Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
letzte Freundin mit mir Schluss gemacht hatte, brachte ich Stunden mit Cyber-Stalking zu«, sagte Stinky. »Ich habe sie zwar nicht physisch verfolgt, aber in meinen Gedanken.«
»Na und? Vielleicht habe ich meinen Exmann das eine oder andere Mal angeschrien, aber deswegen gehöre ich doch nicht in die gleiche Kategorie wie jemand, der seinen früheren Partner ermordet.«
»Können Sie sich denn gar nicht vorstellen, wie es so weit kommen kann?«
»Nein«, antwortete Julia knapp.
»Oh, ich seh schon, Sie sind eine harte Nuss.«
»O ja, das ist sie.« Ellen sah ihre Freundin vielsagend an.
»Schon gut«, seufzte Julia. »Einmal habe ich die neue Freundin meines Exfreundes mit anonymen Anrufen belästigt. Aber bloß für ein paar Wochen, und ich war siebzehn !«
»Aha!« Stinky zeigte mit dem Finger triumphierend auf sie. »Sie haben selbst eine Vergangenheit als Stalkerin!«
»Ich war keine Stalkerin, ich war ein dummer Teenager.«
»Sie spielen nicht in der gleichen Liga wie meine Kaninchenmörderin«, sagte Patrick. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Manchmal glaube ich, dass sie heimlich in mein Haus eindringt, wenn ich nicht da bin.«
»Das hast du mir nie erzählt!« Ellen drehte sich zu ihm hin.
»Um Gottes willen, gehen Sie zur Polizei und erstatten Sie Anzeige«, riet Julia. »Und wechseln Sie die Schlösser aus.«
»Wie kommst du darauf, dass sie im Haus war?«, fragte Stinky.
»Ich habe die Schlösser mehr als einmal ausgewechselt«, erwiderte Patrick. »Ich weiß selbst nicht, wie ich darauf komme. Es ist bloß so ein Gefühl. Es ist nichts verstellt worden oder so. Aber ich spüre einfach, dass sie da war. Irgendeine Veränderung in der Atmosphäre. Vielleicht ein Hauch ihres Parfüms in der Luft.«
Ellen fiel auf, dass er auf Julias Rat, zur Polizei zu gehen, nicht eingegangen war.
Julia schauderte theatralisch. »O Gott, das ist ja wie in einem Horrorfilm!« Sie deutete mit dem Kinn auf Ellen. »Ein Glück, dass Ihre neue Freundin ein Fan von Horrorfilmen ist.«
»Im Ernst?« Patrick legte seine Hand auf Ellens Knie. »Das habe ich gar nicht gewusst. Ich bin ein Weichei. Ich kann mir diese Filme nicht ansehen. Die erschrecken mich zu Tode.«
»Ich mag meinen Horror mit Popcorn und Schokoeis«, sagte Ellen. »Aber es gefällt mir gar nicht, dass Saskia durch dein Haus schleicht. Das gefällt mir überhaupt nicht.« Sie fröstelte.
Aber ein Teil von ihr wusste, dass sie nur deshalb schauderte, weil es die angemessene Reaktion zu sein schien. Obwohl sie aufrichtig mit Patrick fühlte und seine Ängste nachvollziehen konnte,fürchtete sie nicht um ihre eigene Sicherheit. Vielleicht lag es daran, dass sie Saskia nicht kannte und sie ihr deswegen immer noch unwirklich vorkam. Oder dachte sie, eine Frau sei nicht zu Gewalt fähig? Sie wusste natürlich, dass das Unsinn war. Was auch immer der Grund sein mochte, noch fand sie alles, was Saskia betraf, eher aufregend statt beängstigend.
»Entschuldige«, sagte Patrick. »Eigentlich wollte ich dir das gar nicht sagen. Wahrscheinlich bilde ich es mir sowieso nur ein.«
»Sie würde niemals gewalttätig werden«, sagte Stinky zu Ellen. »Falls Sie das beruhigt. Sie war Pazifistin. Sie hat gegen den Irak-Krieg demonstriert.«
»Das war politisch«, wandte Patrick ein. »Das hier ist etwas Persönliches.«
»Hat sie nicht auch mal eine Zeit lang in einem Tierheim gearbeitet?«
»In einem Tierheim«, schnaubte Julia höhnisch.
»Was ist falsch daran, in einem Tierheim zu arbeiten?«, fragte Ellen.
Julia zuckte die Schultern. »Ich weiß auch nicht. Aber das ist so klischeehaft.«
»Nicht für die armen kleinen Kätzchen und Welpen.« Stinky machte ein betrübtes Gesicht.
»He, was soll das?« Patrick boxte seinen Freund auf den Arm. »Ich bin anscheinend nur von Leuten umgeben, die sich für meine Stalkerin einsetzen.«
»Sorry, Scottie.« Stinky hob beschwichtigend beide Hände. »Ich habe nur versucht, Ellen zu beruhigen, damit sie nicht glaubt, sie sei irgendwie in Gefahr.«
»Tja, Scottie , im Gegensatz zu unserem Freund Stinky werde ich mich nicht für Ihre Stalkerin einsetzen«, sagte Julia. »Meiner Meinung nach gehört die Frau in die Klapsmühle. Sie und Ellen sollten vor Angst kein Auge mehr zutun.«
»Vielen Dank«, erwiderte Patrick.
Ich war heute wieder am Strand, wo ich in meinem roten Kleid auf dem Sand einschlief.
Es war nicht dort, wo die Hypnotiseurin wohnt, oder an einem der Strände, an denen ich mit Patrick war.
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