Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
unentschuldbares Verhalten. Jedenfalls hat er eine Reporterin für ein Interview zu mir geschickt, und jetzt wird mir ganz schlecht, wenn ich daran denke, was ich alles zu ihr gesagt habe. Ich habe ihr bestimmt dreißig Nachrichten hinterlassen und ihr erklärt, dass ich alles zurücknehme. Falls es zu spät ist und der Artikel erscheint, müssen Sie mich verklagen. Das ist mein Ernst. Das ist die einzige Lösung. Verklagen Sie mich auf Schadensersatz, auf jeden Penny , den ich besitze. Ich besitze zwar nicht so schrecklich viele, aber Sie müssen mich verklagen. Ich habe es verdient.« Ein kurzes Schweigen trat ein, dann sagte sie mit gedämpfter Stimme zu jemand anderem: »Aber es ist doch wahr! Ich habe es wirklich verdient!«
Anscheinend war Luisas Ehemann nicht so versessen darauf, verklagt zu werden.
»Ich glaube, ich habe die Veröffentlichung vorläufig verhindern können«, sagte Ellen.
»O Gott sei Dank! Wenn diese Reporterin noch einmal bei mir anruft, werde ich ihr sagen, wie sich die Sache wirklich verhält. Ich werde ihr sagen, dass Sie ein Wunder vollbracht haben.«
»Nein, tun Sie das bitte nicht«, bat Ellen. »Das möchte ich wirklich nicht.«
»Schön, dann werde ich ihr eben einfach die Wahrheit sagen. Dieses Baby ist ein Wunder. Entschuldigen Sie, Ellen, aber ich muss jetzt Schluss machen, meine Eltern sind gerade gekommen, aber danke für alles und nochmals meine aufrichtige Entschuldigung. Aber Dad «, fügte sie mit vor Entzückung schriller Stimme hinzu, »ich darf doch keinen Champagner trinken!«
»Aber der Grandpa schon«, antwortete eine Männerstimme.
»Meinen Glückwunsch«, sagte Ellen. »Ich gratuliere Ihnen allen ganz herzlich.« Doch da hatte Luisa schon aufgelegt.
Ellen atmete tief ein. Und wieder aus. Das Bild vom Grandpa in spe mit der Champagnerflasche rührte sie fast zu Tränen. O Gott, es war noch so früh. Was, wenn Luisa das Baby verlor? Würde sie ihr dann auch die Schuld daran geben, so wie sie ihre Schwangerschaft jetzt Ellen als Verdienst anrechnete? Aber wenigstens schien ihr berufliches Ansehen vorerst gerettet.
Sie war langsam zum Haus hinaufgegangen. Als sie das Esszimmer betrat, stand Patrick, der vorausgegangen war, hinter seiner Mutter und verfolgte das Monopolyspiel. Sein Vater schob gerade seine Spielmarke am Rand des Spielbretts entlang und schüttelte dabei bekümmert den Kopf.
»Los, bezahlen, bezahlen!«, rief Jack. »Die Miete wird verdreifacht!«
»Ich glaube, du hast ihm alles abgeknöpft, mein Schatz«, sagte Maureen hoffnungsvoll. »Er ist pleite. Das war’s, oder?«
»Alles in Ordnung?« Patrick sah Ellen an.
Sie nickte. »Gute Nachrichten. Ich erzähl’s dir später.«
»Rück die Knete raus!« Jack hielt seinem Großvater seine Hand hin.
»Es ist schon spät, kommt langsam zum Ende, okay?«, sagte Patrick.
»Du hast doch gesagt, ich muss morgen nicht in die Schule«, protestierte Jack.
»Ja, damit du dich ausruhen kannst und nicht, damit du dir die Nacht um die Ohren schlägst.«
»Ich hab den ganzen Tag geschlafen«, murrte Jack. Seine Augen waren hell und klar, und er schien vor Gesundheit zu strotzen.
»Er ist putzmunter«, bemerkte Maureen. »Aber ihr zwei seht ganz schön mitgenommen aus. Warum lasst ihr den Jungen heute Nacht nicht bei uns?«
»Ach, ich weiß nicht.« Patrick fuhr sich durch die Haare. »Nach letzter Nacht wär’s mir lieber …«
»Wir könnten morgen früh bei McDonald’s frühstücken«, sagte Maureen beiläufig.
»Au ja!«, rief Jack. »Und knusprige Kartoffelpuffer essen!«
»Mum!«, sagte Patrick müde.
Aber Ellen konnte ihm ansehen, dass er nicht die Energie zum Streiten hatte. Ihre Mutter würde in Maureen eine Respekt einflößende Gegnerin im Kampf um die Herrschaft als wichtigste Großmutter haben.
Eine Stunde später hatten Ellen und Patrick das Haus für sich allein, aber anstatt zu schlafen, futterten sie sich durch eine Tüte Marshmallows und spielten Dragon Blade Chronicles auf Jacks Playstation. Seit sie einen Stiefsohn hatte, hatte Ellen schon eine ganze Menge Ninja-Kämpfe durchgestanden.
»Du wirst immer besser …«, meinte Patrick, nachdem er sie zum fünften Mal besiegt hatte, »… für ein Linsen essendes Hippiemädchen wenigstens.«
»Man wird richtig süchtig nach diesen Spielen«, erwiderte Ellen. »Und Linsen sind übrigens nicht meine Lieblingsvegetabilien.«
»Deine Vegeta… was?«
»Halt die Klappe, und iss deine Marshmallows.«
Ein paar Sekunden lang kauten
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