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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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wären wir also«, wiederholte er. »Du siehst toll aus.«
    Ich lächelte. »Danke. Ich habe viel Sport gemacht in letzter Zeit.«
    »Wirklich?«
    Ich lachte. »Quatsch, natürlich nicht. Du siehst auch gut aus.« Verdammt gut sogar.
    Er deutete auf mein Bein. »Kein Gips mehr?«
    »Nein, seit gestern bin ich gipsfrei.« Ich hob triumphierend die Arme.
    »Toll.«
    »Äh, ja, das ist es …« Ich verstummte, als mein Blick am Ring an seiner linken Hand hängen blieb.
    »Und, wie geht es dir? Wie läuft’s in der Agentur?«, wollte er wissen.
    Ich zuckte die Achseln. »Ganz okay.«
    »Du hasst deinen Job immer noch, nicht?«
    Ich verengte die Augen. »Was? Wie kommst du darauf?« Ich hatte nie etwas in diese Richtung gesagt, weder zu ihm noch zu sonst jemandem. Hasste ich meinen Job?
    »Ach, ich hatte bloß immer das Gefühl, dass du dich bei K.A. Marketing nicht wohlfühlst.« Er sah sich im Pub um. »Ist schon etwas eigenartig, wieder gemeinsam hier zu sitzen, nicht?«
    Ich nickte. »Vielleicht hätte ich ein anderes Lokal vorschlagen sollen. Die Macht der Gewohnheit.«
    »Kein Problem. Es fühlt sich bloß so vertraut und fremd zugleich an, wenn du weißt, was ich meine.«
    Und wie ich das wusste. »Mhm.«
    Wann kam er denn endlich zum Punkt?
    Ich atmete tief durch und gab mir einen Ruck. »Also, was ist los? Du hast gesagt, du müsstest etwas mit mir besprechen.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Bier. »Äh, ja, ich … Nun, ich weiß, dieses Treffen ist längst überfällig. Ich wollte mich bloß bei dir entschuldigen, weil ich dir damals nicht selbst von meiner Verlobung erzählt habe.«
    Das war die große Neuigkeit?
    Ich schlug die Augen nieder. »Ach, schon okay.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht. Du hättest es von mir erfahren sollen. Und dann die zufällige Begegnung im Supermarkt … und, nun … dieses Treffen … Ich … Es ist so … Es gibt da noch etwas, das ich dir sagen muss.«
    »Ach, ja?« Ich hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
    Er nickte. Ergriff meine Hände und drückte sie.
    Ich schloss die Augen.
    Oh, Gott.
    Jetzt war es so weit. Aber was empfand ich ? Was sollte ich ihm antworten? In meinem Kopf kollidierten die Gedanken wie die Autoscooter auf dem Jahrmarkt.
    Ich öffnete die Augen, doch er schwieg.
    Ich starrte ihn an.
    »Also?«, sagte ich schließlich.
    Er holte tief Luft. »Stacy und ich erwarten ein Baby.«
    Stacy und ich erwarten ein Baby?
    »Was?« Ich ließ seine Hände los.
    Er lächelte. »Ich werde Vater.«
    »Aber ihr habt doch gerade erst geheiratet!«
    »Ich weiß, aber wir haben uns dieses Kind beide so sehr gewünscht.«
    Wir haben uns dieses Kind beide so sehr gewünscht. Wir kennen und verstehen einander. Wir sind wie füreinander geschaffen. Und außerdem haben wir ständig Sex.
    »Warum erzählst du mir das?« Ich spürte, dass meine Tränen sich schon für ihren großen Auftritt vorbereiteten. Jetzt nicht, bitte!
    »Weil ich wollte, dass du es diesmal von mir erfährst.«
    »Oh. Tja … Herzlichen Glückwunsch«, murmelte ich und starrte erneut auf den Boden. Obwohl es offensichtlich war, dass ich alles andere als begeistert war, machte er keinen Hehl daraus, dass er sich riesig freute.
    Ich betrachtete ihn. Er lächelte mit verklärtem Blick. So hatte er mich nie angesehen.
    Niemals.
    Der Blick in seinen Augen war … zärtlich. Bei dem Gedanken an seine Frau und sein neues Leben wurde ihm sichtlich … schmelzig ums Herz.
    »Danke«, sagte er. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber es bedeutet mir viel, diese Worte aus deinem Mund zu hören.«
    Wir starrten auf unsere Gläser. Er verfügte über genügend Taktgefühl, mich nicht mit weiteren Details zu belästigen, und ich hütete mich tunlichst, danach zu fragen. Er war um Schadensbegrenzung bemüht, wollte es diesmal richtig machen, so viel war klar. Warum war er so nett? Das machte alles … grau. Das war noch etwas, das ich meiner »Du weißt, du bist erwachsen, wenn …«-Liste hinzufügen konnte: Du weißt, du bist erwachsen, wenn Oreo-Kekse das Einzige sind, das noch schwarz und weiß ist .
    Wir schwiegen uns lange an. Schließlich nahm Aaron sein Bier zur Hand, trank und sagte dann: »Und, wie geht es deinem Dad?«
    Ich starrte auf den Boden. »Wie immer, schätze ich. Ganz gut.«
    »Er hat mich übrigens angerufen.«
    »Was?«
    »Vor ein paar Wochen. Von ihm habe ich das mit deinem Knöchel erfahren.«
    »Er hat dich doch hoffentlich nicht angepumpt?«
    Aaron schüttelte den Kopf.

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