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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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offensichtlich der falsche Weg, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er lief ein bisschen rot an und kam näher, und jetzt wurde mir doch etwas mulmig. Wer weiß, weshalb er eingebuchtet worden war? Neigte er vielleicht zu spontanen Gewaltausbrüchen? »Ich sagte, Sie sollen abhauen!«, schrie er mich an. »Na los doch, Bewegung! Verpiss dich, du Hexe!«
    Mehr brauchte er mir dazu wirklich nicht zu sagen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ die Wohnung, und erst als ich mich am Ende des langen Flurs befand und mir klar wurde, dass er nicht hinter mir herkam, holte mich die Panik ein, die vielleicht angesichts einer solchen Begegnung normal war.
    Die Treppe hinunter rekapitulierte ich, was los war: Kevins Vater war zurück und hatte mich rausgeschmissen,ohne dass Nicole eingegriffen hatte. Gut, dass die Kinder das nicht mitgekriegt hatten   – oder hatten sie schon ihre Erfahrungen mit diesem Maik und waren geflüchtet?
    Auf jeden Fall war das das letzte Mal, dass ich mich hier für Nicole Nowakowski zum Affen machte. So langsam merkte ich, dass ich sowohl wütend als auch ziemlich erschrocken war, dass mich jemand so aggressiv angegangen hatte. Ich hätte diesem Kerl auf jeden Fall zugetraut, dass er handgreiflich geworden wäre, wenn ich nicht freiwillig gegangen wäre.
    Ich bog um die Hausecke und hatte das nächste Problem. Denn schräg vor meinem Auto stand ein größerer Lieferwagen mit offener Klappe, so dass ich nicht einfach wegfahren und das Ganze erst mal mit etwas Abstand verdauen konnte.
    Mit all dem Schwung, den mir Zorn und andere Gefühle verliehen, riss ich die Tür zu Hannes’ Beschriftungsfirma auf. »Da hat jemand mein Auto zugeparkt!«, brüllte ich in die Halle, und mehrere Männer blickten erschrocken zu mir herüber.
    Hannes   – heute in Zitronengelb   – kam eilig zu mir. »Marie, wir dachten nicht, dass Sie so schnell wieder wegwollen. Geben Sie uns noch zehn Minuten, dann ist alles erledigt.«
    »Ich will aber jetzt gleich fahren!«, stieß ich hervor, und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte ich dazu auch noch mit dem Fuß aufgestampft wie ein schmollender Teenager. Ich merkte, dass ich zitterte, und konnte es nicht abstellen, was mich noch wütender machte.
    Hannes bemerkte das auch. »Kommen Sie mit«, sagte er und schob mich erst mal in sein Besprechungszimmer. »Was ist denn los mit Ihnen?«
    Jetzt schossen mir auch noch die Tränen in die Augen. »Der Kerl da oben hätte mich beinahe angegriffen!«
    Hannes zögerte keinen Moment. Tröstend zog er mich an sich und strich mir mit der Hand über die Schulter. »Hey, hey«, sagte er beruhigend. »Ist ja alles gut.«
    »Nichts ist gut!«, schniefte ich. »Da oben bei Nicole ist Kevins Vater, und der hat   … der hat   …«
    Er schob mich ein Stückchen von sich, um mich erschrocken anzusehen. »Hat der Ihnen was getan?«
    »Nein, aber er hat mich bedroht!«, schluchzte ich. »Und jetzt komme ich noch nicht mal hier weg, und   …«
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte er mich sehr sanft. Ich wusste gar nicht, dass er so sein konnte, bisher kannte ich ihn eher grummelig, sarkastisch oder höchstens höflich, aber in diesem Augenblick war ich sehr froh, auch diese Seite an ihm zu entdecken.
    »Weiß ich nicht   … zu Hause ist meine Putzfrau, aber ich will hier nicht bleiben, und   …«
    Er legte den Arm um meine Schultern. »Kommen Sie.«
    Es war so tröstlich, dass ich mich ohne weitere Fragen von ihm aus dem Raum führen ließ. »Karlheinz, Tim«, rief er seinen Angestellten zu. »Ihr macht bitte allein weiter, ich bin jetzt erst mal weg.«
    Die beiden sowie der Fahrer des Lieferwagens sahen uns an, sagten aber nichts. Mir war in diesem Moment auch ziemlich egal, was sie dachten.
    Hannes griff im Vorübergehen nach einer Jacke und zog einen Schlüssel aus der Außentasche. Dann verließen wir die Halle und gingen schweigend an dem unbewohnten Haus vorbei zu einer Reihe von Garagen.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich unsicher.
    »Sie werden schon sehen«, sagte er. Mit seinem Schlüssel öffnete er eine der Garagen, und darin stand ein Auto, das so ähnlich wohl schon mein Großvater gefahren hatte: ein dunkelblauer Mercedes aus den frühen Sechziger-Jahren.
    »Wow«, sagte ich überrascht.
    »Genau«, sagte er wohlgefällig. »Warten Sie, ich hole ihn raus, und dann fahren wir ein Stück.«
    Jetzt erinnerte ich mich an eine Bemerkung von Kevin   – dass Herr Hoffmeister auch einen Mercedes hatte, aber der

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