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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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anderen Leute   – mir war es schon mal passiert, dass mir in einem ähnlichen Fall eine völlig fremde Frau vorgeschlagen hatte, die Quittung ihr zu geben. So verdutzt, wie ich war, hatte ich es sogar getan. Und mich hinterher tierisch darüber geärgert.
    Dieses Mal lehnte ich höflich ab. »Brauchen Sie vielleicht noch eine Schultüte?«, fragte mich die Verkäuferin und wies auf ein Display mit mindestens zehn leuchtend bunten, gigantisch großen Exemplaren. »Wir haben heute noch mal eine Nachlieferung bekommen. Zum Sonderpreis.«
    »Zu spät«, sagte ich bedauernd. Mal wieder eine Lektion gelernt: entweder ganz früh zuschlagen oder warten bis zum letzten Moment. Das hatten offensichtlich Schultüten und Urlaubsreisen gemeinsam.
     
    Zu Hause blinkte der Anrufbeantworter: Frau Göbel hatte sich gemeldet. »Tut mir leid, dass ich Sie nicht persönlich erreiche, Frau Overbeck! Aber ich würde mich umso mehr freuen, wenn Sie mich mal zurückrufen könnten. Ich würde mich wirklich gern mal mit Ihnen unterhalten.«
    Ich überlegte kurz. Wenn sie mich erst mit dieser absoluten Freundlichkeit locken würde, um mir dann in einem persönlichen Gespräch mitzuteilen, dass sie mich wegen Körperverletzung anzeigen wollte, wäre das extrem link. Und wenn sie sich geärgert hätte, weil ich mich so aktiv in das Umräumen des Kleiderstübchens eingemischt hatte, klänge das wohl auch anders, wenn ich nach der Ehrfurcht ihrer Mitstreiterinnen ging. Also wählte ich tapfer ihre Nummer und wartete ab, was sie mir zu sagen hatte.
    Auch als ich sie am Telefon hatte, war sie superfreundlich.»Frau Overbeck, wie schön, dass Sie mich so schnell zurückrufen! Können Sie sich denken, was ich von Ihnen will?«
    »Nein«, behauptete ich.
    »Dann will ich Sie mal aufklären! Ich kam heute in unser Kleiderstübchen und war total überrascht, was sich da verändert hatte. Meine Kolleginnen haben mir dann erzählt, wie engagiert Sie sich da eingebracht haben, obwohl Sie eigentlich nur was kaufen wollten! Super, kann ich da nur sagen!«
    Hatte sie irgendwas genommen? Neulich hatte sie jedenfalls nicht so euphorisch gewirkt. Aber vielleicht hatte sie da auch Schmerzen wegen des Koffers gehabt. »Na ja«, sagte ich etwas lahm, »ich habe eigentlich nur ein paar Tipps gegeben.«
    »Aber das war genau richtig, Frau Overbeck! So was fehlt uns manchmal! Deshalb wollte ich Sie fragen, ob Sie sich nicht vorstellen könnten, regelmäßig bei uns mitzumachen. Was sagen Sie dazu?«
    Na so was. »Das kommt jetzt ziemlich plötzlich«, stotterte ich.
    Frau Göbel lachte. »Klar, das kann ich mir denken. Da überfalle ich Sie aus heiterem Himmel mit so etwas! Aber lassen Sie es sich doch mal durch den Kopf gehen. Wir sind zurzeit sieben Frauen, die regelmäßig dort sind, und es gibt noch drei oder vier andere, die immer mal einspringen. Sie könnten sich also völlig frei überlegen, wann Sie mitmachen und wie oft.«
    »Ich überlege augenblicklich ganz andere Sachen, Frau Göbel«, sagte ich. »Es könnte sein, dass mein Mann ins Ausland versetzt wird und ich dann mitgehe.«
    »Ins Ausland? Wie spannend! Wohin denn? USA?«
    Wenn es das doch wäre. Oder Frankreich. Oder wenigstens Holland. »Es geht eher um China.«
    »China?« So wie sie es sagte, klang es wie eine ansteckende Krankheit. »Was wollen Sie denn in China, Frau Overbeck? Da lassen Sie Ihren Mann doch besser allein hinfahren und tun hier was Vernünftiges!«
    »Das sagen Sie so«, murmelte ich. Sofort fiel mir Hildes Theorie ein und dass Dr.   Göbel   – der vermutlich nie Veranlassung hatte, einen Umzug ins nichteuropäische Ausland zu erwägen   – danach mit seiner Frau keine eheliche Gemeinschaft mehr zu pflegen bekam. Unter diesen Umständen wäre es vielleicht eher logisch, so zu handeln. Aber bei Henning und mir lag der Fall anders (wenn man mal von unserer augenblicklichen Krise absah), wir würden uns fürchterlich und in vielerlei Hinsicht vermissen. Das wiederum ging jedoch Frau Göbel nichts an.
    Sie sah das aber ein, ohne dass ich es ihr erklären musste. »Verzeihen Sie, Frau Overbeck, da bin ich wohl ein wenig zu weit vorgeprescht. Sie sehen aber daran, dass ich Sie wirklich gern mit im Boot hätte. Wenn ich bedenke, dass schon diese paar Veränderungen so auffällig sind, dann setze ich ganz große Hoffnungen auf Ihren dauerhaften Input.«
    »Vielen Dank für das Kompliment«, sagte ich artig. »Ich werde mal darüber nachdenken. Und je nachdem, wie das mit uns

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