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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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hinüberschielte. »Die blauen Pumas gab es nicht in meiner Größe?«
    »Leider nein.« Ich kniete mich vor Nuala, die wieder in den Gummistiefeln unterwegs gewesen war. »Hier, probier die mal zuerst an. Die sind für draußen.« Es handelte sich um schlichte weiße Sneaker mit Klettverschluss.
    »Da is ja gar nix drauf«, beschwerte sie sich. »Sabrina hat welche mit Hello Kitty drauf.«
    »Nun warte mal ab«, sagte ich. »Die hier sind ja nur zum Spielen, klar? Dann hab ich noch diese.« Ich zeigte ihr die Lackschuhe mit den Blümchen. Die gefielen ihr schon besser. Die Lederschuhe schließlich waren ein wenig groß, aber ich vermutete, das würde sie nicht davon abhalten, sie zu tragen, weil ihr die Kombination vonTürkis und Grau gut gefiel. Und außerdem passten sie zu der Jacke, die ich für sie entdeckt hatte, ein Markenstück in Dunkelblau mit türkisfarbenen Motiven. Ich plante schon ein Set aus Mütze und Schal in Türkis dazu, das ich ihr stricken könnte.
    »Kann ich die gleich anziehen?«
    »Die ist viel zu warm«, sagte ich. »Das ist eine Winterjacke.«
    Gonzalez untersuchte die Beute seiner Geschwister mit einer gewissen Eifersucht. »Die kriegen beide vier Sachen«, klagte er, »und ich nur zwei.«
    »Sei still«, fuhr ihn Nicole an. »Immerhin hast du auch was gekriegt.« Sie wandte sich zu mir. »Haben die wohl auch Umstandssachen?«
    Ich musste zugeben, darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. »Ich könnte demnächst noch mal hinfahren«, sagte ich.
    »Vielleicht haben die ja dann blaue Pumas in meiner Größe«, sagte Gonzalez hoffnungsvoll.
    »Kann ich heute mit den Lackschuhen rausgehen?«, bettelte Nuala. »Nur heute. Ich pass auch ganz doll auf.«
    Eigentlich wollte ich das ablehnen, aber sie war nicht meine Tochter. Nicole sagte nichts dazu. »Kann ich, Mama?«, drängte sie erneut.
    Nicole sah mich an. »Frag sie«, sagte sie schließlich. »Sie hat die Schuhe mitgebracht.«
    »Pass auf, wir machen es so«, sagte ich. »Du gehst damit raus und zeigst sie deinen Freundinnen. Und dann kommst du wieder und ziehst die Sneaker an, damit die Lackschuhe nicht gleich kaputtgehen, ja?«
    »Na gut«, sagte sie mit wenig Begeisterung.
    Ich sah auf die Uhr. »Wir müssen los«, wandte ich mich an Nicole. »Haben Sie Ihren Mutterpass gefunden?«
    »Ich sagte doch, dass der in der geklauten Handtasche war«, brummte sie.
    »Haben Sie denn Ihre Krankenkassen-Karte?«
    Sie nickte schlecht gelaunt und erhob sich vom Sofa. Es dauerte eine Weile, bis sie sich ihre Schuhe angezogen hatte, und als sie endlich bei mir im Auto saß, bedauerte ich, dass ich ihr gestern nicht aufgetragen hatte zu duschen. Der arme Arzt, dachte ich. Aber vielleicht sind nicht alle Leute so empfindlich wie ich.
    Die Praxis von Nicoles Gynäkologen war nicht ganz so elegant wie die von Dr.   Göbel, aber mindestens genauso überlaufen. Mit Mühe bekamen wir zwei Sitzplätze im Wartezimmer, aber ich fand es auch nicht schlimm, dass die Stühle nicht direkt nebeneinanderstanden. Ich packte mein Buch aus, und Nicole bediente sich an den Lesezirkel-Heften auf dem Tisch.
    Wie ich befürchtet hatte, gab es einen ziemlichen Rückstau, und Nicole wurde erst um kurz nach zwölf aufgerufen. Da musste sie aber nur Urin abgeben und bekam den Blutdruck gemessen, von Untersuchung oder Ultraschall war noch keine Rede. Das hatten wir erst gegen eins hinter uns.
    Die Mitarbeiterin an der Rezeption reichte ihr das Kärtchen und einen neuen Mutterpass. »Dann machen wir für nächsten Monat einen neuen Termin. Wann können Sie denn am besten?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Nicole mit einem Blick auf mich. Vermutlich hoffte sie, ich würde sie wieder fahren.
    »Möglichst früh morgens«, befand ich, was Nicole nicht so begeisterte. »Aber reicht denn ein Termin in vier Wochen? Muss das nicht häufiger kontrolliert werden?«
    »Nein!«, versicherte mir die junge Frau. »Bisher istdoch alles in bester Ordnung! Sie sind sicher die Oma? Die machen sich immer die meisten Sorgen.«
    Die Oma?!? Ich war zu erschüttert, um sie zu korrigieren. Erst als ich zu Nicole sagte: »Dann kommen Sie«, sah sie ein wenig überrascht aus.
    Die Oma. Ich kaute länger, als mir lieb war, daran herum. Theoretisch war das durchaus möglich, meine Kinder waren beide deutlich über zwanzig, aber ich war doch noch nicht so weit, oder? Hatten Omas nicht einen Dutt und beige Popelinemäntel und mit Kölnisch Wasser getränkte Taschentücher mit Häkelrand?
    Ich hatte heute früh

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