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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Leitung zu hören. «Ich habe mich den Elginisten nach den Protesten bei der Henge-Grabung angeschlossen», sagt Cathbad schließlich. «Sie haben uns damals ihre Unterstützung angeboten, weil auch sie der Meinung waren, der Henge sollte bleiben, wo er ist.»
    Ruth erinnert sich noch gut an die Proteste, an Cathbad, der mit hocherhobenem Druidenstab inmitten des Kreises aus Holzpfählen stand und selbst noch der Flut trotzte. Damals gingen Gerüchte, das gesamte Archäologen-Team sei verflucht und wer immer die Holzpfähle berühre, werde binnen Jahresfrist sterben. Nun, Ruth ist immer noch da, und selbst Erik hat die Ausgrabung um etliche Jahre überlebt. Welche Art von Unterstützung die Elginisten damals wohl angeboten haben?
    «Cathbad», sagt Ruth. «Kennst du Bob Woonunga?»
    Wieder lacht Cathbad. «Bob ist Experte für Rückführungen. Außerdem ist er Dichter. Er hat wunderschöne Texte über die Traumzeit verfasst. Ich habe ihn bei einer Tagung kennengelernt.»
    «Und du hast ihm empfohlen, ins Haus neben mir zu ziehen?»
    «Ich fand, das passt zu ihm. Er ist ein netter Kerl, Ruth. Du wirst ihn mögen.»
    «Ich habe ihn gestern Abend schon kennengelernt.»
    «Na, siehst du.»
    «Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du mir irgendwas verschweigst?»
    «Ruhig Blut, Ruthie. Pass auf, wir haben nächstes Wochenende wieder ein Treffen. Komm doch einfach mit. Du triffst dort jede Menge Archäologen. Es ist absolut nichts Zwielichtiges dabei, versprochen. Dieser Freund von dir aus Sussex kommt auch. Max … wie heißt er noch?»
    «Max Grey.»
    «Genau. Das wird sicher lustig. Zum Abschluss soll es eine echte Räucherzeremonie geben, wie bei den Aborigines.»
    «Bei den australischen Ureinwohnern», verbessert Ruth, doch sie ist nicht ganz bei der Sache. Sie denkt an Max.

[zur Inhaltsübersicht]
    7
    Auf der Rückfahrt ins Polizeipräsidium sinniert Nelson über Schlangen, Rennpferde und die bodenlose Arroganz der britischen Oberschicht. Lord Smith ist höflich, fast schon charmant gewesen, und doch hat er keinen Zweifel daran gelassen, dass er für sich das gottgegebene Recht beansprucht, mit seinen Pferden, seinem Museum und den gruseligen Trophäen seines Urgroßvaters tun und lassen zu können, was er will.
Die Schädel haben meinem Urgroßvater gehört.
Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu der Aussage: «Die Sklaven haben meinem Urgroßvater gehört.» Nelson kann sich Smith problemlos als Plantagenbesitzer vorstellen, auf dessen Feldern die Sklaven schuften, während sein nichtsnutziger Sohn auf der Veranda herumlungert und Bourbon trinkt – oder was sie sonst so trinken in
Vom Winde verweht
(dem Lieblingsfilm von Nelsons Mutter).
    Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen den Briefen und Neil Tophams Tod? Nelson denkt an das offene Fenster, an die Schlange im Schaukasten, an den Satz:
Nun werden die Toten sich an Euch rächen
. Er wird aber nicht in die Falle tappen, den Briefschreiber für den Mörder zu halten. Wie jeder Ermittlungsbeamte in Großbritannien erinnert auch er sich an den Yorkshire Ripper und die berüchtigten «Ich bin Jack»-Aufnahmen. Die Polizei hatte wertvolle Zeit verloren, weil sie die Stimme auf den Kassetten für die des Rippers hielt, während es am Ende nur ein Spinner war, der einmal im Rampenlicht stehen wollte. Auch Nelson hat so etwas schon erlebt. Jahrelang erhielt er Briefe über ein verschwundenes kleines Mädchen, die ihn noch bis in die Träume verfolgten. Stammten sie vom Mörder? Enthielten sie geheime Hinweise, die ihn zu Lucy Downey führen würden, wenn es ihm nur gelang, den Code zu knacken? Diese Briefe waren auch der Ursprung seines näheren Kontakts zu Ruth. Sie hatte sie für ihn interpretiert, ihm die abgehobenen mythologischen und archäologischen Begriffe erläutert. Ihre Fachberatung hätte sie fast das Leben gekostet.
    Doch Chris Stephenson glaubt, Topham sei eines natürlichen Todes gestorben. Und der Untersuchungsrichter wird vermutlich ins selbe Horn stoßen. Neil Topham ist einer plötzlichen Lungenblutung erlegen, die vielleicht durch seinen Drogenkonsum hervorgerufen wurde. Die Briefe, die Schlange, das merkwürdige Arrangement mit dem Sarg – das muss alles gar nichts bedeuten. Und doch weiß Nelson mit der Sicherheit von mehr als zwanzig Jahren bei der Truppe, dass da etwas nicht stimmt. Er hat es Lord Smith angemerkt, als der die Briefe las: dieser plötzliche Ausdruck von Wut (oder doch Angst?) in den hochmütigen Zügen. Er hat

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