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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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trennten. Ich wollte mich nicht mit ihm anfreunden. Bei seinem bloßen Anblick verspürte ich einen schmerzhaften Druck in der Brust.
    »Sie können auch nur auf einen schnellen Drink vorbeikommen«, schlug der Vater vor.
    »Wir haben besondere Würste«, sagte das kleine Mädchen. »Da ist Chili drin.«
    »Wir wollen Sie nicht drängen«, sagte die Mutter. »Wir dachten nur … Na ja, falls Sie noch nichts vorhaben, jetzt, wo wir uns praktisch ein Haus teilen, wir haben noch nie in einer Doppelhaushälfte gewohnt, wissen Sie, und deshalb dachten wir … Aber Sie haben sicher schon andere Pläne oder wollen einfach nur ausspannen.«
    Verunsichert hielt sie inne. Ich sah, wie ihr Mann ihr einen Blick zuwarf. Die beiden mussten meine Zurückhaltung gespürt haben und ließen mir deshalb ein Hintertürchen offen. Sie sind nett. Nette, höfliche, normale Leute. Das hat mir gerade noch gefehlt. Tür an Tür mit netten Leuten wohnen zu müssen. Nette Leute geben mir immer das Gefühl, minderwertig zu sein.
    So viel zu meinen Plänen, den Tag zu Hause zu verbringen und mich vom Fernsehen einlullen zu lassen. Ich würde ja zu gern kommen, antwortete ich, aber ich hätte schon etwas vor, ich sei eingeladen worden, und das würde zeitlich nicht reichen.
    Ich spielte die Untröstliche. Das war ein Fehler. Ich hätte überhaupt kein Bedauern zum Ausdruck bringen sollen.
    »Ein andermal!«, sagte der Vater.
    »Ein andermal!«, sagte die Mutter.
    »Ein andermal!«, sagte ich.
    »Ein andermal!«, sagte der kleine Junge, und wir lachten alle ach so herzlich darüber, und der Kleine machte ein finsteres Gesicht. Er hatte ja recht – warum war es so lustig, wenn er es sagte?
    Wunderbar, wirklich wunderbar. Jetzt wird es ein anderes Mal geben.
    Ich ging hinein und verbrachte ziemlich viel Zeit damit, mich für meine erfundene Einladung vorzubereiten. Ich beschloss, auf die Geburtstagsparty einer alten Freundin zu gehen, die ihren Vierzigsten feierte. Eine ungezwungene, aber elegante Feier im eigenen Garten. Es würden viele Kinder da sein, und ein Partyservice würde Speisen und Getränke liefern – es waren wohlhabende Freunde, ihr Grundstück grenzte an den Hafen, das Essen würde dementsprechend hervorragend sein. Und ich würde eine Redehalten! Eine lustige, sentimentale Rede. So, wie Ellen sie bei einem solchen Anlass halten würde.
    Ich zog Jeans an, Stiefel und ein wirklich wunderschönes Oberteil, das Tammy mir kurz vor dem Tod meiner Mutter zum Geburtstag geschenkt, das anzuziehen sich aber nie die richtige Gelegenheit geboten hatte (ein Vierziger, der am Hafen gefeiert wurde – der perfekte Anlass!). Dazu schlang ich mir einen langen Schal um den Hals, den Mum für mich gestrickt hatte. Ich wusste, dass ich auf der Party eine Menge Komplimente für den Schal bekommen würde. Ich würde allen erzählen, was für wunderschöne Handarbeiten meine Mutter anfertigte. Ich fönte mir die Haare und legte Make-up auf und suchte ein Paar große Ohrringe heraus, von denen Patrick immer behauptet hatte, ich würde sehr sexy damit aussehen. Als ich fertig war und mich anschickte, das Haus zu verlassen, fühlte ich mich so attraktiv wie lange nicht mehr.
    An der Haustür machte ich noch einmal kehrt, ging in die Küche und packte alle Zutaten für die Hafermehlkekse in eine Plastiktüte. Ich würde sie auf dem Weg zu meiner Party vor Ellens Tür stellen. Sollte sie die Kekse backen – ich war zu beschäftigt mit meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen.
    Als ich zu meinem Wagen ging, schlenderte ein Paar die Einfahrt des Nachbarhauses hinauf. Der Mann hatte eine Flasche Wein in der Hand, und die Frau trug eine große, mit Alufolie abgedeckte Platte vor sich her.
    Ich lächelte den beiden zu und rief »Hi!«, als ob ich auch ein Mensch wäre, ein Mensch, der an einem Sonntag zu einer runden Geburtstagsparty eingeladen war.
    Die beiden erwiderten meinen Gruß. Der Mann lächelte mich besonders nett an, so, als ob er mich kennen würde und nicht genau wüsste, wo er mich unterbringen sollte. Oder als ob er – war das möglich? – mich attraktiv fände.
    »Kommen Sie auch zu der Party?«, fragte er.
    »Nein, ich gehe zu einer anderen«, antwortete ich. »Eine Freundin feiert ihren Vierzigsten.«
    »Oh. Na dann, viel Spaß!«, rief er mir zu. Im gleichen Moment ging drüben die Haustür auf, meine Nachbarn kamen heraus und kreischten: »Da seid ihr ja!« und »Habt ihr uns gleich gefunden?«
    Ich eilte zu meinem Auto. Ich wollte nicht,

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