Alles auf Anfang! (German Edition)
ihres
Appartementhauses vorbei jagten.
Der Frühling schaffte einfach nicht den
Durchbruch. Vereinzelt tanzten ein paar Schneeflocken durch die Luft, alles war
grau in grau. Trister konnte der Anblick über München nicht sein. Ihr
Appartement war zwar mit schicken Möbeln und einer teuren Designerküche
eingerichtet, aber all das konnte nicht über die Tristesse dieser Gegend hinweg
täuschen. Nach der Scheidung vor fünf Jahren war sie nicht besonders wählerisch
gewesen, was ihren neuen Wohnraum betraf. Hauptsache, schnell alles hinter sich
lassen und vergessen. Das Alleinsein wurde ihr schnell überdrüssig, die
Wohngegend schäbig und das Geld, das sie bei der Scheidung bekam, neigte sich langsam
dem Ende.
Ben war für sie der Garant für Erfolg und
Lebensstandard und so setzte sie alles daran, ihm näher zu kommen. Überstunden
wurden gern genommen und die Gelegenheit in seiner Nähe zu sein ergab sich
dadurch wie von selbst. Nach einem erfolgreichen Projektabschluss lud er sie
ins "Schumanns" ein. Seine Laune war glänzend und Carla zog sämtliche
Register. Mit Erfolg! Beschwingt von der lauen Sommernacht und angeheizt vom
Champagner landeten sie ihrer Wohnung. Kaum hatten sie die Tür hinter sich
geschlossen, rissen sie sich gierig die Kleidungsstücke vom Leib. Er nahm sie
im Flur und drang begierig im Stehen in sie ein. Nach der ersten Befriedigung
wollten sie beide mehr. Mal eroberte sie seinen Körper und tastete sich mit
sanften Zungenbewegungen an seine Männlichkeit. Dann wieder schaukelte sich
eine vorsichtige Leidenschaft hoch zur Welle einer ungezähmten Begierde, bis
beide verkeilten, die verschwitzten Körper erst im Morgengrauen zur Ruhe kamen
und erschlafft in sich zusammenfielen. Der Morgen danach hatte allerdings immer
die vermeintliche Vertrautheit verschluckt. Ben war kalt wie Eis und versteckte
sich hinter seiner unantastbaren Fassade. Die zerwühlten Laken waren die
einzigen Zeugen der Nacht.
Ansonsten alles auf Anfang.
Carla lief in ihrer Küche auf und ab, wie
ein Tiger im Käfig. Sie durfte diesen Mann nicht verlieren. Der Aschenbecher
quoll bereits über, als sie den ersten klaren Gedanken des Tages fassen konnte.
Ihr war nicht damit geholfen, vor Ben kleinlaut zu Kreuze zu kriechen.
Schließlich wollte sie sich nicht klein machen, sondern ihre Ehre in seinen
Augen zurück erlangen. Einzig allein Fakten konnten ihn beeindrucken und eine
schnelle Nummer in seinem Büro als Zugabe. So müsste es klappen.
Ihre Laune hatte sich schlagartig
gebessert. Trotz der kräftigen Regenschauer und Sturmböen riss sie die Fenster
auf, um den faden, stickigen Geruch raus zu lassen, damit die frische Brise den
Ärger der letzten Stunden vertreiben konnte. Sie brauchte einen klaren Kopf!
Erheitert ging sie ins Badezimmer, um eine heiße Dusche zu nehmen. Der
prasselnde Massagestrahl auf ihrer Haut hauchte ihr neue Energie ein. Der Duft
der exklusiven Duschcreme belebte ihre Sinne. Als sie sich ihre nassen kurzen
Haare kämmte und ihren flauschigen, weißen Frotteebademantel auf der Haut
spürte, war sie sich ihrer Wirkung auf Männer wieder voll bewusst.
Mit dem linken Ärmel wischte sie eine
kreisförmige Fläche auf dem beschlagenen Badezimmerspiegel frei und betrachtete
mit geneigtem Kopf verführerisch ihr Spiegelbild. Dabei leckte sie sich mit
feuchter Zunge über ihre Lippen. Aus den nassen, aus dem Gesicht
gekämmten Haaren fiel ein Tropfen auf ihre Wange. Linkisch strich sie ihn mit
ihrem rot lackierten Zeigefingernagel beiseite und hauchte einen angedeuteten Kuss
in den Spiegel.
"Ben von Lichtenfels, du entkommst mir
nicht! Ich kriege immer, was ich will! Koste es, was es wolle."
Sie warf ihren Kopf in den Nacken und
lachte siegessicher. Ihr italienisches Blut in den Adern brodelte.
München, München, München. Nicht zu fassen,
wie sie diese Stadt liebte! Lisa breitete die Arme aus und drehte sich in das
tiefe Blau des bayerischen Himmels. Es war Liebe auf den ersten Blick! Bevor
sie die Stellenanzeige in der "Süddeutschen Zeitung" gelesen hatte,
war München ein unbeschriebenes Blatt für sie. Vom ersten Tag an aber fühlte
sie sich hier heimisch und hatte zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein.
An jeder Straßenecke pulsierte das Leben. Es gab so viel Neues zu entdecken.
Sie sprühte voll Inspiration und Lebenslust. Ihre Arbeitsstelle gefiel ihr. Die
Wohnung war nett, aber eigentlich nur ein Ort zum Wäschewechseln. Statt
Umzugskisten auszupacken und Bilder an
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