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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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jeden einzelnen Tag schrecklich vermisst hat, aber das heißt noch lange nicht, dass es Patrick genauso gehen muss. Zum einen hat Mum niemanden mehr kennengelernt, der sie vielleicht glücklich gemacht hätte. Patrick ist mir begegnet. Ich habe ihn glücklich gemacht. Ich weiß, dass ich ihn glücklich gemacht habe. Ich bin nicht dumm. Ich habe mir das nicht eingebildet.
    Natürlich war mir klar, dass ein Teil von ihm immer noch um Colleen trauerte. Ich habe Colleens Wünsche hinsichtlich Jacks Erziehung respektiert und genauestens befolgt. Sie hatte eine Liste von Dingen erstellt, die ihrer Meinung nach wichtig für den Jungen waren. Ihre Schrift war zittrig, sie muss zu diesem Zeitpunkt schon sehr krank gewesen sein. Es waren etliche Rechtschreibfehler darin. Ich weiß, das war nicht nett, dass mir das überhaupt auffiel, aber, na ja, was soll ich sagen, ich habe nie von mir behauptet, ein besonders netter Mensch zu sein. Colleen glaubte an Vitamine, also gab ich Jack täglich seine Vitamintabletten. Colleen glaubte, dass ein Unterhemd ein Kind vor allem Übel schützte, also zog ich ihm ein Unterhemd an, auch wenn ich wusste, es würde ihm viel zu warm darin werden. Ich bin sicher, Colleen wollte nicht, dass das arme Kind auch bei Hitze ein Unterhemd tragen sollte, aber Patrick nahm alles, was auf dieser Liste stand, wortwörtlich.
    Patrick war dennoch glücklich mit mir. Er sagte, er sei glücklich. Er sagte: »Du hast mir das Leben gerettet.« Er sagte: »Ich gebe dich nie wieder her.« Er sagte: »Ohne dich wäre ich verloren.«
    Heute, als ich am Strand lag, träumte ich von Colleen. »Vitamine schreibt man hinten nicht mit ie!«, habe ich sie im Traum angebrüllt. Was für ein peinlicher, blöder Traum: jemanden, der tot ist, wegen eines Rechtschreibfehlers anzuschreien.
    »Na, war wohl eine lange Nacht«, sagte plötzlich jemand neben mir.
    Als ich die Augen aufschlug, sah ich einen Mann da stehen und auf mich herunterschauen. Da ich direkt in die Sonne guckte, konnte ich ihn nicht genau erkennen. Ich sah nur, dass er einen knielangen Neoprenanzug trug, ein Bodyboard unter dem Arm trug und sein wuscheliges Haar irgendwie zu jung für ihn zu sein schien.
    Ich setzte mich auf und schaute an mir hinunter. In meinem roten Kleid muss ich wirklich wie jemand ausgesehen haben, der nach einer wilden Party seinen Rausch ausschläft, nur dass ich zu alt für so etwas war.
    »Ja, könnte man sagen«, erwiderte ich.
    Er wusste offenbar nicht, was er sonst noch sagen sollte. Er lächelte, tippte grüßend mit zwei Fingern an seine Stirn und ging zum Wasser hinunter. Ich blieb im Sand sitzen und beobachtete, wie er auf seinem Bodyboard den Wellen hinterherpaddelte. Er stellte sich nicht besonders geschickt an. Es dauerte jedes Mal eine ganze Weile, bis er eine Welle erwischte, aber dann nahm sein Gesicht einen komischen, aufgeregten Ausdruck an.
    Heute Nachmittag bin ich in einen Surfladen gegangen. Ich weiß auch nicht, was über mich kam, aber als ich den Laden wieder verließ, hatte ich einen Neoprenanzug und ein Bodyboard gekauft.
    Ich fürchte, jetzt werde ich lernen müssen, wie man auf dem Ding reitet. Oder surft. Oder wie auch immer der richtige Ausdruck lauten mag. Ich freue mich schon tierisch darauf.
    Als Ellen am Montagmorgen aufwachte, fühlte sie sich wie zerschlagen. Zu ihrem Entsetzen hatte sie an diesem Tag einen Termin nach dem anderen in ihren Kalender eingetragen; ihr blieb nicht einmal Zeit für eine Mittagspause.
    Sie erinnerte sich vage, wie sie frohen Mutes gedacht hatte: Das kriege ich schon hin!, als sie die Termine für diesen Tag vereinbart hatte. Jetzt wünschte sie sich nur in ihr Bett zurück. Wieder unter die Decke kriechen und den Tag einfach verschlafen – was für ein verlockender, wahrhaft himmlischer Gedanke! Wenn sie sich wenigstens ansteckend krank gefühlt hätte, damit sie sich ans Telefon hängen und ihre Termine absagen könnte. Aber sie wusste, sie war einfach nur erschöpft. Das Wochenende war anstrengend gewesen: zu viel gegessen, zu viel getrunken, zu viele aufreibende gesellige Treffen, zu viele übersteigerte Emotionen, zu wenig Schlaf und zu viel Sex. Sie vermutete stark, dass sie sich eine schlimme Blasenentzündung eingefangen hatte.
    Und zu allem Übel hatte sie keine Milch mehr im Haus. Sie konnte es nicht fassen, als sie vor dem offenen Kühlschrank stand. Einen Augenblick kam ihr das wie die größte aller nur denkbaren Katastrophen vor. Sie stampfte sogar mit dem

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