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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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bedächtig: »Dieses Programm ist richtig gut. Ich hatte große Angst, dass du es allein nicht auf der Bühne schaffst. Aber jetzt weiß ich, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Das bist du, Tati. Gratuliere!«
    Jetzt war ich fassungslos und erleichtert und gerührt. Ich drückte meine Freundin dankbar. Für ihr Lob und dafür, dass sie sich Zeit genommen hatte.
    Kaum war Gisi auf dem Heimweg, wich meine Euphorie der altbekannten Unsicherheit. Ich wusste nun zwar, dass die Show meiner Freundin gefiel, aber was würden all die anderen Zuschauer sagen, die mich bisher als Kabarettistin nur als Duo erlebt hatten. Würde ich deren Erwartungen erfüllen? Wie würden die Veranstalter und Chefs der Kleinkunstbühnen reagieren? Würden sie in mein Können vertrauen und mich auch solistisch engagieren? Oder würde ich schon im nächsten Monat meine Lebenshaltungskosten nicht mehr bestreiten können? Mein Wankelmotor arbeitete auf Hochtouren.
    Nachdem ich Carsten von der Gisi-Probe und meinen trotzdem ständig anklopfenden Ängsten erzählt hatte, küsste er mich auf die Stirn.
    »Tati, warum freust du dich nicht einfach?«, fragte er mich. »Du weißt doch, dass Grübeleien das Leben nur unnötig schwer machen. Glaub an dich. Ich mache das doch auch!«
    Ich strahlte meinen Gläubigen dankbar an. Da war er wieder – mein Traummann. Verständnisvoll und stark. Carsten war meine Kraftmaschine. Meine Wärmekraftmaschine. Er konnte meine Selbstzweifel mit einem fröhlichen, warmen Lächeln wegwischen. Einfach so.
    Ich genoss ihn, meinen Mann, wie er plauderte, lachte und mich in den Arm nahm! Ich schmolz an diesem Frühlingsabend dahin wie ein Brennstab. Nach einem von Carsten kredenzten perfekten Energiespender in Form eines Salates auf Himbeerdressing und gebratener Gänseleber fühlte ich mich völlig zufrieden, entspannt und weich. Ich spürte die Synchronität unserer Herzen, unsere Antriebe klopften im gleichen Takt. Ich schaute Carsten verliebt an und spürte das vertraute heiße Kribbeln im Bauch. Meine Glühkerzen beschleunigten den Kaltstart. Carsten küsste mich fordernd auf den Mund. Unsere Brennkammern waren über dieselbe Welle mechanisch gekoppelt. Wir flogen mit Turboprop und hatten alles um uns herum vergessen. Danach schliefen wir ein, aneinandergekuschelt und sorglos. Bis zum nächsten Morgen standen alle Gleich-, Dreh- und Wechselstrommotoren still.
    ***
    Ich erinnere mich, dass am Vormittag des nächsten Tages, ich probte gerade, das Telefon klingelte. Flo.
    »Hallo, Tati? Ich wollte schnell mal mit Mandy auf einen Kaffee vorbeischauen!«
    Eigentlich wollte ich sofort wieder auflegen. Flo lud sich immer in den ungünstigsten Momenten ein. Nach einer kurzen Schrecksekunde entschied ich aber, über Flos Premierenproben-Ablenkungs-Anruf froh zu sein. Außerdem peitschte mich die Neugier. Hatte er gerade Mandy gesagt? Wer sollte das denn sein.
    »Heißt dein Blondchen nicht Katie?«
    »Ach, hab ich dir noch nicht erzählt? Mit Katie ist es vorbei.«
    »Warum? Die war doch auch nicht schlechter als alle anderen.«
    »Die hatte ein zu breites Becken«, erklärte Flo freimütig.
    Männer! Da musste er erst dreimal mit ihr schlafen, um dann festzustellen, dass ihm der Hintern zu fett war. Vielleicht sollte ich ihm meinen Optiker empfehlen.
    »Was ist denn nun? Wir stehen schon vor deinem Haus!«, drängelte der blinde Frauenaufreißer durchs Telefon.
    »Na, dann kommt hoch.«
    Diesmal also Mandy. Ständig stellte uns Flo sein jeweils neuestes Objekt der Begierde vor und benutzte uns als Jury. Auch wenn ich so argumentationsstark wäre wie Dieter Bohlen, würde es mir nicht gelingen, ihn von seinem nächsten Fehlgriff abzuhalten, denn in dieser frühen Verliebtheitsphase war Flos Kopf blutleer. Wäre ich wie meine Mutter, hätte ich mich mit dem Argument verweigert: »Ich will mich nicht schon wieder an die Nächste gewöhnen.« Obwohl ich natürlich nie so ein männerverzehrendes Luder war wie Flo ein Frauen ausnutzender Stelzbock, empfand Mama meinen »Männerkonsum« als eine schlimme Form von »Tierquälerei«, obwohl ich ihr im, wie ich finde, akzeptablen Abstand von ungefähr vier Jahren immer höchstens einen frischen LABV, also Lebensabschnittsbevollmächtigten, vorgestellt hatte.
    Es klopfte an meiner Wohnungstür.
    »Ist offen!«, rief ich aus der Küche und fummelte dabei die Kaffee-Pads in die Maschine.
    »Carsten kommt auch gleich runter. Habe ihm Bescheid gesagt!« Ich drehte mich um, und vor mir

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