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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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Zusammenhang mit »Rücken« auf den Begriff »Osteopathie« stoße. Ich lese auf dem Monitor, dass Störungen und Bewegungseinschränkungen des Bindegewebes und der Gelenke sowie Symptome an anderen Organen und Körperregionen durch diese alternative Behandlungsmethode beseitigt werden könnten. Da Carsten und ich in stiller Übereinstimmung morgens nie viele Worte machen, genügt ein kurzes »Willste?« meinerseits, das mit einem Nicken von Carsten bestätigt wird.
    Dann wähle ich die Nummer meiner Physiotherapeutin Iris und erläutere ihr unsere Erkenntnisse. »Ich mache euch einen Termin bei Frank klar!«, verspricht Iris.
    Während Carsten in seine Wohnung verschwindet, um sich ausgehfein zu machen, was in seinem derzeitigen Zustand fast eine Stunde dauert, nutze ich die Zeit, schon mal die Gästeliste für unsere Hochzeit zu notieren. Mit Familie, Freunden, Bekannten komme ich auf über einhundert Gäste. Oh je, das wird teuer. Aber schön. Versonnen kraule ich mein Katzentier und grinse wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd, als der von Schröpf begradigte Carsten wieder die Küche betritt.
    Schnell verstecke ich meine Notizen, ziehe mir meine Jacke über und binde meinem Kranken die Schnürsenkel zu. Hoffnungsfroh machen wir uns auf den Weg ins »Werner-Alfred-Bad«, wo die Behandlung stattfinden soll. Frank erwartet uns schon. Er ist beeindruckend groß und kräftig, sehr jung und zurückhaltend. Er nuschelt Begrüßungsworte und führt uns ins Behandlungszimmer. Wieder muss sich Carsten entkleiden. Ich helfe ihm, vor allem bei den Schnürsenkeln. Bücken kann er sich noch nicht. Frank betrachtet konzentriert und schweigsam Carstens Körper, brubbelt und hilft ihm auf die Liege. Carsten liegt auf dem Rücken und schildert unablässig seine Symptome; klagt über die Schmerzen, die sich auf der gesamten linken Seite seines Oberkörpers ausbreiten, berichtet von seinem Versagen beim Schuhezubinden und meckert über die Operationsandrohung des Neurologen.
    Ich beobachte das Geschehen und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Carsten große Hoffnungen in den stillen Frank setzt. Das erstaunt mich, denn noch auf dem Weg hierher hatte ich Carstens Optimismus mit meinem angelesenen Wissen dämpfen müssen. Leider ist es nämlich so, dass die Schmerzbeseitigung mittels Osteopathie, also durch manipulative Behebung von »Fehlstellungen« der Wirbelgelenke, sämtlichem im zwanzigsten Jahrhundert erkannten Wissen über den menschlichen Organismus widerspricht.
    Frank winkelt Carstens rechtes Bein an, lässt ihn das Knie gegen seine Hand drücken. Carstens Knie hält dem Druck stand. Dann fasst Frank ihn ans Handgelenk, wiederholt das Kniedrücken, und Carstens Bein klappt zur Seite weg. Es scheint fast, als wären die Kräfte aus seinem Oberschenkel durch den Griff zum Handgelenk entschwunden. Die gleiche Prozedur wiederholt der immer noch schweigsame Frank mit dem linken Bein.
    »Was machen Sie da?«, frage ich verwundert aus meiner Ecke.»Fsfs Faszien mhpf, Sehn, nrv brubbel!«
    »Entschuldigen Sie, ich habe Sie akustisch nicht verstanden!«Keine Antwort.
    Frank drückt jetzt an den Rippen meines zukünftigen Mannes rum. Der guckt ihn irritiert an. Ich stehe auf und stelle mich auf die gegenüberliegende Seite der Liege direkt vor den Therapeuten.
    »Und was machen Sie jetzt gerade?«
    Unter Aufbietung aller konzentrativen Kräfte verstehe ich: »Zwerchfell, brubbel, schief, brubbel, Rippen zu weit auseinander. Alles runtergezogen, alles schief, brubbel!«
    Eine weitere Nachfrage wäre mir jetzt peinlich, könnte unser jugendlicher Zwerchfellschieber doch glauben, ich sei alt und schwerhörig. Er greift jetzt mit Schmackes in Carstens Bauchraum, wühlt durch die Bauchdecke in den Gedärmen und rüttelt am Zwerchfell. Während Frank weiter schiebt und staucht und fummelt, nuschelt er: »Weil Ihr Mann immer krumm gelaufen ist, können dadurch Symptome an anderen Organen und Körperregionen ausgelöst worden sein. Durch geeignete Grifftechniken, brubbel, behandeln.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, ziehen Sie jetzt das Zwerchfell hoch, rücken die Därme nach, und dadurch wird er gerade und schmerzfrei?«
    »Mhmpf!«
    »Und was machen Sie jetzt an seinem Hals?«
    »Brubbel!«
    Ich gebe auf, verziehe mich in meine Ecke und beobachte, wie Brubbel-Frank die Sehnen links und rechts vom Kehlkopf massiert. Wozu muss ein Mann mit goldenen Händen deutlich sprechen können? Hauptsache, er macht es möglich, dass ich

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