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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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gelaunt Richtung Hamburg. Wie lange habe ich mich auf dieses Wochenende gefreut, wie lange gebangt und gehofft, dass es auch wirklich stattfinden wird! Ich beobachte meinen dunkelblond gelockten, sonnenbebrillten Liebsten auf dem Fahrersitz unseres Autos. Noch legt er ab und zu seinen linken Arm zur Entspannung auf dem Kopf ab, aber er lenkt das Auto. Ein deutliches Zeichen für seinen voranschreitenden Genesungsprozess! Während der letzten vierzehn Tage war Carsten jeweils dreimal bei Frank und Doktor Schröpf zur Behandlung, ich habe ihn täglich, wie von Mama empfohlen, mit Franzbranntwein eingerieben, und jetzt ist er fast schmerzfrei. Seit einer Woche hat Carsten auch wieder das Regime in der Küche übernommen und trägt damit zur eigenen Gesundung bei. Ich bin optimistisch, dass er auch bald wieder für mich steppen wird.
    Die letzten Wochen waren großartig. Wegen des Lichts am Ende des Tunnels. Jeder noch so kleine Fortschritt im Geradesitzen, jede zusätzliche Sekunde, die mein Patient ohne Arm auf dem Kopf verbrachte, und sogar die Lieferungen altersgerechter Sport- und Arbeitsmaterialien führten bei mir zu hysterischen Fröhlichkeitsausbrüchen. Wenn die Schmerzen des Partners, und damit die eigenen Zukunftsängste und der Druck der Verantwortung nachlassen, weiß man erst, wie gut man es vor dem Bandscheibenvorfall hatte. Ja, da bestätigt sich die Lebensweisheit, dass es dem Menschen erst so richtig schlecht gehen muss, bevor er seinen normalen Alltag zu schätzen weiß.
    Meine Schwester ist seit einer Woche zur Kur, die sich als Rehabilitation für psychosomatische Störungen entpuppte. Noch haben wir nicht telefoniert, davon haben die behandelnden Ärzte abgeraten. Ich habe ein gutes Gefühl und hoffe, das bleibt auch nach der ersten Nachricht von ihr so. Dass sich Flo schon ewig nicht mehr gemeldet und uns keine neue Blondine vorgestellt hat, ist das Einzige, was mich ein bisschen wundert. Aber jetzt will ich mich auf unsere Liebesfahrt nach Hamburg und meinen Fast-Verlobten konzentrieren.
    Carsten hat die CD von Peter Fox eingelegt und singt laut mit: »Und am Ende der Straße steht ein Haus am See … tralalalalalalalala … ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab Rückenwind! Ein Frauenchor am Straßenrand, der für mich singt.« Eine Oma steht an der Straße und wartet auf eine Lücke in der Autokolonne. Carsten hält an und winkt sie freundlich rüber. Ich könnte mich immer wieder in diesen zuvorkommenden und liebenswürdigen Mann verlieben!
    Mein Herz schlägt gleich drei Takte schneller, als wir den Ortsteil Bornstedt passieren. Hier auf dem Krongut habe ich das Hochzeitszimmer für den 23.Januar reserviert. Direkt nach unserem Kurzurlaub werde ich die Papiere einreichen, und dann steht der Hochzeit nichts mehr im Wege. Für heute Abend habe ich mir mein kleines Schwarzes, das neue rot-goldene Mieder und die halterlosen Strümpfe in den Koffer gepackt. Ich will meinen Traumprinzen nach seinem Antrag standesgemäß belohnen. Hamburg, wir kommen! Grrrrrrrr!
    ***
    Dass Carsten trotz seiner Abneigung gegen alle Bühnenstücke und Filme, in denen gesungen wird, Karten für das Musical »Dirty Dancing« organisiert hat, ist ein großer Liebesbeweis. Oh ja, Hamburg hat für mich etwas wunderbar Verruchtes und Verbotenes. Das wird mich heute erotisch inspirieren. Ich blinzle optimistisch in die tiefstehende Sonne.
    »Geht es dir gut? Meinst du, dass es deine Bandscheibe zulässt, dass wir heute ein erotisches Abenteuer wagen?«, frage ich sicherheitshalber nach. Carsten bewegt vorsichtig seine Schultern und grinst.
    »Wenn ich mich nicht so doll bewegen muss, wird’s gehen!«
    Ich grinse zurück. »Ich war schon immer für die Frauenbewegung!«
    Unser Hotelzimmer in der Schäferkampallee ist einfach, aber gemütlich. Ich sortiere meine Cremedöschen und Tuben, Haargel und -spray auf das Fliesenregal vor dem Spiegel des Bads. Beim Blick auf die der Größe nach sortierten Schönheitsutensilien stelle ich argwöhnisch fest, dass mich die Ordnungswut meines Vater, die ich stets verachtet habe, nicht nur jetzt, sondern schon seit einigen Jahren wie ein Virus befallen haben muss. Wozu habe ich mir eigentlich ein Leben lang Mühe gegeben, anders zu sein als meine Eltern!
    Nachdem alle anderen Klamotten so im Schrank verstaut sind, dass mein Papa seine Freude daran hätte, verstecke ich mein Carsten-Überraschungs-Liebesmieder in der leeren Waschtasche.
    Anschließend schlendern Carsten und ich zur

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