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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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oder eine Textnachricht oder wenn ich ihre Stimme auf meinem Anrufbeantworter höre oder wenn sie mir einen Scheißblumenstrauß schickt – entschuldige den Ausdruck, Mum, aber sie schickt mir scheißverdammte Rosen ins Büro –, dann geht es mir wie diesem Typ in dem Werbespot. Ich denke nur noch: weg damit, bloß weg damit!«
    »Sie schickt dir Rosen?« Maureen sah ihn verdutzt an. »Sie schickt einem Mann Blumen?«
    »Das ist der Grund, warum ich nicht hören will, dass Saskia eine tolle Mutter war oder dass mein Timing beschissen war, als ich mich von ihr trennte. Falls ich ihr Unrecht getan habe, dann habe ich teuer dafür bezahlt. Und ich bezahle immer noch dafür, ich bezahle bis heute dafür.« Patrick stand abrupt auf und verließ das Zimmer.
    »Ach du lieber Himmel«, seufzte Maureen.
    »Willkommen in unserer Familie, Ellen!«, sagte Simon fröhlich.
    »Er hat sich zu früh mit Saskia eingelassen«, murmelte Maureen. »Das ist das Problem. Viel zu früh. Er hat nie richtig um Colleen getrauert. Männer können einfach nicht trauern. Auf unangenehmen Gefühlen trampeln sie herum und hoffen, dass sie dadurch einfach verschwinden.«
    »Während Frauen reden und reden und alles zu Tode reden«, ergänzte George.
    »Reden hilft«, entgegnete Maureen mit Nachdruck. An Ellen gewandt, fuhr sie fort: »Nach Colleens Tod hatte Patrick nur einen Gedanken: Er wollte so gut wie möglich für Jack sorgen. Dem Jungen sollte es an nichts fehlen. Er war geradezu besessen von dieser Idee. Also stürzte er sich in die Arbeit. Und so kam es, dass Saskia sich fast allein um Jack kümmerte. Patrick arbeitete ja von früh bis spät.«
    »Mum, ich glaube, für heute haben wir Ellen genug zugemutet, meinst du nicht auch?«, sagte Simon.
    »Vielleicht hast du recht.« Maureen stand auf und begann, Teller auf Teller zu stapeln. Ohne Ellen anzusehen, sagte sie schnell: »Sind Sie zufällig katholisch, Ellen?«
    Simon schnaubte.
    »Nein, bin ich nicht«, antwortete Ellen entschuldigend.
    »Oh! Nun, das ist … Darf ich fragen, welcher Konfession Sie angehören?« Maureen griff nach dem Teller ihres Mannes. »Nicht, dass das wichtig wäre, ich frage nur aus Neugier.«
    »Ehrlich gesagt gehöre ich gar keiner Konfession an. Ich wurde konfessionslos erzogen. Meine Mutter ist Atheistin.«
    Maureen machte ein erschrockenes Gesicht. »Atheistin? Sie meinen, sie glaubt nicht an Gott? Nicht einmal ein ganz kleines bisschen? Aber Sie natürlich schon, nicht wahr?«
    »Gibt es da nicht diese Regel, dass man sich bei Tisch nicht über Religion oder Politik unterhalten soll?«, warf Simon ein.
    »Ich bin sicher ein spirituellerer Mensch als meine Mutter«, sagte Ellen. »Ich interessiere mich sehr für den Buddhismus. Ich mag seine Lehren – dass man Achtsamkeit praktizieren soll und solche Dinge.«
    »Ah ja, das soll ja sehr in sein im Moment«, bemerkte Maureen. Ellen spürte, dass sie im Begriff war, Punkte abzugeben.
    »Ommmm«, brummte George in singendem Tonfall. Er legte seine Hände aneinander, die Fingerspitzen dicht unter dem Kinn, und senkte den Kopf. »So machen das die Buddhisten doch, nicht wahr? Ommmm. Ommmm.«
    »George! Sie ist nicht wirklich Buddhistin.« Maureen sah Ellen panisch an. »Oder etwa doch, meine Liebe?«
    Simon wollte sich schier ausschütten vor Lachen.
    »Ich finde den Buddhismus einfach interessant«, sagte Ellen sanft.
    »Nun ja.« Maureen straffte sich, als wollte sie sagen, das Leben müsse eben weitergehen, ganz gleich, welche Kümmernisse es für einen bereithielt. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen. »Mögen Sie Babys, Ellen?«
    »Mum!« Simon schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    Ellen bemerkte das schalkhafte Funkeln in Maureens Augen. Sie wusste genau, was sie tat.
    »Ich liebe Babys«, antwortete sie mit fester Stimme.
    »Wunderbar. Ich auch.« Die beiden Frauen verstanden sich.
    »Gibt’s eins zum Nachtisch?«, fragte George.
    Maureen verdrehte die Augen. »Es gibt Apfelkuchen mit Sahne und Eis.«
    »Für mich nur eine ganz kleine Portion«, sagte Ellen.
    »Ach was, an Ihnen ist ja überhaupt nichts dran«, erwiderte Maureen vorwurfsvoll. »Sie kriegen einen schönen großen Teller voll!«
    Maureen hatte darauf bestanden, Jack eine weitere Nacht bei sich zu behalten. Der Junge war nicht einmal aufgewacht, als Patrick ihn von der Couch ins Gästezimmer getragen hatte. Danach hatten er und Ellen ein Taxi gerufen, weil sie beide zu viel getrunken hatten, und waren zu Ellen

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