Band in Verbindung«, sagte Morelli zu Sally. »Erzählen Sie ihnen, daß Sie mit Stephanie und mir zusammenwohnen. Und fragen Sie, ob sie Sugar gesehen haben.«
    Ich sah Morelli an. »Du rufst mich doch an, wenn sich was tut?«
    »Klar.«
    »Hast du meine Piepsernummer?«
    »Sie ist in meinem Gedächtnis unauslöschlich eingeprägt.«
    Die Masche kannte ich. Er würde mich nicht anrufen. Höchstens wenn alles vorbei war.
    Sally und ich überquerten die Straße, betraten Morellis Haus, marschierten hindurch und gingen durch die Hintertür wieder raus. Ich blieb einen Moment im Hof stehen und dachte an Morelli, der schon wieder im Schatten untergetaucht war. Die Straße schien verlassen. Mir wurde unheimlich. Wenn Morelli einfach so verschwinden konnte, dann konnte das auch Sugar.
    Einmal in der Woche ging Großmama Mazur zum Friseur und ließ sich die Haare waschen und legen. Manchmal machte ihr Dolly eine Spülung, dann kam Großmama mit aprikosenfarbenem Haar wieder nach Hause, aber die meiste Zeit lebte sie mit ihrem naturgegebenen Stahlgrau. Großmama trug ihr Haar kurz, mit Dauerwelle zu kleinen Löckchen gedreht, die in schnurgeraden Reihen über ihre glänzende Kopfhaut marschierten. Die Löckchen blieben wunderbar in Form bis zum Ende der Woche, dann pflegten sie allmählich zusammenzufallen und sich zu verwursteln.
    Ich hatte mich immer gefragt, wie Großmama dieses außerordentliche Kunststück fertigbrachte. Und jetzt wußte ich es. Sie rollte ihr Kopfkissen unter ihrem Hals zu einer Wurst, so daß ihr Kopf das Bett kaum berührte. Und sie schlief wie eine Tote. Die Arme auf der Brust gekreuzt, stocksteif und gerade wie ein Brett, mit offenem Mund. Die ganze Nacht bewegte sie keinen Muskel, und sie schnarchte wie ein besoffener Holzfäller.
    Um sechs Uhr kroch ich völlig gerädert aus dem Bett. Ich hatte insgesamt vielleicht dreißig Minuten Schlaf gehabt die ganze Nacht. Ich schnappte mir irgendwas zum Anziehen und ging ins Bad. Dann schlich ich mich runter und machte Kaffee.
    Eine Stunde später hörte ich über mir Geräusche und erkannte die Schritte meiner Mutter auf der Treppe.
    »Du siehst ja schrecklich aus«, sagte sie. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Hast du schon mal mit Großmama in einem Zimmer geschlafen?«
    »Sie schläft wie eine Tote.«
    »Du sagst es.«
    Oben knallten Türen, und meine Großmutter schrie meinen Vater an, er solle gefälligst das Bad freimachen.
    »Ich bin eine alte Frau«, rief sie. »Ich kann nicht den ganzen Tag warten. Was tust du überhaupt da drinnen?«
    Neuerliches Türenknallen, dann kam mein Vater in die Küche und setzte sich an den Frühstückstisch. »Ich muß heut morgen mit dem Taxi los«, sagte er. »Jones ist in Atlantic City, und ich habe ihm versprochen, daß ich seine Schicht übernehme.«
    Das Haus meiner Eltern war schuldenfrei, und mein Vater bekam von der Post eine

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