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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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vorsichtig ein wenig sinken und lugte über den Rand. Die beiden standen an der Rezeption. Sah ganz danach aus, als würden sie auschecken. Ich konnte es nur hoffen. Oh, bitte, verzieht euch, und zwar ein bisschen DALLI !
    Der Kellner kam wieder vorbei und erkundigte sich, ob er mir noch etwas bringen dürfe. Ich warf einen Blick auf meine halbvolle Tasse und nickte, insgeheim erfreut darüber, dass ich sie den widrigen Umständen zum Trotz als halb voll und nicht als halbleer betrachtete. »Ach, ja, noch einen Cappuccino, bitte. Und können Sie mir sagen, wie das mit dem Wetter ist? Sind wirklich alle Flüge gestrichen worden?« Ich flüsterte, obwohl Jake meilenweit entfernt war.
    Er nickte und lächelte mich mitfühlend an. »Ja, Miss, sämtliche Flughäfen sind geschlossen. Viele unserer Wochenendgäste haben ihren Aufenthalt bereits um eine Nacht verlängert. Meine Kollegen an der Rezeption werden Ihnen dabei gerne behilflich sein.«
    Pfff. Im Moment verspürte ich nicht das geringste Bedürfnis, auch nur in die Nähe der Rezeption zu gehen. »Danke, darum kümmere ich mich nach dem Frühstück.«
    Ich schielte noch einmal zu Jake hinüber. Er hatte kein Gepäck dabei. Verdammt. Wollten die beiden etwa auch noch eine Nacht bleiben? Saß ich nun mit ihnen in diesem Hotel fest?
    Ich kam mir in Anbetracht meiner Beschattungsaktion reichlich dämlich vor. Gestatten, Agentin Waverly Bryson vom Ministerium für Knalltüten. Jake wandte sich um, und ich ging schleunigst wieder hinter der Zeitung in Deckung. Keine Ahnung, ob ich meinen gestrigen Auftritt oder meine Vorstellung auf der Super Show schlimmer fand, aber ich war fest entschlossen, mir einen dritten Akt zu ersparen.
    Als ich ein paar Minuten später noch einmal einen Blick in Richtung Empfangstresen riskierte, war Jake endlich verschwunden.
    Hmm, und was nun? Ich konnte mich ja nicht den ganzen Tag hinter meiner Zeitung verschanzen. Ich sah auf die Uhr. Es war elf und die Superbowl-Party sollte erst um fünf beginnen. Nachdenklich starrte ich auf mein Handy. Wen kannte ich außer Cynthia noch in New York? Niemanden. Halt, doch! Kristina! Ich beschloss, sie anzurufen.
    »Hallo?«
    »Tag, Kristina, hier ist Waverly.«
    »Ach, hallo! Wie war die Hochzeit?«
    »Extravagant ist gar kein Ausdruck. Ich glaube, ich hatte schon nach der Vorspeise zwei Kilo mehr auf den Rippen. Aber meine Haare sitzen nach wie vor perfekt. Sag mal … hast du heute schon etwas vor?«
    »Nein, warum?«
    »Nun, ich bin quasi eingeschneit und auf der Suche nach einer Spielgefährtin.«
    Wie sich herausstellte, hatte Kristina den ganzen Tag Zeit. Wir beschlossen, dem Blizzard ein Schnippchen zu schlagen und ins Kino zu gehen, und von dort würden wir dann gemeinsam zu Cynthias Party weiterfahren.
    Kristina schaffte es tatsächlich, sich zu meinem Hotel durchzukämpfen. Wir ließen uns von dem Taxi, mit dem sie gekommen war, gleich zu einem Kino in der Nähe fahren, in dem eine romantische Komödie lief. Und so verbrachten wir den Nachmittag damit, uns mit Popcorn vollzustopfen und mit Cola Light nachzuspülen, und am Schluss des Films vergossen wir beide Tränen. Wie kommt es nur, dass ich bei diesen kitschigen Liebesgeschichten jedes Mal heule, obwohl sie total vorhersehbar sind?
    Nach dem Kino machten wir uns auf den Weg zu Blondie’s Sports, jener Bar an der Upper West Side, die Cynthia und Dale für die Party gemietet hatten. Obwohl mir vor einem neuerlichen Zusammentreffen mit Jake graute, freute ich mich auf den Abend und darauf, ein paar Worte mit Cynthia zu wechseln, was mir am Vortag nicht gelungen war. Es ist nämlich so gut wie unmöglich, eine Privataudienz bei der Braut zu bekommen, wenn sie von zehntausend Gästen belagert wird.
    Die Bar war brechend voll. »Waren all diese Menschen gestern auf der Hochzeit?«, staunte ich, während wir unsere Mäntel ablegten.
    »Keine Ahnung, du warst doch dort, nicht ich«, sagte Kristina.
    »Schon, aber wenn das hier eine polizeiliche Gegenüberstellung wäre, könnte ich keinen einzigen der Anwesenden identifizieren. Zugegeben, es waren gestern wirklich viele Leute da, aber man möchte doch meinen, dass ich zumindest den einen oder anderen Gast wiedererkenne.«
    »Kommt dir denn niemand bekannt vor?«
    »Nein, niemand. Manchmal habe ich den Verdacht, dass mein Kurzzeitgedächtnis in einem frühen Entwicklungsstadium steckengeblieben ist. Genau wie einige andere Körperregionen.« Ich deutete auf meinen Busen.
    Sie legte mir lachend eine

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