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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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kosten.«
»Jakob, bitte. Beim Hinausgehen kontrolliert doch sicher niemand.«
»Aber dass ein Patient verschwunden ist, während Dr. Levy mit Besuchern in der Psychiatrie war, wird sich ja kaum vertuschen lassen. Nein, Frank, das geht zu weit. Bei aller Freundschaft.«
»Nur zur Sicherheit«, beharrte Frank, »vielleicht brauchen wir ihn ja gar nicht.«
Auffordernd streckte Frank den Kittel Jakob entgegen und blickte dabei auf Jakobs Arztkoffer: »Bitte!«
»Also gut«, nahm Jakob resignierend den Kittel und stopfte ihn in den Koffer.
»Danke, Jakob. Wenn das hier vorbei ist, werde ich dir alles erklären. Glaub mir, du würdest an meiner Stelle genau so handeln.«
Jakob zog nur die Augenbrauen nach oben und schloss seinen Arztkoffer. Dann überreichte er Frank und Karen die Namensschildchen und die Sicherheitsnadeln, welche sie sich sogleich an die Kittelbrust hefteten.
»Bei Gott, Frank, ich hoffe wirklich, du weißt, was du tust.«

8
     
    Der stämmige Krankenpfleger am Eingang der Psychiatrie überprüfte den Klinikausweis, den ihm Jakob durch einen für solche Zwecke in die Glasscheibe eingelassenen Schlitz entgegen geschoben hatte.
Sorgfältig übertrug er dann die Daten des Ausweises in eine vor ihm liegende Liste. Dann gab er ihn an Jakob zurück.
»Und Sie?«, sprach er Frank und Karen an, die hinter Jakob standen.
»Zwei Besucher«, beeilte sich Jakob zu sagen, »sie sind hier zum Erfahrungsaustausch, von, äh, der Klinik im Friedrichshain.«
»Kommen Sie bitte etwas näher heran«, forderte der Krankenpfleger die beiden auf.
Frank, der für einen kurzen Moment Angst hatte, der Krankenpfleger wolle von ihm ebenfalls einen Ausweis sehen, kam der Bitte nach und war erleichtert, als der Krankenpfleger lediglich sein und Karens Namensschildchen deutlicher sehen wollte.
»Oswald Rosenbaum und Petra Ludwig«, entzifferte er die Namen und schrieb sie ebenfalls in seine Liste. Wie Jakob angekündigt hatte, schrieb er lediglich 'verantwortlich: Dr. Jakob Levy' dahinter und ließ es dabei bewenden.
»Wir möchten gerne zu der Patientin, die heute Vormittag eingeliefert wurde.«
Der Krankenpfleger blätterte durch den Papierstapel, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
»Wir hatten heute bereits drei Neuzugänge«, sagte er, als er drei blassrosa Formblätter herausfischte. »Einen Mann. Eine Frau, Jahrgang 1950, und eine Frau, Jahrgang 1983.«
»Die letztere, die ist es«, bestätigte Jakob.
»Hellstein, Claire«, las der Krankenpfleger den Namen ab, »zweiter Stock, Zimmer 207.«
Jakob bedankte sich und die drei Besucher betraten die Psychiatrische Abteilung, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
Über die Treppe erreichten sie die zweite Etage und in unmittelbarer Nähe des Treppenhauses fanden sie auch die '207', ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Jakob Levy klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers an die Tür, doch noch ehe jemand hätte 'Herein' rufen können, hatte Frank auch schon die Klinke heruntergedrückt und war eingetreten.
Im Türrahmen blieb er stehen.
Das Bild vor ihm ähnelte dem vom vergangenen Abend, das er im Wohnzimmer der Wiegands gesehen hatte.
Die stolze Frau, die voller Anmut und Würde neben ihm auf der Parkbank am Müggelsee gesessen hatte, lag in einem bemitleidenswerten Zustand vor ihm auf dem Krankenbett.
Das ihm bekannte sanfte Rot ihrer Wangen war verblasst und einer kränklich-fahlen Hautfarbe gewichen. Ihre Augen waren geschlossen, die Augenlider flatterten. Ihren Haaren fehlte der gewohnte Glanz. Auf ihrer Stirn standen kleine Schweißtropfen.
Claire war nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Und dennoch hatte sie für Frank nichts an Attraktivität verloren.
Neben ihr, auch hier ein Beistelltisch, darauf Fläschchen, Pillendosen, Spritzen.
Jemand schob Frank zur Seite. Karen drängte sich ins Krankenzimmer, dahinter Jakob, der hinter den dreien die Türe schloss.
Zum Glück lag Claire in einem Einzelzimmer.
Niemand konnte sie beobachten oder unangenehme Fragen stellen.
Frank eilte zur einen Seite des Bettes, um Claires Hand zu greifen.
»Sie haben sie festgebunden«, sagte er entsetzt, als er die Bettdecke zur Seite schob, und entdeckte, dass ein Lederband Claires Handgelenk umschloss und dieses Lederband mit einem weiteren verbunden war, das komplett um die Breite des Betts gespannt war.
Karen hob die Bettdecke an Claires anderer Hand und dann auch noch am Fußende an.
Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass Claire etwas davon bemerkte, geschweige denn ihre

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