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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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die Energie frei fließen können. Kein Wunder, dass sie so reizbar war! Die ganze Energie wurde an der Haustür gestoppt!
    Angesichts des bevorstehenden Besuchs bei Frank und Millie war dies natürlich nicht der richtige Zeitpunkt, in Bezug auf die Kartons nachzuhaken. Aber Ellen vermochte nicht zu widerstehen; die Worte waren so verführerisch wie die letzte Praline in einer Schachtel.
    »Du wirst sie nicht wegräumen«, murmelte sie mit dem Gesicht zum Fenster, so als zählte es nicht, wenn sie ganz leise sprach.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Patrick scharf.
    »Nichts.«
    »Ellen! Ich habe doch gesagt, ich räume sie weg.«
    »Du hast mich also verstanden.«
    »Streitet ihr euch?«, fragte Jack aufgeregt.
    So viel zum Thema wunderschöne, anrührende Momente, dachte Ellen.
    Ich beschloss, den restlichen Sonntag vor dem Fernseher zu verbringen. Vor ein paar Monaten hat mir Lance, der im Büro nebenan arbeitet, die Polizeiserie The Wire geliehen. Er und seine Frau sind ganz fanatisch, was Fernsehserien betrifft, und er erzählt und erzählt und schwärmt von der fantastischen Entwicklung der Charaktere und den unglaublichen Handlungssträngen und wasweiß ich nicht alles. Das ist doch bloß Fernsehen. Am liebsten würde ich dann zu ihm sagen: »Hör zu, Lance, Fernsehen interessiert mich nicht so besonders. Ich habe ein Leben.«
    Haha! Der war gut.
    Ein Jammer, dass Stalking kein gesellschaftlich anerkanntes Hobby ist.
    Lance hat darauf bestanden, mir die DVDs zu leihen, obwohl ich ziemlich desinteressiert tat. Ich soll mir die Staffeln ansehen, damit wir uns ausführlich über die einzelnen Folgen unterhalten können. Ich weiß das, weil er einer anderen Kollegin West Wing – Im Zentrum der Macht ausgeliehen hat und dann jedes Mal, als er sie traf, wissen wollte, bei welcher Folge sie sei, damit er eine sorgfältige Analyse vornehmen konnte. Zu guter Letzt versteckte sich die Ärmste vor ihm; sooft sie ihn im Korridor kommen sah, sprang sie ins nächstbeste Büro.
    Ich hatte nicht die Absicht, mir die DVDs anzusehen, und Lance fragt mich Gott sei Dank nicht mehr, ob ich mir den Pilotfilm schon angeschaut habe. Aber plötzlich fand ich, das sei die perfekte Art, den Sonntag totzuschlagen. Ich würde Toast und Schokolade essen und den Tag vorbeigehen lassen, ohne einen weiteren Gedanken an Patrick, Ellen oder Jack zu vergeuden. Ich freute mich richtig darauf.
    Aber wie so oft kam es ganz anders.
    Exakt in dem Moment, in dem ich in meine Einfahrt einbog, kam auch die neue Familie von nebenan nach Hause. Was für ein meisterhaft lausiges Timing.
    Sie sind am Freitag eingezogen und genauso schlimm, wie ich befürchtet hatte. Eine Mummy mit einem wippenden Pferdeschwanz, ein Daddy mit einer coolen Glatze. Ein kleines Mädchen mit Sommersprossen und Locken. Ein kleiner Junge mit Grübchen. Sie sind süß und sportlich, freundlich und fröhlich. Als ob man neben vier Labrador-Hunden wohnte. Sie haben sich vorgestellt und gesagt, sie hofften, sie würden nicht zu laut sein, und wenn doch, dann solle ich mich melden, und ich müsse unbedingtbei Gelegenheit auf einen Drink zu ihnen rüberkommen. Ich habe mich bemüht, höflich, aber reserviert zu sein, damit sie begriffen, dass das alles nicht nötig war, dass mir ein freundliches Winken genügte. Jeff hätte ihnen das erklären sollen oder der Immobilienmakler. Die Garagentür klemmt, Müllabfuhr ist montags, die Nachbarin legt keinen Wert auf Kontakt.
    Ich war noch nicht ganz aus meinem Auto ausgestiegen, als sie alle angesprungen kamen, schwanzwedelnd und mit hängender Zunge. Ich hätte fast eine Hand hochgehalten, um sie abzuwehren.
    »Möchtest du heute Mittag zu uns kommen?«, fragte das kleine Mädchen.
    »Lass Saskia doch erst mal aussteigen«, sagte die Mutter und lachte liebevoll dabei.
    Sie ist mindestens fünfzehn Jahre jünger als ich. Mindestens. Ich konnte mich nicht an ihren Namen erinnern. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, ihn zu behalten.
    Ob ich Lust hätte, am Nachmittag zu einer Einweihungsgrillparty zu ihnen zu kommen, fragten sie.
    »Bloß ein paar Freunde«, fügte die Mutter hinzu. »Ganz ungezwungen.«
    »Unsere frühere Nachbarin hat Mrs. Short geheißen«, erzählte der kleine Junge. »Dabei war sie gar nicht klein. Sie war sogar ziemlich groß.«
    »Ha«, machte ich.
    Der Junge erinnerte mich ein wenig an Jack, vielleicht seiner Augen wegen. Oder liegt es nur am Alter? Er dürfte etwa fünf sein, so wie Jack, als Patrick und ich uns

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