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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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Gummihandschuhe gedacht hatte.
    Ich brauchte vier Wasserkocherfüllungen, bis ich einigermaßen durch war. Und dabei musste ich mir die vorhandenen Geschirrhandtücher gut einteilen, weil ich nirgendwo zusätzliche fand und Frau Nowakowski mir auch nicht sagen konnte, ob es noch saubere gab.
    Bevor ich das Geschirr in die beiden dafür vorgesehenen Schränke räumte, hielt ich es für ratsam, sie rasch auszuwischen. Inzwischen beobachtete mich die Hausherrin mit einer gewissen Neugier. »Sie sind ziemlich gründlich, was?«, fragte sie zwischendurch.
    Als ich endlich einen Zustand erreicht hatte, der das Einräumen möglich machte, öffnete sich die Tür, aus der gestern das kleine Mädchen gekommen war. Aber dieses Mal erschien gähnend ein Junge, nach meiner Schätzung etwa elf, mit einer Unterhose und einem viel zu großen T-Shirt bekleidet, auf dem zu lesen stand: »Bier formte diesen wunderbaren Körper«.
    »Du bist sicher Gonzalez«, sagte ich, nachdem er mich eine Weile angestarrt hatte.
    Er nickte und erwiderte: »Und Sie sind die Frau, die hier putzt.«
    »Möchtest du etwas frühstücken?«, fragte ich ihn, weil ich annahm, dass er bis jetzt geschlafen hatte.
    »Frühstücken?«, echote er. »Was gibt’s denn?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und öffnete den Kühlschrank. Aus dem es nicht besonders gut roch. Milch konnte es nicht sein, denn die gab es nicht. Dafür einige recht unerfreulich aussehende offene Gefäße mit irgendwelchen Resten in unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Ich holte einige davon heraus und stellte sie in die Spüle. Dann entdeckte ich eine Packung Margarine und ein Glas Nutella.
    »Haben Sie irgendwo Brot?«, fragte ich seine Mutter.
    »Ich glaube nicht«, gab sie zurück. Sie war wirklich sehr konsequent mit der Vorgabe, still zu liegen und sich um nichts zu kümmern. »Gonzalez, sieh mal in dem oberen Fach nach.«
    Der Junge öffnete eine Schranktür, wo es auch einige geöffnete Lebensmittelpackungen, leere Tüten und, was mich erstaunte, einen einzelnen Gummistiefel gab, aber Brot war nicht dabei. Ich nahm den Gummistiefel heraus, weil der da nun wirklich nicht hingehörte, und machte die Tür wieder zu.
    »Weißt du was?«, sagte ich zu ihm. »Du könntest doch eben zum Bäcker gehen und Brötchen holen. Wie wäre das?«
    »Okay«, sagte er und hängte sehr pragmatisch die Frage an: »Haben Sie Geld?«
    Ich nahm meine Tasche vom Schrank und gab ihm fünf Euro. Seine Hände waren ähnlich dreckig wie die seines Bruders am Montag. »Wo ist eigentlich Kevin?«, fragte ich.
    »Im Kindergarten«, sagte er. »Wo denn sonst?« Er verschwandnoch mal in dem hinteren Raum und kam dann angezogen, aber weiterhin ungewaschen zurück. Ich beschloss, nichts dazu zu sagen. Das war nicht meine Sache.
    Meine Sache war die schwierige Entscheidung, was jetzt am dringendsten gemacht werden musste. Der Kühlschrank? Der Fußboden? Die Entsorgung der überquellenden Mülltüten?
    »Ich geh dann mal«, sagte Gonzalez und knallte die Tür hinter sich zu. Bis zum Bäcker war es nicht weit. Vielleicht sollte ich erst mal den Tisch decken, bis er wiederkam. Aber als ich mich umsah, erledigte sich das insofern, als es gar keinen Esstisch in dieser Wohnung gab.
    »Wo essen Sie denn normalerweise?«, fragte ich Frau Nowakowski.
    »Hier«, sagte sie und zeigte auf den Couchtisch vor sich.
    Also räumte ich zunächst mal den ganzen Plunder vom Tisch und machte ihn sauber, was unter anderem auch bedeutete, Kerzenwachs von der Tischplatte zu kratzen und ein 10 0-Teile -Puzzle wieder in seinen Karton zu räumen. Egal, wenn ich einmal hier war, dann konnte ich auch an dieser Stelle für Ordnung sorgen. Ich räumte auch die Schüssel mit dem Blumenstrauß weg und brachte ihn in einem Gefäß unter, das deutlich besser geeignet war. Dann holte ich sauberes Geschirr aus dem Schrank und deckte so gut es ging den Tisch. Viel war da nicht zu reißen: Außer der bereits erwähnten Margarine und der eiskalten Nutella fand ich nur noch eine Packung Käse, von der ich die vertrocknete Hälfte abschnitt.
    »Was trinkt denn Ihr Sohn zum Frühstück?«, fragte ich Frau Nowakowski, der ich auch ein Gedeck hingestellt hatte.
    »Der hat bestimmt noch Cola hinten im Zimmer«, meinte sie.
    »Und was möchten Sie?«
    »Ich glaube, wir haben noch ein paar von diesen Dingern für die Kaffeemaschine«, sagte sie und deutete auf eine Art Sideboard hinter dem Sofa. Weil ich mich diesem Teil des Raumes noch nicht gewidmet hatte,

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