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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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als Letzte angehetzt. Mit ihr war unsere Runde vollständig. Ich freute mich, dass sie überhaupt dabei sein konnte. Irgendwie hat Anka immer zu tun. Womit? Keine Ahnung! Obwohl ich sie schon genauso lange kenne wie Flo, mit dem sie zusammen die Schulbank gedrückt hatte, werde ich nicht schlau aus ihr. Seit ihr Mann sie nach knapp zwanzig Jahren Ehe verlassen hat, ist sie manchmal himmelhoch jauchzend und vernascht einen Kerl nach dem anderen, beim nächsten Treffen kann sie keinen Mann in ihrer Nähe ertragen. An diesem Abend ließ ihr Gesichtsausdruck auf letztere Gemütsverfassung schließen.
    »Na, Anka, sind heute wieder alle Männer Schweine?«
    Doro brachte die Fragen aller auf den Punkt.
    »Mir gehen diese Typen alle auf den Geist, weil sie ständig und schmierig buhlen und grapschen wollen«, stöhnte sie. »Ich kann keinen Mann mehr sehen und suche auch nicht mehr. Schnauze voll!«
    »Ich weiß ja nicht, wen du so triffst; ich wünschte mir jedenfalls manchmal mehr sexuellen Einsatz von der männlichen Spezies!«
    »Ach, Doro, komm du erst einmal in mein Alter!«
    Anka fing schon wieder mit diesem leidigen Thema an. Das ärgerte mich. Warum musste man ab vierzig alles, was im Leben nicht ganz geradeaus läuft, mit dem Älterwerden in Verbindung bringen?
    »Hör auf!«, zischte ich, »Ich kann das nicht mehr hören: ›mein Alter‹! Vor kurzem hast du, liebe Anka, noch die wildesten Abenteuer in Hotelzimmern erlebt. Wie kannst du so plötzlich gealtert sein, wenn du vor zwei Monaten noch jung und lüstern warst? Blödsinn!«
    Alle am Tisch, außer natürlich Anka, grinsten bei der Erinnerung an ihr Treffen mit einem Wildfremden im Hotel. Zum Schach spielen, mit verbundenen Augen. Pro rausgeworfene Figur musste ein Kleidungsstück fallen. Beide setzten Zug um Zug, bis sie nackt und gierig übereinander herfielen. Danach hatte sich Anka wieder angezogen, ohne auch nur einmal den seidenen Schal gelüftet zu haben, und war gegangen.
    »Welch’ erfindungsreiche Liebe. Man kann sündigen, ohne gesündigt zu haben, und man gibt sich hin, ohne sich wegzuschenken«, hatte sie uns bei unserem nächsten Treffen schwülstig zugeraunt.
    »Sag mal, Anka«, fragte Doro, »hast du den Typen eigentlich wiedergetroffen oder wenigstens mit ihm telefoniert?«
    »Nein. Will ich auch gar nicht«, bellte Anka heiser. Das Thema war für unsere todesmutige Verführerin abgeschlossen. Doro dagegen zappelte schon ungeduldig auf ihrem Hocker, um ihre Geschichte loszuwerden.
    »Hab ich euch schon von dem Schweizer erzählt, mit dem ich mich getroffen habe? Aus dem Netz? Hahahaha! Ganz zähklebrig, das erste Date. Der redete nur von Kunst und Literatur, und ich langweilte mich zu Tode. Schweizer sind so langsam!« Doro gackerte so laut, dass wir die Aufmerksamkeit anderer Gäste auf uns zogen.
    »Und im Bett? Auch zähklebrig?«, fragte ich.
    »Jahahahaha! Erst ist gar nichts passiert. Er war völlig emotionslos. Ist mit mir spazieren gegangen und hat von Kunst erzählt. Und als sich der Abend dem Ende neigte, fragt der doch plötzlich, ob ich jetzt über ihn herfallen wolle. Hahahaha!«
    »Du hast ihn mit zu dir genommen?«
    »Jahahaha! Als ich mich auszog, war er überrascht, dass ich ja doch keine Hängebrüste hätte!«
    »Was?«
    »Na ja, wenn ich hochgeschlossen trage, sieht mein Brustansatz etwas tief aus!«, freute sich Dolores und sagte mit einem Blick zur Langzeitbeziehungs-Petra: »Aber bei mir steht noch alles!«Wir bogen uns vor Lachen.
    »Aber der Höhepunkt kommt noch. Beim Sex. Der war sooooo langsam. Mir taten schon die Beine weh«, stöhnte Doro. Um ihre Qual zu illustrieren, spreizte sie die Beine und rieb an den Innenschenkeln. »Und dann habe ich zu ihm gesagt: ›Bummel nicht, fertig werden!‹«
    Wir lachten und kreischten hysterisch um die Wette. Nur Petra saugte missmutig an ihrem Drink und machte ein Gesicht wie beim Besuch im Pflegeheim. Ich versuchte, sie in unsere Gesprächsrunde zu integrieren.
    »Und du, Petra? Du sagst ja gar nichts?«
    »Was soll ich denn zum Thema Männer sagen? Ich lebe seit knapp zwanzig Jahren mit meinem zusammen, da hat man andere Themen. Über meine Tochter kann ich etwas erzählen, wenn ihr Lust habt.«
    Alle meine Freundinnen – außer Doro, die Jüngste im Bund – haben bereits erwachsene Kinder, die sich aus unseren Haushalten weitestgehend verabschiedet haben oder gerade dabei sind, es zu tun: Petras Tochter studiert in England, meine Tochter macht gerade ihren Bachelor in

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