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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Karen Claires Oberkörper aufzurichten und ihr das Krankenhemd auszuziehen.
Auch dies ließ Claire einfach mit sich geschehen, sie zeigte keine Reaktion.
»Frank«, begann Jakob von neuem. »Ich bitte dich, wir finden eine andere Lösung!«
Doch Frank ließ sich auf keine weitere Diskussion mehr ein. Er stabilisierte Claires Rücken, während Karen nun Claires rechtem Arm den Ärmel des Arztkittels überzog.
»Sie kann nicht alleine gehen. Ihr werdet sie stützen müssen. Ihr werdet sie hier nicht heraus bekommen.«
Im Gegensatz zu Frank und Karen, hatte Jakob nicht gemerkt, dass sich bei seinen letzten Worten die hinter seinem Rücken befindliche Tür des Krankenzimmers geöffnet hatte.
Erst als sich Franks und Karens entsetzte Blicke dorthin richteten, drehte auch er sich um.
»Das sehe ich exakt genau so«, dröhnte die Stimme Dieter Wiegands, während er mit der Linken die Tür hinter sich schloss. In der Rechten hielt er eine Pistole, die genau auf Claires Brust zielte.

9
     
    »Ich werde nicht zögern, abzudrücken.«
Mit der Linken machte Dieter eine Geste, die Jakob zu verstehen gab, dass er sich zu den anderen zum Bett gesellen sollte.
»Aber es ist deine Frau«, stammelte Jakob und folgte dem Befehl.
Dieter lächelte.
»Ja, es ist meine Frau«, meinte er, »und sie war mir äußerst nützlich, als Mittel zum Zweck.«
»Du hast uns in eine Falle gelockt«, erkannte Frank.
»Nicht nur in eine.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Jakob.
Frank begriff, worauf Dieter anspielte.
»Du hast sie nur geheiratet, weil sie ein Bindeglied darstellte, ein Bindeglied zu dem Frank Miller, der mit dir die Reise in eine andere Ebene angetreten hatte.«
»Es ist ja nicht so, dass mir die Ehe nicht auch Spaß gemacht hätte. Und obwohl ich immer in unausgesprochener Konkurrenz zu ihrem toten Verlobten stand, glaube ich doch, dass auch Claire durchaus auf ihre Kosten gekommen ist.«
Es klang sogar aufrichtig, wie er dies sagte, ohne Häme oder Verachtung.
»Dennoch«, fuhr er fort, »ich habe sie wirklich nur getröstet und geheiratet, weil es eine Wahrscheinlichkeit für mich erhöhte.«
»Welche Wahrscheinlichkeit?«, fragte Jakob, der viel zu wenige Zusammenhänge kannte, um zu verstehen, was sich hier gerade abspielte.
»Die Wahrscheinlichkeit, Frank Miller zu finden, oder besser gesagt, von ihm gefunden zu werden. Vorausgesetzt, er tauchte jemals hier in dieser Realität auf und war nicht mit seinem Gegenstück am Görlitzer Bahnhof gestorben. Ich dachte mir schon, dass er – falls er noch lebte – früher oder später den Namen der Verlobten des anderen Frank Millers in Erfahrung bringen und dann in Verbindung zu ihr treten würde. Und das hätte Claire niemals vor mir verbergen können!«
»Du hast Frank Miller getötet«, schoss Karen ins Blaue.
»Es war ein Versehen«, antwortete Dieter und bestätigte seine Tat, »ich habe den falschen Frank Miller umgebracht. Das wurde mir klar, als ich ihm in die Augen sah, während er sein Leben aushauchte. Mit einem Mal wurde mir klar, dass es der falsche Frank Miller war, der da vor mir um Gnade gewinselt und vorgegeben hatte, nicht zu wissen, was ein Signalgeber wäre. Ich zog den meinen heraus und hielt ihn ihm vor die Nase. Er krallte sich daran fest, als er nach hinten weg kippte, auf die Gleise, direkt vor den einfahrenden Zug.«
»Du wolltest alleine zurückkehren und uns irgendeine konstruierte Geschichte auftischen, dass mein Transfer nicht geklappt hätte.«
»Ich habe dich schon immer als außerordentlich gefährlich eingestuft, wenn mich die Gestapo nach einer Einschätzung deiner Person befragt hatte. 'Frank Miller ist außerordentlich befähigt, logische Zusammenhänge zu erkennen', habe ich denen gesagt. Du beweist mir gerade wieder, dass ich Recht hatte.«
»Und dann wollten du und deine Leute dafür Sorge tragen, dass Gothaer zwar weiter forschte – denn ihr wart schließlich auf seine Erfolge angewiesen – aber keine weiteren eigenen Versuche mehr unternahm, denn sie hatten ja bereits ein Menschenleben, nämlich meines, gekostet.«
»Exakt. Wenn er schon nicht mit uns arbeitete, sollte er wenigstens für uns arbeiten. Und er hätte es getan, ohne es zu merken. Genialität und Naivität liegen bei ihm dicht beieinander.«
»Du hast ihn, uns und unsere ganze Arbeit an die Gestapo verraten«, sagte Karen.
»Nein«, widersprach Dieter harsch, »ihr habt das Deutsche Reich verraten, euren Führer und euer Vaterland, trotz all der Eide, die ihr geschworen

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