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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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Alter mag Hilde es gar nicht, wenn ihr so wichtige Informationen vorenthalten werden.
    »Henning muss geschäftlich in die USA und will mich mitnehmen. Ein paar Tage Boston und dann Cathy besuchen.«
    »Nicht schlecht«, meinte sie. »Peter fliegt geschäftlich leider immer nur nach Asien.«
    Tja, das würde wohl demnächst auch eher unsere Richtung sein. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon darüber sprechen durfte, deshalb hielt ich erst mal den Mund über das Thema Chongqing. Ich brauchte nicht noch einen Grund für Henning, sich über mich zu ärgern. »Warst du denn schon mal mit?«
    »Du liebe Güte, Marie, was soll ich denn in Südkorea? Und Peter ist dann sowieso von morgens bis abends in irgendwelchen Meetings und hat keine Zeit für mich. Diese Koreaner arbeiten nämlich rund um die Uhr. Da muss ich nicht hin.«
    »Ich dachte nur, dass dich vielleicht diese fremde Kultur reizt. Man kann ja auch auf eigene Faust was unternehmen.«
    »Das hab ich mal in Indien versucht«, sagte Hilde. »Nie wieder, sage ich dir! Als westliche Frau fällt man ja an jeder Ecke auf und wird angequatscht und angebettelt, bis man nur noch ins nächste Taxi springt und sich zurück ins Hotel bringen lässt.«
    Nun war Indien nicht China, aber auch dort würde ich natürlich auffallen. Die Vorstellung ermutigte mich nicht gerade.
    Wir beschlossen, beim Italiener eine Pizza zu essen, bevor ich mich in das Abenteuer »Kofferkauf« stürzte. Hilde machte das Licht in der Galerie aus und schloss sorgfältig die Türen ab. »Wie lange arbeitest du eigentlich schon hier?«, fragte ich sie.
    »Im Oktober werden es sechs Jahre.« Sie steckte den Schlüssel in ein Extrafach ihrer Burberry-Tasche. Ich erinnerte mich, dass sie die im Frühjahr von einem Shopping-Trip nach London mitgebracht hatte und wir sie alle ausgiebig bewundern mussten. Hilde war mir immer als eine Person vorgekommen, die sich in erster Linie über ihre Outfits und ihr durchgestyltes Haus definierte. Es war ziemlich überraschend gewesen mitzubekommen, wie intensiv sie sich mit ihrer Galerie und der darin ausgestellten Kunst befasste.
    »Und wie bist du dazu gekommen?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr an dieses große Sommerfest zu Georgs fünfzigstem Geburtstag? Drüben im Golfclub Hambachtal? Da war auch dieser Kulturdezernent der Stadt Bredenscheid und erzählte, dass sie jemanden suchen, der stundenweise die Galerie betreut. Na ja, da hat Peter dafür gesorgt, dass ich die Stelle bekomme. Manuel war damals gerade für dieses Gastsemester in Edinburgh, und ich bin fast mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen zu Hause.«
    Das kam mir bekannt vor. Nur dass in dem Fall Peterdie Initiative ergriffen und Hilde nicht selbst ihre Liste erstellt hatte wie ich. »Hattest du denn irgendwelche Vorkenntnisse? Ich meine, du hast doch nicht Kunstgeschichte studiert oder ähnliche Geheimnisse, von denen wir nichts wissen?«
    Hilde lachte. »Kunstgeschichte? Hör mal, ich hab einen Realschulabschluss und eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau, als die ich aber seit Urzeiten nicht mehr tätig war! Nein, das lief nur über Beziehungen. Oder nennen wir es glückliche Fügung, weil dieser Referent zufällig auf diesem Geburtstag war und zufällig eine Bemerkung machte, die Peter dann sofort in die Tat umgesetzt hat, damit ich was um die Hand habe.«
    Wir waren beim Italiener angekommen und ließen uns von einem diensteifrigen Kellner zu einem Tisch komplimentieren, eine riesige Speisekarte vorlegen und zwei Wasser kredenzen. Ich hatte keine Lust, mich durch drei Doppelseiten mit den unterschiedlichsten Belagvarianten für Pizza zu quälen, und entschied mich deshalb rasch für ein Nudelgericht.
    »Schon fertig?«, fragte Hilde überrascht, als ich die Karte zuklappte. »Was nimmst du?«
    »Die Spaghetti mit Pesto.«
    »Spaghetti mit Pesto«, wiederholte sie sehnsüchtig. »Tja, du kannst dir das leisten. Während unsereins schon zunimmt, wenn sie nur an dem Pesto schnuppert.«
    »Ich bestelle aber nur eine halbe Portion«, sagte ich. »Wenn du willst, können wir uns das teilen.«
    Sie zögerte kurz. »Ach ja, warum nicht! In meinem Alter muss man nicht mehr aussehen wie Kate Moss, oder? Du musst mich nur nachher mit Gewalt daran hindern, einen Nachtisch zu bestellen. Das Himbeer-Tiramisu ist eine Sünde wert.«
    »Ich werde es zu verhindern wissen«, gelobte ich.»Aber damit lass uns auch aufhören, über Kalorien nachzudenken. Ich finde es viel spannender, mit dir über Kunst zu

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