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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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weißt, dass das lächerlich ist. Ich möchte nur mit dir REDEN, das ist alles.
    A US EINER UNGEÖFFNETEN E-M AIL AN P ATRICK S COTT
    »Dieser Typ in den USA geht also vor Gericht, weil er von seiner Exfreundin gestalkt wird«, erzählte Patrick. »Der Richter sagt: ›Sie sollten sich geschmeichelt fühlen von so viel Aufmerksamkeit‹, und ein paar Tage später ist der Mann tot, von seiner Stalkerin erschossen oder niedergestochen oder was auch immer. Die Geschichte ist tatsächlich passiert.«
    Es war Sonntagnachmittag, und Ellen, Patrick, Julia und Patricks Freund Stinky (sie kannten seinen richtigen Namen immer noch nicht, und sowohl Ellen als auch Julia waren viel zu sehr die Töchter ihrer aus dem vornehmen North Shore stammenden Mütter, als dass sie es über sich gebracht hätten, ihn Stinky zu nennen) saßen auf einer Picknickdecke in Watsons Bay und unterhielten sich.
    Es war Julia gewesen, die das Thema Stalking angeschnitten hatte: »Ich habe gehört, Sie haben eine Stalkerin, Patrick«, hatte sie, wenige Minuten nachdem sie sich alle gesetzt hatten, zu ihm gesagt, im gleichen Plauderton, als hätte sie gesagt: »Ich habe gehört, Sie sind Vermessungsingenieur, Patrick.« Nach dem Vorfall vom vergangenen Abend wunderte es Ellen umso mehr, dass er nicht das Thema wechselte, sondern beinahe euphorisch daraufeinging. Es war interessant zu beobachten, wie je nachdem, mit welchen Menschen er zusammen war, andere Facetten seiner Persönlichkeit zutage traten. Im Kreis seiner Familie war er gesprächiger, sanftmütiger, jungenhaft, doch wenn es um Saskia ging, wurde er kämpferisch. In Gesellschaft von Stinky und Julia gab er sich lässig und unbekümmert.
    »Aber du fürchtest doch nicht um dein Leben, oder, Scottie?«, fragte Stinky.
    Stinky war korpulent, hatte eine beginnende Glatze und zwei ausgeprägte Wangengrübchen, sodass er wie ein Riesenbaby mit grauem Stoppelbart und tiefer Stimme aussah. Für einen Mann war er ziemlich klein, was Patrick vergessen hatte zu erwähnen, und Julia war für eine Frau ziemlich groß, was wiederum Ellen nicht erwähnt hatte. In ihrer maßgeschneiderten Jacke, mit dem Schal und den Lederstiefeln mit hohen Pfennigabsätzen, durch die sie Supermodelgröße erreichte, wirkte Julia besonders mondän. Als sie und Stinky, der ein zerknittertes Westernhemd, verwaschene Jeans und zerschrammte Arbeitsstiefel trug, sich die Hand gaben, hatte sie Ellen über seinen Kopf hinweg angesehen und eine Braue hochgezogen. Ellen hatte nur mit den Schultern gezuckt. Sie wusste, dass Julia ihr die Geschichte garantiert für die nächsten paar Jahre aufs Butterbrot schmieren würde: … damals, als du mich mit diesem glatzköpfigen Zwerg namens Stinky verkuppeln wolltest.
    Aber da Julia Stinky gleich abgeschrieben hatte, war sie vollkommen entspannt. Sie flirtete sogar ein bisschen mit Stinky. Hätte sie ihn als potenziellen Liebhaber betrachtet, hätte sie jeden Blickkontakt vermieden und auf aggressive Art desinteressiert getan.
    »Nein, um mein Leben fürchte ich nicht«, antwortete Patrick, »aber um meine geistige Gesundheit. Ich wollte mit der Geschichte nur zum Ausdruck bringen, dass männliche Stalking-Opfer nicht ernst genommen werden.«
    »Kennen Sie diese Frau … äh … Sie dort drüben?« Julia sahStinky an. »Hören Sie, ich bringe es einfach nicht fertig, Stinky zu Ihnen zu sagen, zumal an Ihrem Geruch nichts auszusetzen ist.«
    »Ich heiße Bruce.«
    »Das glaub ich nicht!«
    »Wieso, was haben Sie gegen Bruce? Jetzt bin ich aber gekränkt.«
    »Okay, Bruce«, sagte Julia. »Kennen Sie sie? Patricks Stalkerin?«
    »Gut sogar. Ich hatte sie gern. Sehr gern sogar.« Er warf Patrick einen flüchtigen Seitenblick zu.
    »Du kannst gern ihre Telefonnummer haben«, sagte Patrick achselzuckend. »Und die Frau auch.«
    »Hätten Sie gedacht, dass sie dazu fähig ist, zu diesem … Wahnsinn?«, fragte Julia.
    »Tja, ich weiß nicht.« Stinkys Grübchen vertieften sich. »Sind wir nicht alle dazu fähig? Ich denke immer, Liebe ist eine Art Wahnsinn.«
    »Liebe ist eine Art Wahnsinn«, wiederholte Julia. »Das ist ein sehr … poetischer Satz für einen Mann namens Bruce.«
    »Er will Eindruck schinden bei den Damen«, frotzelte Patrick.
    »Die Sache ist doch die«, fuhr Julia fort. »Wir alle haben schon einmal seelische Verletzungen erlitten, aber wir müssen irgendwie damit fertigwerden, oder nicht? So ist nun mal das Leben.«
    »Haben Sie noch nie einen Ex gegoogelt? Nachdem meine

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