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Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Titel: Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Götting
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nächsten Urlaub.
    »Komm jetzt, wir müssen rüber in Halle 3, das hier ist die Reise-Ausstellung.«
    »Warte mal«, sagt Peter, er reißt sich von Lenas Arm los und nimmt noch schnell zwei Häppchen als Wegzehrung mit. Wer weiß, wie weit das ist bis in Halle 3.
    Hätte mir vor meiner Hochzeit jemand gesagt, dass ich jemals freiwillig eine Camping-Messe besuchen würde, hätte ich geschworen, lieber mein ganzes Leben lang Single zu bleiben. Und jetzt stehen wir in der Essener Grugahalle, und wenn ich mich so umschaue, könnte das genauso gut die Jahreshauptversammlung der Schnauzbartträger sein.
    Eine Caravan-Ausstellung mitten im Ruhrpott: Als Willi mich vor ein paar Wochen anrief, klang das dermaßen vielversprechend, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Außerdem müssen wir uns für den nächsten Urlaub in Sepiana anständig ausrüsten. Ich hatte ja vor dem Brand den Mund ziemlich voll genommen.
    Ein halbes Jahr ist das jetzt her, und seitdem telefoniere ich regelmäßig mit Willi und Helmut, auch um unsere Reisepläne zu synchronisieren.
    Nachdem Bademeister Freddie uns wieder in Vieste abgeliefert hatte, überließ ich Herbert unser Zimmer im Palace Hotel. Lena und ich holten kurz vor Ladenschluss der Mietwagen-Station unser Auto ab und fuhren noch am Abend nach Bari. Sekretariats-Engel Steffi hatte uns zwei Plätze auf der Frühmaschine nach München besorgt. Weiß der Teufel, wie sie das immer anstellt – die Maschine war jedenfalls bis auf den letzten Sitz gebucht. Wir sahen ein bisschen bescheuert aus in unseren Shorts und den versifften Klamotten, aber ähnlich abgerockt saß ich auch nach meinem letzten Libyen-Trip im Flieger nach Nizza.
    Und nun also die legendäre »Reise + Camping«. Ich gebe das ja ungern zu, aber ich habe diesem Termin in den vergangenen Tagen regelrecht entgegengefiebert. Es ist wie ein Familientreffen. Herbert hat wissen lassen, dass man ihn bei Concorde antreffen wird, wo er sich bei dem ein oder anderen Gläschen Prosecco einen neuen, noch besseren Charisma konfigurieren lassen möchte. Bürgermeister Helmut erwartet uns am Stand des Grande Paradiso, wo er gemeinsam mit Massimo für die Wiedereröffnung unserer abgebrannten Heimat wirbt. Als deutsches Testimonial.
    Massimo hat letzte Woche Lenas E-Mail-Postfach mit ein paar Dutzend Fotos lahmgelegt; Bilder, die belegen, dass die lieblichen Hügel rund um das Grande Paradiso ihre Farbe inzwischen von Kohlrabenschwarz zu Kotbraun gewechselt haben. Knapp zehn Zentimeter Boden haben sie laut Massimos Mail auf dem ganzen Platz abtragen lassen, weil Kadmium und Quecksilber und wer weiß was für ein Giftzeug die Erde vorübergehend verseucht hatten.
    »Mensch, der alte professore «, trompetet Willi, als er meinen Schwiegervater erblickt. Rita busselt uns derweil recht münchnerisch ab, mit Küsschen links und rechts. Und Willi drückt Lena und mich wie seine eigenen Kinder. Was mich wirklich beruhigt – er hat seine Garderobe auf den Pre-Katastrophen-Stand gebracht. »Noch zwei Bier und dann zu mir« steht auf seinem T-Shirt.
    »Und? Habt ihr euch schon umgesehen?«
    »Nee, wir haben meinen Vater nicht von den Fress-Ständen weg gekriegt«, sagt Lena, »aber eigentlich wollten wir jetzt auch erst mal zu Massimo.«
    »Gute Idee«, sagt Rita, »dann mal los.«
    Willi grummelt etwas ungehalten. Sieht so aus, als würde er sich hier an der Bar ganz wohl fühlen. Er spült sein Bier runter und trottet hinterher. Unterwegs erzählt er, wie sie noch drei Tage lang im Palace Hotel festhingen, ehe der ADAC endlich ihre Abreise organisiert hatte. »Aber ein schicker Kasten war das, sag ich dir. Wohnt ihr Reporter immer so nobel?« Er hält mich am Arm fest, um ein wenig Abstand zu den anderen zu gewinnen. »Sag mal, eure Sekretärin, das ist doch bestimmt ’ne Hübsche, oder?«
    Kurz bevor wir die Touristik-Halle erreichen, bleibt Willi stehen und zückt sein neues Handy. Er hat sich tatsächlich ein iPhone geleistet, was in Kombination mit seinem T-Shirt schon ein bisschen schräg aussieht. Er sagt: »Ich ruf mal eben Herbert an, der soll auch seinen Hintern zu Massimo rüberbewegen.«
    Massimo macht seinen typischen Albatros. »Ragazzi!«
    Ich umarme Helmut, der leider ohne Sagrotan-Susi gekommen ist. Die liegt mit der Grippe ihres Lebens daheim auf der Schwäbischen Alb im Bett. Mein Schwiegervater und Massimo lassen einander kaum noch los.
    Der Stand ist mit großformatigen Fotos aus dem Grande Paradiso dekoriert. Ich bin mir

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