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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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dass sie wenig haben, sondern dass es wenig wert ist.
    War das arrogant? Während ich die endlosen Mengen von Klamotten sortierte (es waren auch Kindersachen darunter sowie Babyzeug und ein paar Männerhemden) und entscheiden musste, was davon gewaschen werden musste und was nicht, fiel mir auf, dass das meiste davon nicht sehr hochwertig war. Vielleicht war einiges davon geerbt oder ein Sonderangebot vom Discounter, trotzdem war in diese Berge von Sachen einiges an Geld geflossen. Es tat mir in der Seele weh, darüber nachzudenken, dass dies Nicole Nowakowskis irdischer Besitz war.
    Die Sachen wegzuräumen war nicht einfach, denn ihr Kleiderschrank verfügte nur über eine Stange und keine Fächer. Es gab aber nur ein halbes Dutzend Kleiderbügel, an die ich all das hängte, was sich am besten dafür eignete. Den Rest musste ich notgedrungen im Schrank aufstapeln, was natürlich nicht lange gutgehen würde.
    Längere Zeit dachte ich darüber nach, was man da machen könnte. Schließlich ging ich wieder mal auf einenKaffee zu Hannes Hoffmeister   – langsam wurde das zu einer Gewohnheit   – und fragte ihn nach stabilen Pappkartons, die man mit der Öffnung nach vorn übereinanderstapeln und so eine Art Regal herstellen konnte.
    »Das ist auch keine Lösung für die Ewigkeit«, warnte er mich, als ich mit meinen Kartons von dannen zog.
    »Wer redet hier von Ewigkeit?«, gab ich zurück. »Ich suche nur nach einer Alternative zu Wäschebergen.«
    »Ich glaube, dazu sage ich nichts mehr«, meinte er. Das fand ich sehr weise von ihm. Ich wollte nicht belehrt werden, ich wollte nur schnelle Erfolge sehen in der Hoffnung, dass sich Nicole davon inspirieren ließ und begriff: Wo ein Wille ist, gibt es auch eine Lösung. Meinen Optimismus wollte ich mir so schnell nicht nehmen lassen.

11
    Am Mittwochabend kam Henning nach Hause, ein Ereignis, das in mir nur begrenzt Freude auslöste. Er hatte auf meine E-Mail sehr knapp geantwortet, so dass unsere telefonische Auseinandersetzung mehr oder weniger unbeantwortet im Raum stand.
    Diese unklare Lage und die Tatsache, dass ich am nächsten Morgen in Bredenscheid einen Termin zur Krebsvorsorge hatte, waren nicht besonders stimmungsfördernd. Auch Henning strahlte nicht gerade gute Laune aus, als er in der Diele stand. Zu allem Überfluss war er noch in einen Stau geraten. Das hasst er ganz besonders.
    »Ich würde mich gern erst mal eine halbe Stunde hinlegen«, sagte er zu mir. »Dann sollten wir miteinander reden.«
    »Vielleicht sollten wir das Reden auf morgen verschieben, wenn du so kaputt bist?«, schlug ich vor. Ich hatte auch selbst nichts gegen einen Aufschub einzuwenden. Da könnte ich noch ein bisschen über mein eigenes Plädoyer nachdenken.
    »Besser nicht«, sagte er müde. »Sagen wir in einer Stunde. Ich stell mal einen Weißwein kalt. Könntest du was zu essen machen?«
    Natürlich. Immerhin war es besser, sich während eines gesitteten Essens zu streiten als mit leerem Magen. Dass er dazu Wein trinken wollte, wertete ich als gutes Zeichen.Wenn er richtig schlechte Laune hatte, schmeckte ihm nämlich auch der beste Riesling nicht.
    Also sichtete ich meine Vorräte und begann mit der Zubereitung einiger Vorspeisen, die wir beide gern mögen. In dieser Zeit dachte ich noch mal über all das nach, was er mir vorgeworfen hatte und was er an meinem augenblicklichen Verhalten auszusetzen hatte.
    Eigentlich ließ es sich auf wenige Punkte reduzieren. Erstens: Er fand es falsch, dass ich mich so intensiv für die Nowakowskis engagierte. Aber je länger ich dort war, desto deutlicher wurde mir, wie viel im Argen lag. Man konnte stundenlang aufräumen und war immer noch nicht durch. Mit dem Fensterputzen und einigen anderen Projekten hatte ich noch nicht mal angefangen. Und auch wenn ich mich inzwischen öfter mal über Nicoles Desinteresse ärgerte, konnte ich die Sache nicht so halb fertig hinterlassen.
    Zweitens: Er hatte sich darüber geärgert, dass ich ihn nicht informiert hatte, bevor ich zum Arbeitsamt ging. Das fand ich wiederum ein wenig bevormundend von ihm. Ich hatte immer Dinge allein geregelt, während er unterwegs war: Elternsprechtage, Handwerkertermine, Autoreparaturen, und jetzt machte er so einen Aufstand wegen einer solchen Aktion? Bevor ich einen Job antrat, würde ich ihm bestimmt Bescheid sagen.
    Drittens: Er war der Meinung, ich wäre wegen der Wechseljahre psychisch nicht stabil. Das war der Punkt, der mich am meisten ärgerte, denn dagegen war

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