Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
hättest ihr erlauben sollen, Jack weiterhin zu sehen«, sagte Simon zu seinem Bruder.
»Wie oft soll ich es noch sagen?«, versetzte Patrick gereizt. »Sie hat nie gefragt, ob sie ihn sehen darf. Als ich ihr sagte, es sei aus und vorbei, drehte sie vollkommen durch.«
»Du hast ihr das Herz gebrochen«, sagte Maureen.
»Wie auch immer, ich wollte sie nicht in Jacks Nähe haben.«
»Außerdem war ihre Mutter gerade gestorben«, fügte Maureen hinzu.
Simon nickte. »Ja, das war echt ein beschissenes Timing, Bruderherz.«
»Sie und ihre Mutter standen sich sehr nahe«, erklärte Maureen. »Sie haben jeden Tag miteinander telefoniert, wirklich jeden Tag. Meine Jungs würden wahnsinnig werden, wenn ich sie jeden Taganriefe. Mit Töchtern ist das sicher etwas anderes.« Ein wehmütiger Ausdruck trat in ihre Augen. »Sprechen Sie jeden Tag mit Ihrer Mutter, Ellen?«
»Nein«, erwiderte Ellen lächelnd, obwohl sie und ihre Mutter sich fast täglich eine E-Mail oder eine Textnachricht schickten oder auf anderem Wege miteinander kommunizierten.
»Saskias Vater starb, als sie noch sehr jung war, wissen Sie, und da sie keine Geschwister hat, war ihre Mutter ihre einzige Familie«, sagte Maureen. »Ihr Tod hat sie furchtbar getroffen.«
»Es war einen Monat nach dem Tod ihrer Mutter«, sagte Patrick. »Ihre Mutter war seit einem Jahr krank gewesen. Wie lange hätte ich denn noch warten sollen? Ich fand es einfach nicht fair, noch länger so zu tun, als wäre alles zwischen uns in Ordnung.«
»Ein Monat ist gar nichts«, sagte Simon.
Ellen gab ihm insgeheim recht.
»Du hast es gerade nötig. Du bist so sensibel, dass du mit deiner letzten Freundin per Textnachricht Schluss gemacht hast«, knurrte Patrick.
»Es war eine sehr einfühlsame Textnachricht. Außerdem haben wir nicht mal zusammen gewohnt.«
»Als Patrick sich selbstständig machte, hatte er natürlich viel um die Ohren, und da nahm Saskia einen Teilzeitjob an, damit sie sich um Jack kümmern konnte.« Maureen wandte sich ausschließlich an Ellen. »Sie war ihm eine wunderbare Mutter.«
» Colleen war seine Mutter«, wies Patrick sie zurecht.
»Natürlich war sie das, mein Schatz, aber Colleen war nicht da.«
»Das war nicht ihre Schuld.«
»Das weiß ich doch, ich versuche nur, Saskia gegenüber fair zu sein. Ich will damit nur sagen, dass sie gute Arbeit geleistet hat.«
»Colleen hätte es besser gemacht. Und Colleen war nicht verrückt.«
»Colleen hast du auch nicht abserviert«, gab Simon zu bedenken. »Woher willst du es also wissen?«
»Ich weiß es eben«, beharrte Patrick. »Ich weiß es einfach. Außerdem hätte ich Colleen niemals abserviert.« Seine Stimme zitterte unüberhörbar.
Es wurde ganz still am Tisch. Alle vermieden es, Ellen anzusehen. Und Ellen lagen Maureens ausgezeichneter Lammbraten und die Bratkartoffeln als schwerer Klumpen im Magen. Natürlich liebt er seine verstorbene Frau noch immer, wie könnte es auch anders sein? Diese verdammte Person musste ja unbedingt sterben, bevor sie Zeit hatte, langweilig oder nervig zu werden.
Patricks Vater atmete tief durch und lächelte Ellen zu, ohne ihr jedoch in die Augen zu sehen. »Nun, ich würde wirklich gern mehr über diese Hypnosegeschichte hören.«
Ellen lächelte matt zurück. Sie hatten sich bereits beim Essen in aller Ausführlichkeit über »diese Hypnosegeschichte« unterhalten.
»Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass auch Hitler Hypnose angewendet hat«, sagte Simon.
»Die meisten Politiker verstehen sich hervorragend auf Hypnosemuster, die sie in ihre Reden einbauen«, begann Ellen mechanisch. Sie wurde bei Vorträgen immer wieder auf dieses Thema angesprochen. »Es handelt sich um einfache Dinge wie Wiederholungen oder …«
»Im Fernsehen läuft zurzeit so ein Werbespot«, fiel Patrick ihr ins Wort, den Blick auf den Tisch geheftet. »Keine Ahnung, wofür, aber da ist ein Mann in einem Swimmingpool, und auf dem Wasser treibt ein blutverschmiertes Heftpflaster, und plötzlich klebt ihm das Ding am Mund, und er reißt es angeekelt weg und macht ein Gesicht, als ob er sagen wollte: weg damit, bloß weg damit.«
»Ja, den Spot kenne ich«, sagte Simon. »Er wirbt für ein Auto.«
»Was hat ein gebrauchtes Heftpflaster mit Autos zu tun?«, fragte Maureen stirnrunzelnd.
»Worauf ich hinauswill, ist, dass jedes Mal, wenn ich Saskias Auto im Rückspiegel sehe oder wieder einen ihrer Briefe kriege, in denen sie irgendwelches wirres Zeug faselt, oder eine E-Mail
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