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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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sich Ihre Kommunikationsfähigkeit! So lautete ihr Rat an Patienten mit Beziehungsproblemen. Und jetzt hatte sie das Gefühl, es gebe nichts Schlimmeres, als zu reden. So musste sich ein Mann fühlen, wenn eine Frau zu ihm sagte: »Wir müssenreden«, und während sie ihr Innerstes in seiner glorreichen Nacktheit vor ihm ausbreitete, wünschte er sich im Grunde nichts weiter, als dass sie es bedeckt ließe und den Mund hielte.
    »Die Sache ist die …«, begann Patrick.
    Ellen sagte: »Ist das nicht deine Mutter?«
    Maureens Gestalt zeichnete sich schemenhaft in der Dunkelheit ab. Sie stapfte so vorsichtig durch den Sand, als fürchtete sie, auf eine Mine zu treten.
    »Ein Anruf für Ellen!« Ihre Stimme trug erstaunlich klar über den Strand zu ihnen hinunter. »Sie sagt, es ist dringend!«

25
    Freundschaft ist die einzige Arznei gegen Hass, der einzige Garant für Frieden.
    B UDDHISTISCHE W EISHEIT AN E LLEN O’F ARRELLS P INNWAND
    Zu guter Letzt gingen alle drei zusammen. Tammy hatte sich Lance und Kate angeschlossen und sich zum Kinobesuch eingeladen. Die drei würden Freunde werden, kein Zweifel. Ich hatte ganz vergessen, dass Tammy eine geradezu kindliche Fähigkeit besaß, spontane Freundschaften zu schließen. Mit mir hatte sie sich Jahre zuvor auf die gleiche Weise angefreundet.
    Die drei standen gerade auf, um sich zu verabschieden, als die Tür aufging und eine Krankenschwester hereinkam. Alle lachten über eine Bemerkung von Kate, und da entschuldigte sich die Krankenschwester und meinte: »Ich komme nachher wieder, wenn Ihre Freunde fort sind.«
    Sie dachte, ich sei ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Freunden, denen etwas an mir lag, die sofort an mein Krankenbett geeilt waren, als sie von meinem Unfall erfuhren. Sie hatte keine Ahnung, dass Lance nichts weiter als ein Kollege war, den ich offen gestanden nie als Mensch wahrgenommen hatte, und dass seine Frau eine völlig Fremde für mich und ihrer beider Besuch wirklich seltsam war und dass ich Tammy drei Jahre aus den Augen verloren hatte und keiner von den dreien die Wahrheit über meinen Unfall kannte.
    Lance, Kate und Tammy schienen entschlossen, die Show weiter durchzuziehen. Das war das wirklich Merkwürdige. Alle hatten vor, mich wieder zu besuchen. Sie hatten es sich anscheinend zum Ziel gemacht, mir durch die sechswöchige Zwangsbettruhe zu helfen. Ich fragte mich, ob sie alle an einer Online-Aktion »Wie werde ich ein besserer Mensch durch willkürliche Akte der Nächstenliebe?« teilnahmen.
    Lance wollte mir das nächste Mal einen tragbaren DVD-Player mitbringen, damit ich mir endlich alle Staffeln von The Wire ansehen konnte. »Jetzt hast du keine Ausrede mehr, dich davor zu drücken«, sagte er in freundlichem, scherzendem Ton, und ich dachte: Kann es sein, dass er mich tatsächlich, sonderbarerweise, mag ?
    Kate hatte versprochen, mir das Stricken beizubringen. Stricken, ausgerechnet! Das kam daher, dass Tammy gesagt hatte, ich solle die Zeit für etwas nutzen, das ich schon immer hatte tun wollen, Spanisch lernen oder was auch immer. Ich hätte mir immer gewünscht, stricken zu können, hatte ich geantwortet, was zum Teil auch stimmte. Ich hatte zwar immer gesagt , dass ich das gern lernen würde, aber nie die Absicht gehabt, es wirklich zu tun. Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da hatten Kates Augen mit dem gleichen missionarischen Eifer geleuchtet wie die von Lance, wenn er über The Wire sprach, und jetzt war sie fest entschlossen, mir Strickunterricht zu geben.
    Es hatte sich irgendwie ergeben, dass Tammy bei mir wohnen würde, während ich im Krankenhaus lag. Sie war bei ihrer Schwester untergekommen, die sie offenbar wahnsinnig machte, und deshalb hatte ich ihr angeboten, sie könne in meinem Haus wohnen. Sie würde mir am nächsten Tag, nachdem ich am Knöchel operiert worden war, frische Sachen von zu Hause bringen.
    Was sie wohl von meinem Zuhause halten würde? Keine Bücher, keine Bilder, keine Fotos am Kühlschrank. Hätte ich gewusst, dass sie kommt, hätte ich das Haus entsprechend hergerichtet. Die Flasche Wein würde immer noch auf dem Küchentisch stehen, die Schachtel Schmerztabletten danebenliegen. Alle anderen Flächen waren kahl und auf unheimliche Weise sauber. In Kühlschrankund Speisekammer befanden sich nur Grundnahrungsmittel: Milch, Brot, Butter. Keine Kekse, kein Kuchen, keine Süßigkeiten. Tammy würde die Veränderung nicht entgehen, sie würde mich bestimmt darauf ansprechen. Sie hat mich

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