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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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Amsterdam, Suses Sohn weilt derzeit in Australien, und Ankas blitzgescheite Tochter macht gerade ihr Abitur. Nach traurigen Ablöseprozessen und anfänglichen Sehnsuchtsanfällen sind wir jungen Mütter froh und glücklich, die Sache mit dem Kinderkriegen damals so früh hinter uns gebracht zu haben. Trotzdem hat der Auszug meiner Tochter mir das eigene hohe Alter bildhaft vor Augen geführt.
    »Meine Tochter hat mich vergangene Woche dazu überredet, mit mir zu einem Konzert von Tokio Hotel zu gehen!«, holte mich die Stimme meiner Freundin in die Gegenwart zurück.
    Ich stellte mir vor, wie die missmutige Anka mit ihrer pubertierenden Tochter nächtelang auf dem Bürgersteig campiert hatte, nur um in der ersten Reihe stehen zu können, während Anka berichtete, wie sie versucht hatte, sich mit Jeansjacke und Basecap zu tarnen, um nicht als älteste Konzertbesucherin beim Einlass mit einem Präsentkorb überrascht zu werden.
    »Ach Mädels, wenn ihr wüsstet, wie peinlich mir das alles war«, wehklagte sie in der Erinnerung an ihren steifen Nacken, der jeden noch so kurzen Blick auf die Bühne verhindert hatte. Um nicht wieder Migräne zu bekommen, hatte sie sich zur entspannten Konzertteilnahme einen erhöhten Platz gesucht. Der einzige, der zur Verfügung stand, war das in der Mitte des Saales stehende Podest, auf dem die Technik-Crew aufgebaut hatte. Anka ignorierte in ihrer Not alle Absperrungen und Security-Leute und kletterte auf ihren altersgerecht ausgesuchten Standort.
    »Das Peinlichste aber war, dass mich die ungefähr zwanzigjährigen Security-Jungs genau beobachteten, aber nichts sagten. In ihren Blicken konnte ich Mitleid, aber auch Achtung vor dem Alter ablesen!«
    Anka tat tief erschüttert.
    »Wieso Achtung vor dem Alter?«, fragte Doro schelmisch grinsend in die Runde. »Als ob Verwelken eine Leistung wäre!«
    Alle Frauen am Tisch konnten aus vollem Herzen lachen. Nur eine nicht: ich. Komisch. Meine Freundinnen gingen scheinbar offen, unkompliziert und ganz selbstverständlich mit dem Altern um.
    »Apropos Kinder. Ist es nicht toll, dass unsere bereits aus dem Haus sind?« Petra hob ihr Glas; wir taten es ihr nach. »Prost, Mädels, wir sind jung genug, um das Leben noch richtig zu genießen.«
    »Genau, kein schlechtes Gewissen verbietet uns wegen mangelnder Kinderbekümmerung diese wunderbaren Abende!«, freute sich Doro. Wir stießen auf unsere Freiheit an.
    »Aber Sorgen machen uns die Kinder immer noch!«, meinte Suse nachdenklich.
    »Natürlich machen sie uns Sorgen, weil wir als Strohmütter nichts anderes zu tun haben, als uns Sorgen zu machen. Meine Mutter macht sich um mich ja auch noch Sorgen«, gab ich zu bedenken.
    »Obwohl du schon selbst fast Oma sein könntest«, stichelte Doro. Wie fies meine beste Freundin sein konnte!
    »Mein Sohn will heiraten!« Bei dem Satz von Suse wurde mir schlagartig klar, warum sich unsere blondgelockte Schönheit den ganzen Abend kaum zu Wort gemeldet hatte.
    »Jetzt schon? Mit achtzehn?« Petra war entsetzt. »Wen denn?«
    »Mein lieber Sohn eröffnete mir vor ein paar Tagen, dass er sich nach dem Diplom erst mal in Australien einen Job suchen will«, begann Suse ihre Leidensgeschichte.
    »Dafür braucht er eine Arbeitserlaubnis, und dafür wiederum fehlen ihm ja wohl gewisse Voraussetzungen!«, warf Anka tröstend ein.
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber er hat zu meinem Entsetzen geantwortet, dass er eine Genehmigung erhielte, wenn er und seine Sophie heiraten! Und da mein Sohn mit Kritik, wie auch immer vorgebracht, und Zweifeln an seiner Kompetenz nicht umgehen kann, knallte er nach meinen Einwänden den Hörer auf! Ich habe eine Nacht lang nur geheult – und dann gedacht, was soll’s. Es ist sein Leben. Und es geht mir dabei gar nicht darum, dass er so weit weg von uns leben möchte.«
    »Sondern?«, fragte Petra unsere traurige Freundin.
    »Es sind ganz einfach die Umstände, die ich nicht verstehe und die mich verzweifeln lassen. An dieser Sophie ist einfach nichts interessant: eine kleine, recht verfettete Veganerin, langweilig und auch nicht reich! Das einzig Angenehme: Sie raucht und trinkt nicht. Aber deshalb muss man doch eine Frau nicht lieben. Zumindest nicht, wenn man einigermaßen bei Verstand ist.«
    »Kinder sind eben nicht nur ein Trost für das Alter, sondern auch ein Mittel, es schnell zu erreichen«, sagte Doro und schaute aufmüpfig in die Runde. »Wisst ihr, was mir auffällt, wenn ich euch so anhöre? Seit ihr die vierzig

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