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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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dir auf die Decke. »Nimm Platz und rauch mit.« Du reichtest mir einen fest gerollten Joint, und ich ließ mich damit nieder, inhalierte tief.
    »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte ich. »Ich konnte dich nicht finden.«
    »Ich weiß. Ich habe dich herumirren sehen.« Du lachtest. »Tut mir leid, ich weiß, das ist gemein. Aber du sahst so süß aus, so traurig. Wie ein verlassenes Hündchen.«
    »Ach«, sagte ich nur.
    »Du bist doch nicht sauer auf mich, oder?«, fragtest du, während du wieder den Joint nahmst.
    »Aber nein.« Ich war wirklich nicht sauer. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass ich sauer sein sollte. Ich saß mit dir in der Dunkelheit auf einer Decke. Alles war gut.
    »Weißt du, was ich an dir so mag, Frankie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du hast keinen Funken Bosheit im Leib.«

    Ich sagte nichts, aber das schien mir ein schwaches Motiv für Liebe zu sein. Du beugtest dich zu mir, und ich sah kurz schiefe Zähne aufblitzen, bevor du mir einen festen Kuss auf die Lippen drücktest. Wir legten uns zurück, um den Himmel zu beobachten, ließen den Joint hin und her wandern. Es war August, und die Luft war warm, das Gras dicht und weich unter unserer Decke. Ich spürte, wie sich der Rauch durch meinen Körper schlängelte, sich unterwegs um Ecken wand. Du bliesest einen Rauchring über unsere Köpfe, und wir schauten zu, wie er größer und größer wurde, bis ihn die Dunkelheit verschluckte.
    »Da«, sagtest du, mit einem fahlen Finger deutend. »Eine Sternschnuppe.«
    Ich kniff die Augen zusammen, sah aber nichts. »Ich habe sie verpasst.«o
    »Da ist noch eine.«
    Wir rauchten und sprachen über Filme und schätzten den Wert der Hochhäuser am Central Park South, aber jedes Mal wenn ein Meteorit vorbeisauste, blickte ich gerade in die falsche Richtung.
    »Ich wünschte, du hättest Leonard gekannt«, teiltest du mir mit. »Meinen Dad. Er hätte dich gemocht.«

    Noch in der gleichen Nacht nahmst du mich mit zu dir nach Hause, doch niemand zog sich nackt aus. Sobald ich durch die Tür trat, begann ich zu niesen. Deine beiden schwarzen Katzen saßen auf dem Fensterbrett und starrten mich mit gelangweilten gelben Augen an. Ich starrte sie ebenfalls an, während du in die Küchennische gingst und Teewasser aufsetztest.
Als der Kessel zu pfeifen begann, hoben beide Katzen die rechte Pfote und schlugen mit den Krallen in die Luft. Sie beobachteten mich, um zu sehen, wie ich darauf reagierte. Ich blinzelte und drehte mich um.
    »Deine Katzen sind irgendwie unheimlich.«
    »Die sind sogar richtig unheimlich. Luther, das ist der, der schielt, der versteht Portugiesisch. Bist du allergisch?«
    »Nein«, log ich.
    Dein Apartment bestand zum größten Teil aus Bett, einem riesigen Bett mit schmiedeeisernem Kopf- und Fußbrett. Ein kleiner Schreibtisch aus Holz, mit einer blauen Keramiklampe und einem Spiralblock darauf, drückte sich o-beinig in eine Ecke. Dein Apartment lag im zwanzigsten Stock, aber alles, was man durch die Fenster sehen konnte, waren die im zwanzigsten Stock gelegenen Apartments auf der anderen Straßenseite.
    »Da«, sagtest du und reichtest mir eine Tasse Tee, »Ginseng.« Wir setzten uns auf das riesige Bett und bliesen auf unseren Tee. »Das Bett hat Leonard gehört. Ich meine, früher mal. Ich habe es schon seit Jahren. Bei seiner Trauerfeier bin ich allen möglichen Frauen begegnet, seinen alten Geliebten. Und bei jeder, der ich begegnet bin, dachte ich immer nur: Haben sie es auf meinem Bett getrieben? Ich bekomme Briefe von allen möglichen Leuten, lauter Freunden von Leonard, Leuten aus dem ganzen Land. Einer schrieb sogar aus Australien.«
    Ich musste niesen.
    »Diese Briefe - niemand, der meinem Dad je begegnet ist, konnte ihn vergessen. Ich bekomme Briefe von Leuten, die ihm nur einmal begegnet sind; ich bekam sogar einen Brief
von einer Frau, die ihm nie begegnet ist, deren Mann aber immer von ihm sprach. Mein Gott, Frankie, du solltest diese Briefe mal sehen.« Du blicktest auf deine schielende Katze. »Die Menschen liebten Leonard.« Wir schwiegen eine Weile, und dann sagtest du: »Warte, ich zeige dir einen.« Du gabst mir deine Teetasse zu halten und gingst hinüber an deinen kleinen o-beinigen Schreibtisch. »Aber du musst mir versprechen, nicht zu fragen, wer ihn geschrieben hat, okay?«
    »Okay.«
    Du holtest ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Schreibtischschublade und brachtest es mir. »Lies mal den Teil da«, sagtest du, setztest dich

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