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Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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wie es Tante Gina geht und was die so macht. Sie erinnert sich daran, ein kleines Geschenk für Mama gekauft zu haben, kramt es unter ihrem Bett hervor und Lotte ist ganz gerührt, denn damit hat sie nicht mehr gerechnet.  Es ist ein kleiner Plüschmecki mit schwarzer Knopfnase und weichen Stacheln. »Er soll dir Glück bringen, Mama. Damit du gesund bleibst und sich alle deine Wünsche erfüllen.«
    Dann sage mir, was dein Schuldig bedeutet, denkt Lotte. Sie zeigt ihre Freude dadurch, dass sie Mecki auf den Kühlschrank setzt, mit dem Stachelrücken an die Blumenvase lehnt, die Otto ihr vorgestern geschenkt hat.
    Womöglich hat sie sich heute Morgen getäuscht, huscht Optimismus durch ihre Seele. Es wird doch ein guter Tag werden, ohne Abweichung und Überraschungen, so wie sie den Alltag liebt: offensichtlich, voraussehbar, ein stetes Familienleben, ruhig wie ein Fluss, behäbig wie der Flug eines großen Vogels, gemütlich wie ein Bett aus Stroh.
     
     

12
     
    Schotterbein will, dass Frank seine Schicht beendet. Da gibt es keine Widerrede. Frank legt sein Handwerkszeug ab, beugt den Rücken und geht das niedrige Flöz runter Richtung Personenzug, der ihn zum Schacht 4 bringen wird, wo der Korb wartet.
    Oben angelangt überquert er den überdachten Laufsteg zur Kaue. Die Lampenstube läuft nicht weg. Erst mal eine paffen. Das hat er jetzt nötig. Das beruhigt ihn. Er zieht seine Privatklamotten runter und schnappt sich die Zigaretten. Zwar ist es verboten, in Arbeitskluft zu rauchen, aber darum kümmert sich sowieso kein Mensch.
    Er ist bei der zweiten Kippe, als hinter ihm Stiefel auf dem Laufsteg dröhnen. Schotterbein hat den nächsten Korb genommen. Na, denkt Frank, das kann ja lustig werden. Ein Rendezvous mit dem Obersteiger. Lampen zählen oder was?
    »Was wird wohl der Betriebsrat dazu sagen?« Schotterbein weist auf Franks Zigarette.
    Frank weiß keine Antwort darauf und schweigt. Mal abwarten was passiert.
    »Komm mit«, sagt Schotterbein, den Helm unter den Arm geklemmt, und drängt sich an Frank vorbei. Sie lassen die Lampenstube rechts liegen. Während Frank auf den lichten Hinterkopf des Obersteigers blickt, überkommen ihn zweifelhafte Gelüste. Ein Schlag auf den Schädel, und das Ekel wäre weg vom Fenster, oder vielleicht den schmalen Hals ein wenig zudrücken und dabei ein paar Minuten an was Nettes denken oder ihn einfach in den Hintern treten wie einen Hund, den man einen Abhang runterkickt, das wäre was. Was sich Schotterbein mit Cemir erlaubt hat, spottet jeder Beschreibung, erzieherische Maßnahme hin oder her! Als hätte Schotterbein Franks Gedanken gelesen, bleibt er stehen, dreht sich um und blitzt zu Frank hoch, wie es nur kleinwüchsige Männer können, die einen tiefen Komplex gegenüber Größeren haben. »Da rein.«
    Frank betritt das Büro.
    Schotterbein schiebt sich hinter einen kleinen Schreibtisch und knallt den Grubenhelm auf die Tischplatte, sodass es staubt. »Setzt dich, Wille.«
    »Was soll das alles, Steiger? Ich verliere meine Schicht. Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Willst du einen Weinbrand?« Unvermittelt wirkt die persönliche Anrede, die sich alle hier zu eigen gemacht haben, befremdlich auf Frank. Er möchte nicht geduzt werden, nicht von diesem Mann. Wäre die Sache nicht so ernst, möchte man lachen. Zwei Kerle, schwarz vom Kohlenstaub mit schmierigen Gesichtern und schmieriger Kleidung sitzen sich nach einem schmierigen Ereignis in ein einem schmierigen Büro gegenüber, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    Schotterbein genießt die Situation. Er ist eifersüchtig auf mich, erkennt Frank, er will seinen Feind ganz für sich alleine haben! Mit diesem Mistkerl trinke ich nicht!
    Schotterbein versteht Franks Schweigen und kräuselt spöttisch die Lippen. Er schüttet sich einen Attaché ein und leert das Glas mit einem Zug. Er wischt sich die Lippen und die Kohle mit dem Handrücken ab. »Ich will nicht lange drum herum reden, Wille. Du bist ein guter Mann, einer auf den man sich verlassen kann. Fleißig, in den besten Jahren.«
    Frank lehnt sich etwas vor. Er traut seinen Ohren nicht. Nun hätte er doch gerne einen Schnaps.
    Schotterbein zieht eine Mappe aus dem Schreibtisch und wirft diese in den Helmstaub. Seine schwarzen Finger hinterlassen deutliche Abdrücke auf dem Papier. Er blättert darin. »Nur beste Referenzen. Bist schon eine Reihe von Jahren dabei. Ich frage mich, warum du nie den Hauerbrief gemacht hast, he?«
    Frank

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