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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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Gefrierfach?«
    »Nein.«
    »Aber im Keller hat’s jede Menge Wein«, sagte Leksi und betrachtete die kleinen schwarzen Schuhe der Puppe, die von der Anrichte herabhingen.
    »Richtig!«, sagte Nikolai. »Der Keller.«
    Leksi folgte Nikolai die schmale Treppe hinunter, beide noch immer barfuß. Der Keller hatte keine Fenster, und so schaltete Nikolai das Licht an. In den Ecken des Raumes hingen Spinnweben. An der einen Wand stand ein Billardtisch, der mit einer Plastikfolie abgedeckt war. Die Schiefertafel darüber hielt noch den Punktestand der letzten Partie fest. Mitten auf dem Fußboden lag ein umgekippter gelber Spielzeuglaster. Leksi hob ihn auf und drehte an den Rädern; das wäre ein schönes Geschenk für seinen kleinen Neffen.
    Eine ganze Wand wurde von einem Weinregal eingenommen, einer riesigen Bienenwabe aus tonfarbenen oktagonalen
Fächern. Aus jedem lugten mit Stanniolpapier umwickelte Flaschenhälse hervor. Nikolai zog eine Flasche heraus und studierte das Etikett.
    »Französisch.« Er reichte sie Leksi. »Die Franzosen sind die Huren Europas, aber sie machen gute Weine.« Er zog zwei weitere Flaschen heraus, und sie wandten sich zum Gehen. Sie waren schon halb die Treppe hinauf, als Nikolai seine beiden Weinflaschen eine Stufe höher abstellte, seine Pistole aus dem Halfter zog und eine Patrone in den Lauf einführte. Leksi hatte keine Pistole. Sein Gewehr war noch in der Bibliothek. Er hatte die Flasche in der einen Hand und den Spielzeuglaster in der anderen. Er sah Nikolai an, wusste nicht, was vor sich ging.
    »Leksi«, flüsterte Nikolai. »Kann man Billard spielen, wenn der Tisch direkt an die Wand gerückt ist?«
    Leksi schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, wovon der Ältere sprach.
    »Hol Surchow. Holt eure Gewehre und kommt beide runter.«
    Bis Leksi Surchow aus dem Speisezimmer und ihre Gewehre aus der Bibliothek geholt hatte und wieder zurück an die Kellertreppe kam, war Nikolai verschwunden. Dann hörten sie ihn rufen. »Kommt her, kommt her, alles in Ordnung.«
    Sie fanden ihn an einer offenen Falltür stehend, die Pistole wieder im Halfter. Er hatte den Billardtisch weggeschoben, um an die Falltür zu kommen, ein Kraftakt, der Leksi erst einige Minuten später bewusst wurde. Die drei Soldaten starrten hinunter in das winzige Versteck. Auf einer nackten Matratze saß eine alte Frau. Sie blickte nicht zu ihnen hoch.
Ihr schütteres graues Haar war hinten zu einem Knoten zusammengefasst, und ihre altersfleckigen Hände lagen zitternd auf ihren Knien. Sie hatte ein langes schwarzes Kleid an. Um den Hals trug sie eine dünne silberne Kette mit einer schwarzen Kamee. Abgesehen von der Matratze war ein kleiner Tisch, auf dem eine Heizplatte stand, das einzige Mobiliar. An der einen Wand war eine Pyramide aus Konservendosen aufgeschichtet, neben einigen großen Plastikflaschen mit Wasser. An einer anderen Wand lehnte eine kurze Aluminiumtrittleiter.
    »Ist das dein Haus, Großmütterchen?«, fragte Surchow. Die Frau gab keine Antwort.
    »Sie redet nicht«, sagte Nikolai.
    Er ging in die Hocke, stützte die Hände auf den Rahmen der Falltür und ließ sich in den Bunker hinunter. Die Frau sah ihn nicht an. Nikolai suchte sie nach Waffen ab, behutsam, aber gründlich. Er stieß die Pyramide aus Konservendosen mit dem Fuß um, sah unter der Heizplatte nach und klopfte die Wände ab, um sicherzustellen, dass sie nicht hohl waren.
    »Na gut«, sagte er. »Holen wir sie hier raus. Komm jetzt, Großmütterchen, aufstehen.« Die Frau rührte sich nicht. Er packte sie bei den Ellbogen und stemmte sie hoch. Surchow und Leksi streckten ihr die Hände entgegen, jeder packte einen Arm und zog sie herauf. Nikolai kletterte aus dem Bunker; alle drei standen um die alte Frau herum und starrten sie an.
    Sie schaute sie jetzt ebenfalls an, die bernsteinfarbenen Augen aufgerissen und zornig. Leksi erkannte sie. Sie war die junge Frau auf dem Foto gewesen.

    »Das ist mein Haus«, sagte sie auf Russisch und sah die Männer der Reihe nach an. Sie hatte einen starken tschetschenischen Akzent, aber sie sprach jedes Wort klar und deutlich aus. » Mein Haus«, wiederholte sie.
    »Ja, Großmütterchen«, sagte Nikolai. »Wir sind deine Gäste. Bitte komm mit uns nach oben.«
    Sein höflicher Ton schien sie zu verwirren, und so ließ sie sich von ihnen zur Treppe führen. Als Nikolai wieder nach seinen Weinflaschen griff, deutete sie darauf. »Das ist nicht dein Wein«, sagte sie. »Bring ihn zurück.«
    Er

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