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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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nehmen.«
Jakob sah zu Karen und schrieb dann noch 'und Begleitung' hinter 'Frank Miller'.
»Oh Verzeihung«, sagte er dann, »ich bin die ganze Zeit in Gedanken bei meinem Neffen Martin. Wir freuen uns alle sehr für ihn. Er ist hoch intelligent und äußerst wohl erzogen. Obwohl meine Schwester ihn alleine groß ziehen musste. Aber du bist sicher nicht gekommen, um meine Familiengeschichten zu hören. Was führt dich zu mir?«
»Du musst mir helfen«, sagte Frank gerade heraus.
»Was in meiner Macht steht, werde ich für dich tun, Frank. Schlimm genug, was dir widerfahren ist.«
»Es ist etwas eher Heikles …«
»Sag es einfach!«
»Wir müssen in die Psychiatrie gelangen!«
Jakob runzelte die Stirn.
»Ich verstehe nicht. Ich dachte, du bist auf dem Weg der Besserung. Auch machst du einen deutlich stabileren Eindruck auf mich als vorgestern, als wir gemeinsam in der 'Bürgerstube' saßen.«
»Nein, du missverstehst mich: nicht als Patient!«
»Erkläre es mir!«
»Claire ist dort.«
»Was ist mit ihr?«
»Ich weiß es nicht. Wiegand hat sie mit Medikamenten voll gepumpt und einweisen lassen.« »Wiegand? Das glaube ich nicht. Der würde nie und nimmer seine Karriere riskieren.
Hast du Beweise dafür?« »Beweise?« Frank lachte trocken. »Ich kann ja nicht einmal meine Identität beweisen.« »Es sind Vermutungen«, mischte sich Karen ein, »begründete Vermutungen.« »Und was ist euer Plan, was mich betrifft?« »Du musst uns Zugang zur Psychiatrie verschaffen«, war Franks eindringliche Antwort.
»Nur Klinikpersonal darf in die geschlossenen Abteilungen«, meinte Jakob, »in Ausnahmefällen Besucher, aber auch nur dann, wenn es der jeweiligen Therapie dienlich ist.«
»Aber Claire schwebt in Gefahr. Wir können sie nicht alleine lassen.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Du musst uns irgendwie da einschleusen.«
»Das ist nicht die Art von Hilfe, an die ich dachte, als ich dir anbot, für dich da zu sein.
Ich komme in Teufels Küche, wenn ich Unbefugten Zugang zur Psychiatrie verschaffe.« »Jakob, bitte. Um unserer Freundschaft willen. Um Claires willen.« Franks Blick war so flehentlich, seine Worte so eindringlich, dass Jakob gar nicht anders konnte, als trotz seiner Bedenken nach zu geben. »Selbst wenn ich es wollte, wie sollte ich es arrangieren?« Während er überlegte, fiel sein Blick auf einen Garderobenständer hinter Frank und Karen, an dem sein Arztkittel hing. »Ich habe eine Idee!« Er stand auf und verließ sein Büro. »Können wir ihm vertrauen?«, fragte Karen, als sie alleine waren. »Ich hoffe, ja«, meinte Frank, »aber haben wir überhaupt eine Alternative?« Franks Blick fiel auf die Namensliste, die, auf dem Kopf stehend, vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Hast du eine Ahnung, was eine Bar Mitzwah-Feier ist?« Karen zuckte nur mit den Schultern. Es dauerte keine fünf Minuten, da war Jakob auch schon wieder zurück. Über dem rechten Arm trug er mehrere weiße Kleidungsstücke. Er legte sie Frank in den Schoß und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Dann öffnete er eine Schublade und holte zwei fingergroße Namensschilder und zwei Sicherheitsnadeln hervor und legte sie vor sich auf die Namensliste.
»Letzte Woche waren zwei Ärzte aus dem St. Gertrauden-Krankenhaus hier, zum Erfahrungsaustausch. Ich habe sie durch mehrere Stationen geführt, auch durch solche, die eigentlich für Besucher geschlossen sind. Mir ist vorhin eingefallen, dass die Kollegen, die für den Stationszugang verantwortlich waren, immer nur meinen Klinikausweis sehen wollten. Von den beiden Ärzten haben sie nur die Namen ihrer Schildchen abgeschrieben und dahinter ergänzt: 'verantwortlich: Dr. Levy'.«
»Aber damit ist nachvollziehbar, dass du uns eingeschleust hast«, meinte Frank, der bereits einen der Arztkittel überzog.
»Nun, wir werden sehen. Wenn wir uns unauffällig verhalten, kann nichts passieren. Die Protokolle werden ungesehen vernichtet, wenn keine Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.«
Frank und Karen schlüpften in zwei der Kittel. Karens passte auf Anhieb, Franks war zu klein und er zog einen größeren an.
Den, der ihm nicht gepasst hatte, nahm er wieder in die Hand.
»Für Claire«, sagte er.
»Du willst, dass wir sie da raus holen?«, fragte Jakob, der sich gerade zwei Namen ausgedacht und diese dann auf die Namensschildchen vor ihm geschrieben hatte, »das geht nicht, Frank. Das ist nicht das, was ich unter 'unauffällig verhalten' verstehe. Es kann mich Kopf und Kragen

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